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Special - Hulk Hogan und der Terminator : Freakshow mit alten Männern

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    In seiner Blütezeit predigte Hulk Hogan die Sätze: „Sprecht eure Gebete. Esst eure Vitamine und geht zum Training.“ Heute – im Alter von 60 Jahren – verblödet sich diese lebende Wrestling-Legende am laufenden Band selbst. Von der peinlichen Reality-Show „Hogan Knows Best“ über ein Sexvideo bis hin zu den ominösen rassistischen Äußerungen in eben jenem Video. WWE kappte sämtliche Verbindungen zum Hulkster, 2K Games entfernte DLC-Inhalte aus WWE 2K15. Aber hey, Hauptsache der Terminator ist in WWE 2K16 spielbar!

    (Anm. d. Red.: Auch wenn Olaf des Öfteren für Gameswelt freiberuflich Standardartikel, zum Beispiel Previews, schreibt, gilt für seine Kolumne: Die Meinung des Autors muss nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.)

    Der Wrestling-Zirkus machte seinem Namen in den vergangenen Tagen wirklich alle Ehre. Die Abfolge der Geschehnisse muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Auf dem 2006 aufgenommenen und 2012 ans Licht der Öffentlichkeit geratenen Sexvideo – von und mit dem unsterblichen Hulk Hogan und seinen 24 Inch Pythons – äußerte sich Hogan mit rassistischen Kommentaren. Als wäre der Privatporno nicht schon peinlich genug, haut der Hall of Famer offenbar eine N-Bombe nach der anderen raus.

    Um das klarzustellen, wir sprechen hier nicht von einem dummen Teenager-Popstar. Es geht um Hulk Hogan, einem heute 60-jährigen Medienprofi, der das Sports-Entertainment revolutionierte, in Hollywood-Filmen mitspielte und für WWE eine Lizenz zum Gelddrucken ist. Was ich damit sagen will: Hulk Hogan mag eine Wrestling-Legende sein, aber was für ein Volldepp ist Terrence Gene Bollea – also der Mensch hinter der Kunstfigur Hulk Hogan?

    Moment, spulen wir die Zeit doch einfach noch ein bisschen zurück. Hulk Hogan prostituierte sich und seine degenerierte Familie bereits in einem peinlichen Reality-Show-Format namens „Hogan Knows Best“, war im Anschluss daran in einen ziemlich schmutzigen Rosenkrieg mit seiner Botox-Bratze, äh … Ehefrau Linda verwickelt und hatte eine Affäre mit einer Freundin seiner Tochter.

    Drehen wir das Rad noch weiter zurück landen wir bei dem berühmten Steroid-Skandal, in dessen Folge Hogan sogar gegen Vince McMahon aussagte. Kevin Eck, ein ehemaliges Mitglied des WWE Creative Teams, fasst die Situation auf seinem Blog sehr treffend zusammen, wenn er schreibt: „Hulkmania ist für mich schon vor Jahren gestorben!“

    Nie mehr Hulk Hogan in einem Videospiel?

    WWE zog nach all diesen Geschehnissen die Notbremse. Das Unternehmen feuerte den Hulkster in einer medienwirksamen Hauruck-Aktion, entfernte sein Superstarprofil von WWE.COM und schmeißt ihn allem Anschein nach auch bald aus der Hall of Fame. 2K Games sah sich ebenfalls genötigt zu handeln und löschte den Hulk-Hogan-DLC von WWE 2K15 mit sofortiger Wirkung von den Servern. Hulk Hogan mutiert somit zum P.T. des Wrestling-Business. Auch für WWE 2K16 stehen alle Zeichen auf Sturm. Hulk Hogan wird hier garantiert nicht als offizielle Spielfigur auftauchen.

    Bedeutet das jetzt, dass wir Hulk Hogan nie wieder in einem Wrestling-Spiel sehen werden? Wird Real American nie mehr aus unseren Boxen dröhnen? Ich glaube nicht daran! WWE hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass man solche Skandale schneller wieder vergisst als Konrad Adenauer das Geschwätz von gestern.

    Man erinnere sich nur an Stone Cold Steve Austin, der nach häuslichen Auseinandersetzungen mit seiner Frau Debra zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurde. Oder an diverse Stars, die wegen Drogen- und Alkoholmissbrauch in die Medien gerieten – wie beispielsweise Scott Hall oder Jake Roberts. Oder an den Ultimate Warrior, der als Dozent ebenfalls mit rassistischen und homophoben Äußerungen für Wirbel sorgte. Sie alle haben ihren Weg zurück zu WWE gefunden.

