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Special - Nintendo NX - Kommentar : Spannungsbogen überspannt

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Zu Nintendos NX gibt es bisher nur einen Codenamen, ein Release-Fenster und unzählige Gerüchte. Alle paar Wochen, ach was, Tage, wollen neue Insider wissen, um was es sich genau handelt. Am Anfang haben sich nicht wenige, mich eingeschlossen, auf jeden möglichen Informationsfetzen gestürzt wie ein Rudel ausgehungerter Löwen auf eine verletzte Oryxantilope. Die E3 wurde nicht genutzt und so langsam ist die Luft aus der einst prallen Spannungsblase raus.

Eigentlich bin ich froh, dass die Wii U 2016 von Nintendo nur noch stiefmütterlich behandelt wird. Versteht mich nicht falsch. Die Tablet-Konsole zählt zu meinen meistgespielten Plattformen, mit der Big N mein Hobby bereichert hat. Endlich habe ich Zeit, ohne Druck den schändlich hohen Turm vernachlässigter Spiele abzuarbeiten. Und trotzdem: Ich sehe die Situation ganz realistisch und weiß, dass Nintendo etwas Außergewöhnliches abliefern muss, um Third-Party-Entwickler und abgesprungene Kunden wieder an Bord zu holen – besser früher als später. In meiner Brust klopft jedes Mal der Herzcontainer, wenn ich daran denke, womit Nintendo die Branche diesmal überraschen wird. Das heißt, er klopfte.

Inzwischen bin ich von der langen Zeitspanne mit noch offenem Ende, die seit dem Investoren-Meeting im März 2015 vergangen ist, nur noch genervt. Es ist, als würde mein Lieblingskonsolenhersteller mit einer Köstlichkeit vor meiner Nase herumwedeln, sie aber gerade so hoch halten, dass ich sie selbst springend nicht erreichen kann. Klar, Geduld ist eine Tugend. Eine, mit der ich in dieser Angelegenheit nicht besonders gesegnet bin.

Ja, ich war angefixt, geködert, von dem Moment an, als Satoru Iwata versprach, dass sich Nintendo nicht der Mobile-Sparte öffnen werde, um aus dem Konsolengeschäft auszusteigen, sondern sich mit einer dedizierten Spielkonsole zur Branche bekannte. Ich kann euch sagen, dass ich gespannter war als Sylvester Stallones Gesichtshaut!

Schön Männchen machen!

Nintendo-Fans bringen ihrem Lieblingsunternehmen eine Treue entgegen, wie ich es gegenüber keinem anderen Vertreter der Videospielbranche kenne. Jedes neue Mario, jedes Animal Crossing lässt uns zu liebeshungrigen Welpen werden, die kräftig hinter dem Ohr gekrault werden. Mir gefällt dieser Gedanke. Ich für meinen Teil fühle die reine Glückseligkeit, wenn ein neues Metroid erscheint ... aber das ist eine andere Geschichte. Bei neuer Hardware verhält es sich nicht anders, vielleicht sogar etwas extremer. Schließlich kann man bei Nintendo nie wissen, was einen erwartet. Das macht gerade den Reiz an Wii, 3DS und Co. aus.

Die ersten Male, in denen Reggie, Miyamoto und Freunde generisches PR-Gelaber hinter vermeintlichen Neuigkeiten zu NX versteckten, schluckte ich den faden Hundekuchen noch freudig. Schließlich würden wir alle Mitte Juni wissen, was Nintendo da zusammenrührt. Inzwischen bin ich der geschmacklosen Leckerlis überdrüssig. Die Ernüchterung über die verpasste Chance, auf der E3 ein möglichst großes Publikum zu erreichen, sitzt noch ziemlich tief. Daran ändert auch die vorab kommunizierte Absage einer Enthüllung auf der E3 wenig. Jedes Gerücht, von denen man in einer Gaming-Redaktion viele mitbekommt, löst bei mir inzwischen ein reflexartiges Augenrollen aus, gefolgt von einem tiefen Seufzer. Die Luft ist sprichwörtlich raus.

Notice me, Senpai!

Ich verstehe die Gründe für das lange Zurückhalten jeglicher Informationen. Nintendo möchte die Bombe genau dann platzen lassen, wenn es den Zeitpunkt für richtig erachtet. Aktuell hat man Shigeru Miyamoto zufolge noch Angst, die Konkurrenz könnte die neuen Ideen in Project Scorpio oder die PlayStation 4 Neo einfließen lassen. Verständlich, dass der Konsolenhersteller nach der finanziellen Misere der Wii U keine Risiken mehr eingehen will. Aber, bitte: NX soll in spätestens neun Monaten in den Regalen stehen und wir haben noch nicht einmal den finalen Namen. Da hinter der Konsole offensichtlich mehr steckt als ein eine klassische Spieleplattform, braucht das Marketing doch genügend Zeit, der breiten Masse zu erklären, für was sie ihr Geld ausgeben soll.

Der Zeitpunkt wird kommen. Das steht fest. Wir wollen Aufmerksamkeit und wir bekommen sie. Lange kann es nicht mehr dauern. Wenigstens ein Gedanke im Zusammenhang mit NX stimmt mich aktuell noch froh: Trotz überspannter Nerven weiß ich schon jetzt, dass ich mich wie ein lange ignorierter Hund umso mehr freuen werde, wenn Herrchen Kimishima uns Nintendo-Fans endlich wieder einen Blick zuwirft – dann werden zahlreiche Schwänze zu wedeln beginnen.

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