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Special - Spieler mit Schwerstbehinderung : Von Custom-Controllern und Petitionen

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Den linken Stick im Mund, die Nase bedient die Buttons und mit der Wange wird der rechte Stick bewegt. Auf den ersten Blick kann man sich als Zuschauer Verwunderung nicht verkneifen. „Ich komme damit klar!“, sagt Tim. Tim ist 29 Jahre alt, kommt aus Hamburg und ist schwerbehindert. „Die einzigen Körperteile, über die ich Kontrolle habe, befinden sich in meinem Gesicht. Finger, Beine und der Rest des Körpers unterliegen oftmals starken Spastiken, also Zuckungen und Krämpfen, die nicht kontrollierbar sind!“ Wie bei vielen Endzwanzigern stehen Videospiele bei Tim hoch im Kurs. Aktuell sind es vor allem Renn- und Rollenspiele, denen er seine Zeit widmet.

Im Gegensatz zu einigen anderen Menschen, die unter Behinderungen leiden, besitzt Tim keine an ihn und seine Bedürfnisse angepassten Eingabegeräte. Er nutzt den Standard-Controller der Xbox One. Im Gespräch witzelt er, dass „der Controller der Xbox 360 besser bedienbar ist, wenn man ihn mit Mund, Wange und Nase steuert. Der PlayStation-Controller ist aufgrund der Stick-Anordnung nicht so geeignet, wobei man ihn hinlegen kann und das Kinn zur Hilfe nimmt. Allerdings schmecken beide fast identisch!“.

Wenn es um technische Hilfsmittel geht, um Videospiele genießen zu können, setzen viele Spieler auf GimpGear. Der Hersteller hat sich auf Peripherie für behinderte Menschen eingestellt und bietet unter anderem Controller an, die explizit für Menschen gebaut wurden, die lediglich ihren Kopf bewegen können. Diese angepassten Eingabegeräte kosten dann weitaus mehr als die Standardausführungen und schlagen mit einem saftigen Preis zu Buche. Stolze 1200 US-Dollar kostet beispielsweise der Head Gamer Sip-n-Puff Mouth Joystick Game Controller.

Einer der mittlerweile bekanntesten Kunden von GimpGear ist Jason Rosenberg, im Netz kennt man ihn als KitsuneYume. Ende 2008 berichteten Spieleseiten über ihn und den für ihn gebauten PlayStation-3-Controller von GimpGear. KitsuneYume leidet an Duchenne-Muskeldystrophie, er kann seine Muskeln nicht nutzen und ist auf stützende Elemente wie Rollstühle oder Betten angewiesen. Anbei ein Video, das zeigt, wie er Mirror's Edge spielt. Zu Beginn erklärt er, wie seine Steuereinheit funktioniert.

„In Videospielen bin ich frei von meiner körperlichen Behinderung“, sagt Tim. „Erst spiele ich Fußball, danach geht es auf die Rennstrecke und am Ende töte ich riesige Bossmonster in einer Fantasy-Welt. All diese Dinge, und seien sie noch so klein, sind Sachen, die ich in der realen Welt nicht oder nur sehr schwer erleben könnte!“, fährt er fort.

Gerade dieses Entkommen aus der realen Welt ist es, was viele Spieler suchen – ob körperlich oder geistig eingeschränkt oder nicht. Auch Steve Spohn nutzt Videospiele, um „seinen Rollstuhl“ verlassen zu können. Geholfen hat ihm dabei das Team von EvilControllers, eines der größten Controller-Modifikations-Teams der Welt. In diesem Video wird genauer erklärt, wie genau das „auf den Nutzer abgestimmte Design“ funktionieren könnte.

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