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Preview - Gwent: The Witcher Card Game : Monsterhatz als Kartenfest

  • PC
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Doch auch im Grundkonzept rappelt es gewaltig. Die Spione von früher gibt es in ihrer herkömmlichen Form nicht mehr, dafür aber zahlreiche vergleichbare Effekte von Karten, die zwingend dem Gegner untergeschoben werden (oder, eher selten, wahlweise auf einer der Seiten des Bretts platziert werden dürfen). Spezialkarten lassen nun auch mal eine Kreatur nach der Runde auf dem Spielfeld zurück, was neue taktische Möglichkeiten eröffnet, lösen ganze Stürme von kombinierten Wettereffekten los oder ermöglichen Flächenschaden, der nur spezifische Ziele trifft.

Es lässt sich nicht leugnen: In Sachen Taktik macht Gwent bislang einen sehr guten Eindruck, wenn auch fraglich ist, ob das Balancing so funktioniert. Es wirkt momentan, als ob gewisse Fraktionen (Hust, Monster, hust, hust!) anderen deutlich überlegen wären. Doch der insgesamt angenehme Eindruck steht und wird unterstrichen von einer ansprechenden Ästhetik.

Das Artwork, in seltenen heroischen Fällen sogar animiert, vermittelt die zappendustere Stimmung der Witcher-Welt und gibt jeder der Gruppen Persönlichkeit, wobei es natürlich auch nicht schadet, dass zahlreiche bekannte Charaktere und Kreaturen, vor allem aus Witcher III, ihren Weg ins Spiel gefunden haben. Das User Interface und die Menüführung sind vorbildlich und sorgen dafür, dass keine Verwirrung entsteht. Allerdings zickt die Bedienung an einigen Stellen noch rum, etwa wenn man ein Ziel für einen Karteneffekt bestimmen muss. Hoffentlich und wahrscheinlich eine Betakrankheit, die bald ausgemerzt wird.

Von der Geschäfts- und Metaebene hingegen gibt es nicht viel zu berichten. Gewonnene Spiele führen zu zweierlei Ressourcen: die eine zum Kaufen von Boostern (sind hier „Fässer“, aber dasselbe in Grün) und die andere zum gezielten Herstellen von Karten. Letztere können natürlich auch gewonnen werden, indem man überflüssige Karten entzaubert.

Eine nette Idee ist, dass nach Matches dem Kontrahenten ein herzliches „GG!“ gegeben werden kann, was beim Empfänger zu einem kleinen Boost an Ressourcen führt. Das tut niemandem weh und man muss schon ein arger Stinkstiefel sein, um jemandem diese kleine Freude zu nehmen. Natürlich lockt auch schon jetzt im Shop die Option, hart erarbeitete Euronen auf den Wolfskopf zu kloppen, um sich so schneller Karten zu sichern.

Ein Blick in die Kartensammlung, die sich dank einer abermals durchdachten Oberfläche gut bedienen lässt, nährt den einzigen Zweifel an der rosigen Zukunft von Gwent: Zwar ist Sapkowskis Universum reichhaltig, doch ist es reichhaltig genug? Die Anzahl der Karten ist momentan eher begrenzt und schon jetzt sind alle größeren und zahllose kleinere Charaktere verbraten worden (Nilfgaard mal ausgenommen). Wohin wird das führen? Man kann die Welt nicht zwanghaft erweitern und somit sind Witcher-Motive eine endliche Ressource – eine, die angesichts solcher bereits existenter Karten wie „Johnny der Godling“ vielleicht schneller ihrem Ende entgegensteuert, als man es bei einem langfristig angelegten Spiel gerne sähe.

Doch noch ist das Zukunftsmusik und eine Brücke, die wir überqueren, wenn wir sie erreichen. Wichtig ist: Es zeichnet sich jetzt bereits ab, dass Gwent eine gelungene Umsetzung wird – umso mehr, wenn der bereits angekündigte und auf der gamescom gezeigte Kampagnenmodus nachgereicht wird. Und, viel wichtiger, wegen seines genialen Grundkonzeptes steht es nur mittelbar in Konkurrenz zu all den anderen virtuellen Sammelkartenorgien. Es war und ist eine einzigartige Erfahrung und Herangehensweise, und das ist in einer Ära geldgiergetriebener Imitation Gold wert.

Fazit

von Leo Schmidt
Komplexer und besser denn je – wenn jetzt nachgelegt wird, kommt hier ein Knaller auf uns zu!

Es musste an vielen Stellen geschraubt und geschmirgelt werden. Auch wenn das Ergebnis sich sehr vom (unleugbar unterhaltsamen) Balance-Albtraum in The Witcher III: Wild Hunt unterscheidet, scheint es jetzt in einer sehr gesunden und komplexen Form zu sein. Neue Mechaniken für die Karteninteraktion, Komfort-Features, eine frische Ästhetik und ein paar Änderungen am Kernkonzept lassen zumindest mir das Herz aufgehen – wenn ich auch den Eindruck habe, dass noch nachgebessert werden muss, wenn es um Fairness zwischen den Fraktionen geht.

Das Geschäftsmodell ist mittlerweile hinlänglich bekannt, daher nur so viel: Wer keine Impulskontrolle und eine zu lockere Geldbörse hat, muss genauso vorsichtig sein wie bei Hearthstone, Magic Duels und Konsorten. Doch wer willens ist, entweder etwas Zeit oder eben Penunze in die düstere Kartenwelt von Geralt zu investieren, bekommt schon bald ein eigenständiges, andersartiges Spiel vorgesetzt. Keinen mauen Klon, sondern ein verfeinertes, reiferes Gwent, dem man nur noch die Kinderkrankheiten austreiben und die versprochene ausführliche Singleplayer-Kampagne überziehen muss.

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