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Test - AMD Radeon R9 Fury X : Furyose Aufholjagd?

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Das Duell zwischen AMD (früher ATI) und Nvidia ist fast so alt wie die 3-D-Grafikkarte selbst. Nachdem Nvidia mit der 9er-Reihe kräftig vorgelegt und erst kürzlich mit der GTX 980 Ti ein neues Flaggschiff vorgestellt hatte, wartete alles gespannt auf die neuen AMD-Karten. Zusätzlich zur 300er-Reihe, die den günstigeren Nvidia-Karten Konkurrenz machen soll, will AMD mit neuer Fiji-CPU und HBM-Speicher den Highend-Karten der Konkurrenz einheizen. Ist diese Aufholjagd gelungen? Wir haben uns ein Exemplar der neuen AMD Radeon R9 Fury X im Referenz-Design genauer angeschaut.

Schon beim Auspacken fällt auf, dass die R9 Fury X etwas anders ist als die meisten anderen Grafikkarten. Statt GPU und Kühlung auf einem Brett zu vereinen, bekommen wir hier eine sehr kompakte und mit etwas über 190 mm sehr kurze Karte, die mit einer Wasserkühlung von Coolermaster und einem gesonderten Lüfter ausgestattet ist. Das könnte bei dem einen oder anderen für Probleme sorgen, denn nicht jedes Rechnergehäuse bietet entsprechend Platz, um einen wuchtigen 120-mm-Lüfterblock sinnvoll einzubauen. Wer mit der Anschaffung liebäugelt, sollte also zunächst die Platzverhältnisse in seinem Gehäuse prüfen.

Zweigeteilter Freudenspender

Der Einbau gestaltet sich unter den passenden Voraussetzungen unproblematisch. Die Karte ist wie gesagt kurz und kompakt und nimmt zwei Steckplätze auf dem Mainboard in Anspruch. An Anschlüssen werden drei DisplayPort 1.2 sowie ein HDMI 1.4a angeboten – völlig unverständlich, wieso hier kein zukunftssicheres HDMI 2.0 genutzt wird. Ein DVI-Anschluss ist nicht vorhanden. Für die Stromversorgung werden zwei 8-Pin-Anschlüsse benötigt, die theoretisch bis zu 375 Watt aus dem Netzteil schlürfen können. Angegeben ist die Leistungsaufnahme mit 275 Watt TDP.

Der Lüfterblock wird mit vier mitgelieferten Schrauben befestigt und ist fortan damit beschäftigt, die von der Wasserkühlung abgeleitete Hitze aus dem Gehäuse zu wedeln, damit die GPU nicht ungebührlich ins Schwitzen kommt. Das Kühlsystem wirkt insgesamt durchdacht, die Karte geriet auch unter Volllast nie übermäßig ins Schwitzen. Vor allem ist das Kühlsystem erfreulich leise. Selbst bei voller Leistung hört man kaum etwas, ausgenommen das bekannte und leider ziemlich nervige Pfeifen der Pumpe des Referenzmodells der ersten Charge. Das Problem soll aber mittlerweile behoben sein.

Viel Leistung auf wenig Raum

Auf der Karte tummelt sich einiges an Leistung. Satte 4.096 Shader-Einheiten und 256 Textureinheiten sorgen für ordentlichen Schub. Der GPU-Takt bewegt sich bei überaus stabilen 1.050 MHz, die auch unter Volllast gehalten werden. Eine Drosselung aufgrund der Temperatur kam nicht vor, obwohl für 75 Grad Celsius vorgegeben. Im Testbetrieb blieb die Karte so gut wie permanent unterhalb von 60 Grad. Das spricht deutlich für die Effizienz der Kühlung. 1.050 MHz sind vergleichsweise wenig, mittlerweile sind Werte über 1.100 MHz schon bei nicht übertakteten Karten Standard.

Das eigentliche Highlight ist natürlich die im Vorfeld hochgelobte neue Speichertechnologie. Das HBM (High Bandwidth Memory) ersetzt die bisherigen DDR5-Speicher und ordnet die Speichereinheiten anders an, was sowohl Platz spart als auch Leistung bringt. Bei einem überraschend niedrigen Takt von 500 MHz schaufelt die Karte Daten mit 512 GB/s Bandbreite über ein gewaltiges 4.096-Bit-Speicher-Interface in Richtung Bildschirm. Einziger Haken: Derzeit ist der Speicher auf 4 GB VRAM begrenzt, was sich eventuell mal zu einem Nadelöhr entwickeln könnte. Interessant dürfte es mit der nächsten Generation von HBM werden, denn Potenzial für noch mehr Leistung ist durchaus vorhanden.

