Test - Metal Gear Solid HD Collection : Schleichsammlung
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Als Hideo Kojima 1998 mit Metal Gear Solid den Nachfolger zweier 8-Bit-Titel für die PlayStation herausbrachte, hatte er sich Großes vorgenommen: Die Art und Weise, wie (Stealth-)Spiele gespielt werden, zu revolutionieren und dabei Mittel der filmischen Erzählkunst in einem Videospiel zum Tragen zu bringen. Nach dem mehr als geglückten Versuch, der nicht weniger als ein Meisterwerk der Videospielgeschichte darstellt, folgten Fortsetzungen und Prequels der Reihe, vor allem auf der PS2 sowie auch für die PSP. Dieser Tage erscheint nun mit der Metal Gear Solid HD Collection eine umfassende Sammlung, die neben den PS2-Klassikern zudem noch die kongeniale PSP-Version beinhaltet. Lohnt sich der Kauf?
Gleich drei Ausflüge der Schlange auf einer BluRay, dazu noch die 8-Bit-Klassiker aus seligen Oldschool-Zeiten – das klingt nach einem runden Paket für Fans taktischer Spionage-Action. Aber worum geht‘s eigentlich?
Von alten Zeiten und Nanomaschinen
Die gesamte Geschichte der Metal-Gear-Serie in einer kurzen Review zusammenfassen zu wollen, wäre Irrsinn. Zu komplex ist die Metageschichte, die sich wie ein Rankengeflecht durch sämtliche Titel der Reihe erstreckt, daher soll nur kurz auf die vorliegenden Spiele eingegangen werden. Alles nimmt seinen Anfang mit dem letzten PS2-Titel der Reihe, Metal Gear Solid 3: Snake Eater: Als junger Soldat wird man in den 60er-Jahren in die Urwälder der Sowjetunion geschickt, um das Ende des atomaren Patts zu stoppen. Der Charakter ist dabei Naked Snake: Der Mann, der im Verlauf der Metal-Gear-Geschichte zum berüchtigten Superkrieger „Big Boss“ werden sollte und aus dessen Genen später der Held aus Metal Gear Solid, Solid Snake, geklont werden wird.
Im PSP-Ableger, Peace Walker, spielt man erneut Big Boss, der in den 70ern in einem Konflikt der unbewaffneten Nation Costa Rica gegen die mysteriösen Peace Sentinels zu Hilfe gerufen wird. Nebenbei errichtet er im Alleingang eine Privatarmee und stößt natürlich wieder auf die namensstiftenden Kampfläufer, die „Metal Gears“. In Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty, das nach der Jahrtausendwende spielt, schlüpft man schließlich neben einem kurzen Ausflug als Solid Snake in die Haut einer neuen Figur: Der Frischling, Codename „Raiden“, wird damit beauftragt, Geschehnisse auf einer ehemaligen Bohrinsel vor der Küste der USA zu untersuchen. Zu diesem Zweck wird Raiden mit Hightech-Ausrüstung und Nanorobotern im Blut ins Feindgebiet geschleust.
Schleichen, schießen und ... essen?
Am Spielprinzip hat sich nichts geändert: Man pirscht durch Areale, die durch kurze Ladeintervalle getrennt sind, schaltet Wachen aus (wahlweise letal oder betäubend), setzt eine Unzahl Gadgets ein und erfüllt Ziele, die man via Funk erhält. Das heimliche Vorgehen steht dabei ebenso im Vordergrund wie die filmreife Präsentation, die mit teils halbstündigen Zwischensequenzen aufwartet. Hinzu kommen raffiniert abgestimmte Bosskämpfe, die zu den kreativsten der Videospielgeschichte gehören. Lediglich in der PSP-Portierung durchbricht das Mikromanagement der Privatarmee diesen Rhythmus, hier wird – plattformbedingt – die Geschichte als derb skizzierter Motion-Comic erzählt. Snake Eater bringt zudem noch ein Tarn- und Survival-Element ins Spiel, bei dem man allerlei Getier erjagt und verzehrt.
Auf technischer Seite zeichnet sich deutlich ab, dass die Spiele älteren Datums sind – dies kann auch die Hochskalierung auf 720p nicht verschleiern. Allerdings sind alle gut gealtert: Sehen Sons of Liberty und Peace Walker durchaus ansehnlich aus, verblüfft Snake Eater auch heute noch durch raffinierte Licht- und Schatteneffekte, feinere Texturen und lebensnahe Vegetation. Die Steuerung geht wie zu alten Zeiten von der Hand, hier hat sich wenig geändert. Kontrollen und Grafik der PSP-Version wurden sinnvoll auf die große Konsole umgesetzt und auch die tolle Vertonung und teils bombastischen Soundtracks wissen zu begeistern – David Hayters Reibeisenstimme als Snake lässt bei Veteranen nostalgische Gänsehaut sprießen. Hinzu kommen Altmeister Kojimas gelungene Spielmechaniken: Diese sind einfach zeitlos gut – damals wie heute.
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