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Test - Perils of Man : Klassische Adventure-Kost

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Früher war bekanntlich alles besser. Damals kostete eine Kugel Eis noch 50 Pfennig, im Radio lief gescheite Musik und Point-and-Click-Adventures besaßen knallharte Kopfnüsse ohne Lösungsvorschläge. Die Blütezeit der Knobelspiele ist zwar längst vorbei, die Schweizer Entwickler IF Games halten aber weiterhin an den klassischen Genretugenden fest. Das iOS-Rätselabenteuer Perils of Man soll in die Fußstapfen vergangener LucasArts-Hits treten. An dem Titel schrauben sogar einige Ex-Veteranen wie Bill Tiller, die schon an Monkey Island, The Dig oder Full Throttle mitwirkten - alles unvergessene Spieleperlen, die bis heute als Maßstab dienen. Die erste Episode des in mehreren Kapiteln unterteilten Mobile-Adventures erreicht diese Messlatte leider nicht.

Anna Eberling ist im Prinzip ein ganz normales Mädchen: Sie liest Bücher, klebt Poster an ihre Zimmerwände und surft auf ihrem Tablet im Internet. Auf der anderen Seite umgibt ihre Familie ein dunkles Geheimnis. Annas Vater, Max Eberling, war nämlich ein Wissenschaftler, der mit seiner letzten Erfindung das Uhrwerk des Universums knackte und somit den Schlüssel des Schicksals entdeckte. Er schuf eine Maschine, mit der man durch die Zeit blicken kann, angefangen von einer Weltausstellung im Chicago des Jahres 1893 bis zur Gegenwart. Doch Max Eberling verschwand von heute auf morgen - von ihm und seiner bahnbrechenden Entdeckung fehlt jede Spur. Da auch die Mutter nicht mit Details herausrückt, nimmt Anna die Dinge selbst in die Hand und forscht nach der Wahrheit.

Vielversprechende Geschichte

Die Rahmenhandlung von Perils of Man hat unser Interesse geweckt, zumal die Entwickler eine epische Geschichte versprechen, die sich über einen Zeitraum von 150 Jahren erstrecken und euch in mehrere, abwechslungsreiche Schauplätze verschlagen soll. Davon bekommt ihr in der ersten Episode, die kostenlos für iPhone, iPad und iPhone Touch veröffentlicht wurde, allerdings nichts mit. Ihr steuert Anna an ihrem 16. Geburtstag durch das Familienanwesen, krallt euch hier und da ein paar Gegenstände und plaudert mit eurer Mutter. An seltenen Stellen müsst ihr sogar einige Rätsel lösen, die jedoch meist offensichtlich gestrickt sind und förmlich nach der Lösung schreien - etwa, wenn ihr mit einer Batterie in der Tasche in einen dunklen Raum stiefelt, in dem prompt eine Taschenlampe liegt - ohne Batterien natürlich.

Immerhin werden sämtliche Gegenstände übersichtlich in eurem Inventar verstaut, wo ihr sie per Fingertipp auch kombinieren könnt. Offenbar haben die Entwickler aber bei der Übersetzung geschlampt, denn während die Dialoge sowie die anfängliche Videosequenz einwandfrei auf Deutsch vertont wurden, springen euch bei Objekten sowie im Dialogmenü englische Begriffe entgegen. Auch bei der nicht lippensynchronen Sprachausgabe muss IF Games noch mal nachbessern - zuweilen erstarren die Fratzen vollkommen, obwohl das Gespräch munter weiterläuft. Der erste nachgeschobene Patch hat leider nicht alle Ungereimtheiten ausgebügelt.

Viel zu kurzes Häppchen

Trotz des Ansporns, ein Adventure der alten Schule zu stricken, präsentiert sich Perils of Man in 3-D-Grafik mit modernen Komfortfunktionen. So lassen sich zum Beispiel sämtliche Interaktionsmöglichkeiten einblenden und wer partout ein Brett vorm Kopf hat, greift auf die integrierte Rätselhilfe zurück. Die haben wir jedoch nicht einmal benötigt. Kein Wunder, ist das Abenteuer doch schon nach ultrakurzen 60 Minuten vorüber - was halb so schlimm wäre, hätten diese 60 Minuten wenigstens Spaß gemacht oder uns in irgendeiner Weise gefesselt. Aber ach, die Klickorgie durch das Gebäude lässt jede Spannung vermissen, selbst den Cliffhanger haben die Entwickler vermasselt, weil es schlicht keinen gibt. Das Spiel endet abrupt nach dem ersten großen Rätsel mit dem Hinweis, dass es bald weiter geht. Dann aber voraussichtlich kostenpflichtig, wie man es von The Walking Dead und anderen Episoden-Spielen kennt.

Somit entpuppt sich das erste Kapitel als geschmackloser Appetitanreger - und das just beim Auftakt, der doch gerade die Spieler fesseln und sie in die Geschichte saugen soll. Laut IF Games handelt es sich bei der kostenlosen Probe-Episode lediglich um eine Demo, die ungefähr zehn Prozent des Gesamtspiels ausmachen soll, aber das ist keine Entschuldigung für die Spielfehler und die Schwächen in der Erzählung. Sobald die zweite Episode erscheint, überprüfen wir, ob Perils of Man doch noch das Zeug hat, in die Fußstapfen seiner Ahnen zu treten. Bisher sind diese nämlich eine Nummer zu groß für das dürre Mobile-Spielchen.

Fazit

Mirco Kämpfer - Portraitvon Mirco Kämpfer

Ich habe nicht schlecht gestaunt als nach einer Stunde alles schon wieder vorbei war. Aber die kurze Spielzeit will ich gar nicht nicht mal anprangern, immerhin sagen die Entwickler selbst, dass es sich bei der ersten Episode um eine kostenlose Demo zum Hineinschnuppern handelt. Aber um ehrlich zu sein: Geschnuppert habe ich nicht viel. Durch die Handvoll Rätsel und Dialogoptionen habe ich mich schnell durchgeklickt, ohne gefordert zu werden und die Geschichte kommt nur mühsam in Gang. Hinzu kommen störende Übersetzungsfehler und technische Mängel. Kaum zu glauben, dass hier Ex-LucasArts-Veteranen ihre Finger im Spiel haben. Aber vielleicht täuscht das Probe-Episödchen ja und Perils of Man reift noch zur Adventure-Blüte wie die Klassiker aus meiner Kindheit heran. Schön wär’s.

Überblick

Pro

  • interessante Rahmenhandlung
  • integrierte Hilfsfunktionen
  • passende Vertonung der Charaktere
  • kostenlos

Contra

  • Übersetzungsfehler
  • technische Schnitzer
  • fehlender Spannungsbogen
  • abruptes Ende

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