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Test - Battlefield: Hardline : Mehr als nur ein Premium-DLC?

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Man muss zugeben, dass Battlefield: Hardline, Visceral Games erster Ausflug in die überaus erfolgreiche Shooter-Welt von DICE, eine holprige Vergangenheit aufzuweisen hat. Mehrmalige Verschiebungen spannten Fans auf die Probe. Auch die Battlefield-Formel auf die Polizeiwelt umzumünzen sorgte zumindest in Zeiten der Ausschreitungen in Ferguson für Gesprächsstoff. Doch jetzt ist der Shooter da und alle fragen sich: Ist Hardline mehr als nur ein Premium-DLC?

Visceral Games hat es sich mit Battlefield: Hardline nicht einfach gemacht. Einerseits wechselt der Entwickler das Szenario. Es gibt keinen großen Krieg, der die Welt ins Chaos stürzt. Obwohl: Einen Krieg gibt es schon, zumindest einen Drogenkrieg auf den Straßen von Miami und Los Angeles. Darum dreht sich auch die Einzelspielerkampagne, in der ihr in die Rolle des Polizisten Nick Mendoza schlüpft. Im Stile einer Action-Serie kämpft ihr euch durch insgesamt zehn Kapitel, löst Fälle und deckt eine Verschwörung auf.

Man mag es kaum glauben, aber die Kampagne ist kein Totalausfall. Ein Novum in der Reihe, wenn man einmal von den Bad-Company-Spielen absieht. Das liegt nicht an der Handlung selbst, die ist vorhersehbar und hat einen ziemlich flachen Spannungsbogen. Es ist die Art der Präsentation. Das Serienkonzept wird von den Entwicklern überzeugend und konsequent umgesetzt. Schön ist ebenfalls, dass nicht im Sekundentakt Menschen über den Haufen geschossen werden, sondern sich das Spiel auch mal Zeit für die Charaktere nimmt. Zwar sind die Dialoge oft kitschig, aber die Drehbuchautoren eiferten auch nicht "True Detective" nach.

Vielmehr serviert man euch in zehn Episoden verdauliche bis schmackhafte Kost. Aus spielerischer Sicht ist Battlefield: Hardline nämlich eine bunt gemischte Wundertüte voller Überraschungen. Da ist alles drin: atmosphärische Passagen, wilde Verfolgungsjagden, ruhige Schleichsequenzen, krachende Ballerorgien sowie ausufernde Schnitzeljagden in offenen Gebieten. Leider schwankt die Qualität der Umsetzung stark über die gesamte Kampagne hinweg. Während einige Abschnitte gut unterhalten, gehen andere Passagen stark auf die Nerven, zum Beispiel wenn ihr im Luftkissenboot in den sumpfigen Everglades unterwegs seid, nach Drogenpaketen Ausschau haltet und nach wichtigen Spuren sucht. Ihr bewegt euch in einem zu großen Gebiet, das kaum Abwechslung bietet und euch nur rudimentär sagt, wo es lang geht. Somit verkommt die Episode zum Großteil zu einer öden Herumfahrerei, bevor sie viel zu spät noch mal etwas an Dynamik gewinnt.

Handschellenindustrie vermeldet Hochkonjunktur

Einige clevere Elemente haben sich die Entwickler bei Visceral für euren Solotrip ausgedacht. Freundlicherweise folgt ihr nur selten engen Levelstrukturen. Oftmals hat jeder Schauplatz mehrere Zugänge, Wege und somit auch Möglichkeiten, bestimmte Situation anzugehen. Meistens müsst ihr gewisse Punkte erreichen oder sämtliche Gegner aus dem Verkehr ziehen. Allerdings könnt ihr euch für verschiedene Vorgehensweisen entscheiden. Na klar, ihr könnt natürlich eure Waffen durchladen und drauflosballern. Auch wenn ihr nur über begrenzte Munition verfügt, funktioniert das tadellos. Alternativ könnt ihr auch leise vorgehen.

Knockt die Gegner aus und sie machen keine Probleme mehr. Verhaftet sie und ihr werdet deutlich großzügiger mit Punkten belohnt. Punkte sind wichtig, denn damit schaltet ihr nach Rangaufstiegen neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände frei. Die Ermittlungsarbeit bei der Polizei wird ebenfalls großgeschrieben: Ihr dürft optional zahlreiche Fälle lösen, in denen ihr mit eurem Scanner auf Beweissuche geht. Habt ihr alle gefunden, schließt ihr die Akte ab und werdet mit neuen Pistolen und Gewehren belohnt.

Battlefield: Hardline - Story Developer Trailer (dt.)
Im neuesten Entwicklervideo sprechen die Macher von Battlefield: Hardline über die Story des kommenden Shooters.

Die künstliche Intelligenz eurer Widersacher lässt allerdings zu wünschen übrig. Sie verhalten sich weder clever noch verharren sie in ihrer Deckung. Nervigerweise konzentrieren sie sich in Feuergefechten ausschließlich auf euch. Eure Partner, mit denen ihr oft unterwegs seid, werden komplett ignoriert. Das geht sogar so weit, dass ein Feind neben eurem Partner steht und er trotzdem euch ins Visier nimmt. Auch wenn das Soloerlebnis einige Schwächen aufweist, ist es viel mehr als eine bloße Vorbereitung auf den Multiplayer-Modus. Trotz einiger neuer Spielvarianten geht es – im Gegensatz zur Kampagne – deutlich traditioneller zur Sache. Hier schien man bei Electronic Arts keine allzu großen Risiken eingehen zu wollen.

Explosionen Ü-BER-ALL

Es scheppert gewaltig. An jeder Ecke und zu jeder Zeit. Daran hat man sich als Battlefield-Veteran gewöhnt. Und es funktioniert auch in Hardline. Das Spieltempo wurde noch mal erhöht, die teilweise recht kompakten Schlachtfelder komprimieren das Geschehen zu einer explosiven Essenz. Wer sich ausruht oder sich einen ausführlichen Überblick über die Lage verschaffen möchte, der stirbt den virtuellen Tod. EA hat an der Marke seit Battlefield 1942 grundlegende Veränderungen vorgenommen.

Hardline spielt in diesem Fall eine tragische Rolle. Das Polizeiszenario hätte frische Impulse bringen und dem Ableger einen eigenen Anstrich geben können. Doch diese Chance wurde grandios verpasst. Im Gegenteil: Visceral Games hat im Multiplayer-Modus schlicht und ergreifend das Thema verfehlt. Virtuelle Überfälle sind nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zombie-Apokalypse gerade das heißeste Thema in der Branche. Egal ob Payday 2 oder Grand Theft Auto V beziehungsweise GTA Online: Überall auf der Welt werden Spieler zu Langfingern.

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