Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - EVE Online: Inferno : Nicht totzukriegen

  • PC
Von  |  | Kommentieren

Inferno! Inferno! Inferno! Diablo-3-Spieler zittern bei diesem Wort, einigen kullern sogar Angsttränen über die zarten Wangen. Doch beruhigt euch! Euer Schwert schwingender Barbar kippt jetzt nicht jeden Moment aus den Latschen. Stattdessen verlassen wir den ultrafiesen Schwierigkeitsgrad der Teufelsaustreibung und steigen weit über seine Himmelspforten ins Universum auf. Genau dort hat das Prime Evil nichts zu melden, stattdessen startet die mittlerweile 17. kostenlose Erweiterung namens Inferno für EVE Online durch, in der vor allem Schiffe mit neuer Grafikschminke eingepudert werden. Das Add-on zeigt einmal mehr, dass die MMO-Welt auch in Zukunft mit diesem Spiel rechnen muss.

Während den meisten Online-Spielen eine kurze Halbwertszeit blüht, hält sich CCPs viel gepflegtes Kind seit mittlerweile über neun Jahren. In dieser Zeit durchlebte es die eine oder andere Pubertät und wandelte sich zeitgemäß, blieb einer Sache aber immer treu: den Raumschiffen, die mit Laserstrahlen, Projektilen und Raketen anderen Flattermännern das Außenblech durchsieben. Um diese Waffen dreht sich das Sahnestück des neuen Add-ons. Nachdem über Jahre hinweg die Geschütztürme optisch verbessert wurden, es aber keine sichtbaren Raketenbuchten gab, visualisiert die isländische Schmiede nun die Abschussrampen mit allem Drum und Dran. Endlich!

Dabei fallen die Grafikmodelle der Buchten sehr abwechslungsreich und charakteristisch aus. Torpedos, die größten Flugkörper in EVE Online, starten beispielsweise sehr behäbig aus den großen Buchten, während die kompakten Rockets flott aus der kleineren Rampe in den Himmel hochschießen. Die Raketenmodelle an sich verfeinerte CCP ebenfalls, zusätzlich zu den detaillierteren Texturen ziehen die tödlichen Brummer einen schicken Schweif hinter sich her und explodieren beim Einschlag um Längen effektvoller als vorher.

Eine reine Kosmetik? Von wegen! Für den wichtigen PvP-Part ergeben sich taktische Veränderungen, da Spieler erstmals am Schiff ihrer Gegner die verschieden gestalteten Raketenbuchten erkennen und sich somit auf die Raketentypen einstellen können. Die anderen Grafikverbesserungen sind dagegen rein fürs Auge gedacht. Dazu gehören die aufpolierten Oberflächen fast aller Schiffe der Amarr-Fraktion und die schickeren Nebel, vor allem in den Wurmlöchern. Für die Charaktergestaltung stehen außerdem weitere Möglichkeiten zur Verfügung, um die ohnehin schon sehr fein veränderbaren Gesichter noch etwas individueller gestalten zu können.

Durch die Bildverbesserung steigen allerdings die Systemanforderungen etwas an, bleiben aber weiterhin verhältnismäßig human. Statt eines Grafikkartenspeichers von 64 MB werden laut CCP ab sofort mindestens 128 MB nötig sein.

Der große Knall bleibt aus

In den meisten vergangenen Erweiterungen konzentrierte sich CCP auf ein oder zwei Spielelemente und krempelte sie oft von Grund auf um. Inferno verändert das Universum dagegen an den verschiedensten Stellen, ohne aber besonders drastische Eingriffe in einem bestimmten Bereich vorzunehmen. Für etwas Frische sorgen einige neue Module, die in erster Linie Schiffe mit Drohnenfokus deutlich mehr Schaden ausspucken lassen und eine neue Art der Schildverteidigung ermöglichen. Eine große Leiste oberhalb des Bedienpults verdeutlicht zudem ab sofort mit großen Grafiken, welche elektronische Kriegsführung vom Feind auf eure Nussschale einwirkt, beispielsweise Energieneutralisierung oder Geschwindigkeitsverlangsamung. Speziell im oft hektischen PvP ist die Effektleiste eine echte Hilfe.

