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Preview - Agony : Das womöglich furchterregendste Spiel aller Zeiten

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Survival-Spiele gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. In diesem Genre muss man sich als Entwickler schon etwas Besonderes einfallen lassen, um die Aufmerksamkeit der Spieler zu wecken. Genau das scheint dem kleinen Team von Madmind Studio mit seinem durch Kickstarter finanzierten Spiel Agony zu gelingen. Zumindest das Szenario ist außergewöhnlich: Ihr landet in der Hölle und müsst daraus entkommen. Hört sich nicht nur verdammt schwierig an, sondern ist zudem ziemlich verstörend.

Das Wort trifft es ziemlich gut: verstörend. Ich bin nach den Stunden mit Agony ziemlich verstört. Das hat gleich mehrere Gründe – positive wie negative –, auf die ich nach und nach eingehen werde. Ich bin ja eigentlich mittlerweile ein ziemlich abgebrühter Kerl, der einiges in seinem Spielerleben zu Gesicht bekommen hat. Weder Metzelorgien mit massig Blut noch Horrorspiele mit Schockmomenten sind Neuland für mich. Mutierte Bestien, Zombies oder strahlengeschädigte Monster, all das habe ich schon gesehen. Trotzdem musste ich mich beim Anspielen von Agony mehrfach verstört am Kopf kratzen – das schafft so schnell kein Spiel.

Survival der besonderen Art

Dabei fing alles noch relativ „normal“ an – wenn man das bei diesem Spiel überhaupt so formulieren kann. Ich lande als geknechtete Seele eines soeben Verstorbenen in den Abgründen der Hölle. Doch schon die Reise in die Unterwelt ist ziemlich beunruhigend in Szene gesetzt: Ich muss mit ansehen, wie mein Körper – also der des Protagonisten – schichtweise verbrennt und in die unergründlichen Tiefen der Hölle gerissen wird.

Ich rase vorbei an dämonenartigen Wesen, die sich von Qualen gepeinigt winden. Vorbei an organisch wirkenden Konstrukten, die wie offene Fleischwunden aussehen und konvulsiv zucken. Schreie der Agonie und Pein sowie gequältes Stöhnen dringen an mein „totes“ Ohr. Es ist eine Trip voller überspitzter Emotionen und Sinneseindrücke, der im ersten Moment ziemlich bizarr wirkt – und genau deswegen eine unglaublich dichte Atmosphäre aufbaut.

Wenige Minuten später finde ich mich am Fuß einer fleischigen Treppe wieder, ohne Erinnerungen an mein einstiges Leben. Vor mir sehe ich blutig-feurige Säulen und einige andere gequälte Seelen. Obwohl ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann, weiß ich von der ersten Sekunde an: Hier will, nein, muss ich weg! Genau das ist auch das Ziel in Agony. Das dürfte jedoch nicht allzu leicht sein. Ah, dort vorne steht ein Leidensgenosse, den ich bestimmt um Rat fragen kann.

Mist, die Dialogfunktion ist in der Alphaversion noch nicht integriert. Nun ja, dann auf eigene Faust. Ich schleppe mich durch einige ebenfalls eklig-hübsch inszenierte Gänge der Hölle, bis ich an einen Abgrund gelange. Ich blicke hinab und erspähe einen großen Dämon, der gefesselt ist und vor Schmerzen wild zuckt. Moment, was war das dort hinten? Lauert etwa Gefahr? Klar, ich bin in der Hölle. Kann es einen gefährlicheren Platz geben?

Der Tod steht mir nicht gut

Ich schleiche auf leisen Sohlen – sofern tote Seelen so etwas überhaupt haben – und halte den Atem an. Das soll angeblich davor schützen, von übel gelaunten Höllendienern entdeckt zu werden. Doch irgendwann kann ich nicht mehr, ich schnappe nach Luft (warum eigentlich, ich bin doch schon tot?) und schwups erwischt mich ein weiblicher Wächterdämon. Er zerfetzt mich mit diabolischer Wonne. War es das?

Agony - Kickstarter Gameplay Demo
Dieses Video zeigt euch satte 16 Minuten Spielszenen aus dem Survival-Horrorspiel Agony.

Zum Glück nicht: Wenn ich in den nächsten Augenblicken eine niedere Seele finde, kann ich sie aufsaugen und mich so wiederbeleben. Gesagt, getan. Meine nächsten Schritte setze ich deutlich vorsichtiger, nutze zudem die direkte Umgebung, um mich vor den Blicken der Wächterdämonen zu verbergen. Überall sehe ich Blut, Wesen mit aufgeschnittenen Bäuchen, ungeborene Babys hängen heraus. Ich bin mal wieder verstört – sehr sogar.

Schnitt. Blenden wir mal von der persönlichen Gefühlswelt des Redakteurs weg und gehen etwas nüchterner an die Sache heran. Die Demo von Agony, die auf einer Alphaversion des Spiels basiert, hat noch nicht viele Funktionen zu bieten. Wir können ein bisschen durch die ersten Gebiete der Hölle schleichen, lernen erste Spielmechaniken kennen und müssen uns vor allem mit der unglaublich bizarr inszenierten Umgebung auseinandersetzen. Das ist bereits jetzt die Hauptattraktion des Spiels. Selten zuvor gab es ein dermaßen abgedrehtes, derbes und verstörendes Szenario zu sehen. Leute mit schwachen Nerven und nervösem Magen sollten definitiv die Finger von Agony lassen.

Allerdings können wir noch nicht allzu viel zum eigentlichen Spielgeschehen sowie zum Potenzial des Titels sagen – dafür ist die Vorabversion zu kurz und rudimentär. Die versprochene Kontrolle von Seelen und Dämonen klingt auf dem Papier vielversprechend, viel zu sehen war davon jedoch noch nicht. Zudem fühlt sich alles noch ziemlich unfertig an. Es ist nicht abzusehen, ob und wie der Höllentrip spieltechnisch überzeugen kann. Überdies ist die Steuerung bisher ein einziger Graus, was mir so manchen Höllenfluch entlockt hat. Grafisch macht Agony einen guten Eindruck, das liegt vor allem an der verwendeten Unreal Engine 4. Aber auch hier liegt noch einiges im Argen, was sich in Clipping-Fehlern, Texturflackern et cetera äußert.

Fazit

André Linken - Portraitvon André Linken
Verstörender Höllentrip

Puh, das ist harte Kost, die uns Madmin Studio mit Agony präsentiert. Die Grundidee ist ziemlich spannend: Als gequälte Seele müssen wir aus den Tiefen der Hölle entkommen. Obwohl die Vorabversion noch unfertig und kurz ist: Schon jetzt bin ich von der Spielwelt recht angetan. Eklig, abstoßend und absolut verstörend – so stellt man sich die Hölle vor. Die Atmosphäre ist unglaublich intensiv. Selten hat mich ein Spiel auf diese Weise berührt.

Ob das Gameplay mithalten kann, muss sich allerdings noch zeigen. Bisher konnten wir außer schleichen und erkunden nicht allzu viel machen. Zudem ist die Steuerung derzeit noch ziemlich hakelig und erschwert den Trip durch die Hölle sehr – zumindest teilweise. Potenzial hat Agony allemal. Doch ob es spielerisch mehr wird als nur ein verstörender Ausflug in die Unterwelt, müssen die Entwickler noch beweisen.

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