UHD hui, HD eher pfui

Bei der Performance der Karte in unterschiedlichen Auflösungen wird schnell klar, dass die Fury X sich umso wohler fühlt, je höher die Auflösung ist. Bei normaler Full-HD-Auflösung unterscheiden sich die Framerates nicht nennenswert von denen beispielsweise einer GTX 980. Je nach Spiel wird hier Gleichstand erreicht, zuweilen werden die Werte einer GTX 980 sogar knapp unterboten. Das hängt zuweilen aber auch vom jeweiligen Spiel ab, offenbar gibt es bei AMD noch Nachbesserungsbedarf bei den Treiberoptimierungen.

So hatte die Fury X beispielsweise deftige Probleme mit dem Benchmark von DiRT Rally, wo die Karte in allen Auflösungen spürbar unter der Leistung einer GTX 980 blieb, mit selbiger aber bei BioShock: Infinite ganz locker den Boden aufwischte. Die Stärken der Fury X werden vor allem in 4K-Auflösungen deutlich, wo unter anderem bei The Witcher 3: Wild Hunt oder im Benchmark von Batman: Arkham Knight locker 25 bis 30 Prozent mehr Leistung als bei einer GTX 980 herauskam. Bei GTA V war die Fury X ebenfalls kaum ins Schwitzen zu bringen, selbst als wir über die Einstellungen die 4 GB VRAM voll ausgelastet hatten.

Benchmark-Werte

Wie das Ganze im Vergleich zur GTX 980 Ti aussieht, die sich auf einem relativ ähnlichen Preisniveau bewegt, werden wir noch untersuchen. Wir warten leider immer noch auf eine entsprechende Bemusterung. Einigen externen Tests und Benchmarks zufolge sollen die Unterschiede bei hohen Auflösungen allerdings eher gering sein beziehungsweise soll die Fury X zuweilen knapp unterlegen sein. Somit stehen die beiden Karten bis auf Weiteres sowohl preislich als auch von der Leistung her in direkter Konkurrenz. Absetzen kann sich AMD trotz neuer GPU, HBM-Speicher und Wasserkühlung nicht.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
AMD ist wieder da und sorgt für Spannung

Viel wurde im Vorfeld über die neuen Wunderkarten mit Fiji und HBM gemunkelt, vollmundig waren die Aussagen. So ganz kann AMD zumindest im Referenz-Design die Erwartungen allerdings nicht erfüllen, denn es gelingt mit der Fury X nicht, die Konkurrenz in allen Belangen das Fürchten zu lehren. Gerade in normaler Full-HD-Auflösung fällt die Leistung der Fury X gegenüber der direkten Konkurrenz unerwartet mau aus. Auffällig ist, dass sich die Fury X vor allem auf hohen Auflösungen ab 1440p pudelwohl fühlt und einen starken, absolut konkurrenzfähigen Eindruck hinterlässt. Hierbei gefällt vor allem die geräuscharme und sehr effiziente Kühlung.

Ein paar kleine Mankos hat die Radeon R9 Fury X allerdings: Die erste Charge der Fury-X-Karten nervt bei starker Belastung mit einem unangenehmen Pfeifton der Pumpe, was mittlerweile bei neueren Exemplaren aber behoben sein soll. Zudem ist der externe Lüfter ein ziemlicher Brocken und passt sicher nicht in jedes Gehäuse. Also erst ausmessen, dann entscheiden. Und warum nur HDMI 1.4? Die Limitierung auf 4 GB VRAM hingegen ist zumindest derzeit eher unproblematisch und dürfte im nächsten Step von HBM wohl ohnehin vom Tisch fallen.

Eine finale Wertung verkneifen wir uns vorerst, weil wir zum einen noch auf Muster der GTX 980 Ti warten und die beiden Karten direkt miteinander vergleichen möchten und weil es sich zum anderen noch um ein Referenzmodell handelt. Glaubt man bisherigen Benchmarks, liegen Fury X und GTX 980 Ti im Durchschnitt in etwa gleichauf, sowohl preislich als auch in Sachen Leistung - trotz aller Alleinstellungsmerkmale der neuen AMD-Karte. Es bleibt also spannend.

Überblick

Pro

  • HBM-Speicher mit hoher Bandbreite
  • sehr effektives Kühlsystem
  • Wasserkühlung
  • kompakte Bauweise der Karte
  • erfreulich leise bei Volllast
  • deutlich verbesserte Leistungsaufnahme
  • starke Leistung bei hohen Auflösungen

Contra

  • in niedrigen Auflösungen schwächer
  • Beschränkung auf derzeit 4 GB VRAM
  • kein HDMI 2.0
  • Einbau kann wegen der Größe des Lüfterblocks problematisch werden
  • Pfeifen der Pumpe bei Volllast (Referenzmodell)

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