    Hulk Hogan wird bei WWE für die nächsten zwei bis fünf Jahre weg vom Fenster sein. Doch sobald sich die Wogen geglättet haben, werden sich Vince McMahon, Triple H und der Hulkster wieder zusammenraufen. Und warum? Wegen des Geldes! Hogan steht wie kaum ein anderer Name für Sports-Entertainment, für Wrestling und für eine der größten Boom-Phasen von WWE – damals noch WWF, also World Wrestling Federation. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich und im Wrestling-Business gibt es wohl kaum größere Geldgeier als Hogan und McMahon.

    I’ll be back … in the ring?

    Jetzt zum zweiten Aufreger: Am Wrestlemania-Wochenende führte Musterschwiegersohn Triple H Hollywood-Legende Arnold Schwarzenegger in die WWE Hall of Fame ein. Persönlich finde ich den Prominentenflügel in einer Wrestling-Ahnengalerie irgendwie albern, aber wenn man sich die Historie von WWE anschaut, dann kann ich mit Leuten wie Pete Rose, William Shatner oder Mr. T durchaus leben. Schließlich ist die Aufnahme solcher Charaktere stets ein guter PR-Gag und bringt WWE die Aufmerksamkeit des Mainstream-Publikums.

    Doch der Marketing-Stunt zwischen WWE und Schwarzeneggers Streifen Terminator: Genisys treibt in diesem Jahr geradezu groteske Auswüchse. Der gute Triple H musste bei „Wrestlemania 31“ schon in einem lächerlichen Terminator-Schmierentheater mitspielen. Diese Darstellung hatte nichts mit dem eigentlichen Kampf, dem Charakter oder sonst irgendetwas zu tun. Es war einfach nur Mitten-in-die-Fresse-Promotion-Arbeit für den neuen Kinofilm. Ich als Wrestling-Fan schämte mich fremd, einfach weil ich schockiert darüber war, wie dreist WWE mir als Zuschauer mittlerweile Werbung um die Ohren kloppt und diese als Sports-Entertainment verkauft.

    WWE 2K16 - Terminator Pre-Order Trailer
    Vorbesteller von WWE 2K16 erhalten den Terminator als kostenfreien Bonus-Charakter.

    Dass Arnold Schwarzenegger als Preorder-Bonus für WWE 2K16 erscheint, wirkt da nur passend. Der Werbespot mag als Hommage an den Action-Klassiker Terminator noch leidig lustig sein. Aber ich will den Terminator nicht in einem Wrestling-Spiel sehen. Nicht als offizielle Spielfigur! Ich weiß genau, dass sich die Entwickler spätestens auf der Gamescom wieder mit dem möglichst realistischen Gameplay brüsten und den Terminator als Entertainment abtun werden. Trotzdem fühle ich mich – wie bei dem Wrestlemania-Entrance von Triple H – in meiner Intelligenz beleidigt, dass 2K Games und WWE denken, Wrestling-Fans würden derartigen DLC-Schrott einfach fressen!

    Wieso nicht Extrakostüme für John Cena? Oder für Shawn Michaels? Verdammt, vielleicht sogar ein kostenloses Paket mit NXT- oder ECW-Wrestlern? Aber nein, es muss der ultimative PR-Gag sein. Und wisst ihr, warum es mich so sehr ärgert: Weil WWE mit uns gerade dasselbe abzieht, wie WCW seinerzeit mit dem irrwitzigen Auftritt von RoboCop in den TV-Shows. Nur eben moderner und zeitgemäßer aufgezogen. Doch in seinem Kern ist es der gleiche Blödsinn wie damals und führt dazu, dass Wrestling von vielen weiterhin nur als Zirkusveranstaltung betrachtet wird.

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    Olaf ist freier Autor, leidenschaftlicher Zocker und Wrestling-Fan, seitdem er damals Hulk Hogan und den Ultimate Warrior im Ring sah. Heute verfolgt er WWE regelmäßig, besucht Shows der deutschen Wrestling-Liga Westside Xtreme Wrestling und lässt auch immer wieder seinen Blick über den Tellerrand zu den amerikanischen Indies und New Japan schweifen. Wer davon etwas mitbekommen möchte, der kann Olaf auch auf Twitter folgen!

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