EVE Online - Inferno Launch Trailer
CCP Games erweitert EVE Online mit Inferno bereits zum 17. Mal. Einen Blick aufs Add-on erlaubt dieses Video.

Für eine Spaltung der Community sorgt dagegen das veränderte Schiffs- und Gegenstandsinventar. Die beiden vorher getrennten Fenster sind jetzt miteinander kombiniert. Besonders für die bereits seit Jahren spielenden Bildschirmpiloten bedeutet dies eine schwierige Umstellung der im Kopf eingebrannten Bedienung. In den offiziellen Foren wird daher von vielen das alte Inventar zurückgefordert, bislang aber ohne Erfolg. Der Erfolg dürfte auch in Zukunft ausbleiben, CCP ist schließlich genauso berüchtigt wie gefürchtet für seine "Adaptiere oder stirb!"-Politik bei Neuerungen. Wir als verbitterte Weltraumveteranen haben die Umstellung übrigens ebenfalls verflucht, allerdings hat die Neuerung durchaus ihre Vorteile in Sachen Übersicht.

Krieg dich ein!

Der Krieg zwischen den vier Hauptfraktionen tobt seit einigen Add-ons. Viel Neues gab es die letzten Jahre aber nicht, wohl auch deswegen, weil sich dieser Bereich bisher als relativ pflegeleicht erwies. In Inferno wurden primär die Benutzeroberflächen rund um die Fraktionskriege verbessert. Zum einen lassen sich auf der Sternenkarte Krisengebiete besser lokalisieren, zum anderen zeigen optisch übersichtliche Grafiken und Balken, welche Fraktion im derzeitigen System die Nase vorn hat. Weiterhin können von CCP bereitgestellte Kill-Reports endlich direkt im Spiel angezeigt werden. Auf denen könnt ihr sehen, wie viele Schiffe die Spieler untereinander zu Staub geschossen haben. All das fein säuberlich gestaffelt nach Schiffsklassen und Wert.

Von der Übersicht profitieren auch die traditionellen Kriege zwischen den Spielerunternehmen, den sogenannten Corporations. Neben der reinen Kill-Statistik ist es zudem jetzt Corporations beziehungsweise Allianzen, denen ein Krieg erklärt wurde, möglich, verbündete Corporations als Unterstützung gegen den Aggressor in den laufenden Krieg einzubinden. Kriegserklärenden Corporations wird somit das Abschlachten von oft wehrlosen Industrie-Corporations erschwert. Erschwert werden Kriegserklärungen auch insofern, als Kriege keinen Fixbetrag mehr kosten. Ab sofort gilt: Je größer die Corporation, desto höher die Gebühr. Große Corporations oder Allianzen können deshalb mit weniger ungewollten Konflikten rechnen.

Fazit

Andreas Ludwig - Portraitvon Andreas Ludwig
Trotz der wunderschönen neuen Raketeneffekte und Lackierungen einiger Schiffe bricht der gestandene EVE-Spieler bei Inferno nicht in Jubelarien aus. Auch die restlichen Features verstehen sich als Frischfutter ohne gigantischen Einfluss auf den Spielbetrieb. Bis auf das durchaus umstrittene neue Inventar fügen sich die Ergänzungen in den Krieg und die Module aber problemlos ein, eliminieren einige optische und spielerische Defizite, vereinfachen den Umgang mit Spielelementen und sorgen für frischen Spielspaß. Das ohnehin grandiose EVE Online mit seinem hohen Schwierigkeitsgrad und Frustfaktor für Einsteiger wird unterm Strich also solide erweitert.

Überblick

Pro

  • gewaltige Spieltiefe
  • schöne neue Grafikeffekte
  • sinnvolle Ergänzungen bestehender Systeme
  • mehr Übersicht in Kriegen

Contra

  • weiterhin teils massive Server-Lags bei großen Kämpfen
  • gewöhnungsbedürftiges Inventar

Kommentarezum Artikel