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Preview - Uncharted: The Lost Legacy : Frauen-Power: das erste weibliche Buddy-Movie

  • PS4
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Es scheint ein ungeschriebenes Sakrileg zu sein, männliche Rollen durch Frauen zu ersetzen. Ghostbusters mit Frauen? Pfui bäh! Oder ein weiblicher Doctor Who? Als sage jemand „Jehova“! Für das Spin-off Uncharted: The Lost Legacy könnte sich aber genau dieser Geschlechtertausch als der entscheidende Kniff entpuppen.

Buddy-Movies sind traditionell eine männliche Domäne. Von Mel Gibson und Danny Glover in Lethal Weapon über Jackie Chan und Chris Tucker in Rush Hour bis hin zu, na ja, sagen wir: Jonah Hill und Channing Tatum in 21, Jump Street, das Genre im ständigen Schlagabtausch zwischen schlagkräftig und schlagfertig kannte nur wenige weibliche Protagonistinnen. Auch in der Uncharted-Reihe sind wohl eher die dauerfrotzelnden Wortgefechte zwischen Nathan Drake und Sully in Erinnerung geblieben statt den Was-sich-liebt-das neckt-sich-Passagen mit Elena.

Uncharted: The Lost Legacy betritt in dieser Hinsicht Neuland und tut gut daran. Einen Indiana Jones in Frauengestalt haben wir zwar schon in Tomb Raider erlebt, doch noch nie zwei weibliche Machos, wenn man so will, auf einen Schlag. Und wie wir wissen: wenn Naughty Dog eines meisterlich beherrscht, dann ist es die Dynamik zwischen zwei Charakteren, das Erzählen großer Emotionen in kleinen Gesten und Blicken. Nicht erst seit Joel und Ellie in The Last of Us.

Auch wenn Chloe, die Diebin aus Uncharted 2: Among Thieves, das ganze Spiel über der einzige spielbare Charakter bleibt, weicht ihr Nadine aus dem letzten Drake-Abenteuer nicht von der Seite. The Lost Legacy wird so zu einem Parforceritt dieses ungleichen Gespanns, dessen beider Hitzköpfe ihnen mitunter mehr im Weg zu stehen scheinen als so mancher Gegner.

Das Beste von kurz nach früher bis jetze

Der Abschnitt, den wir anspielen durften, ähnelt dem 10. Level des Hauptspiels, „die zwölf Türme“: dem, in dem ihr mit dem Jeep durch die Savanne von Madagaskar fahrt, der mit seiner Größe und Weite am ehesten an die Freiheiten einer Open World erinnerte, der allein schon wegen seiner beeindruckenden Panoramen regelmäßig den Atem stocken ließ. Oder einfach der, in dem ihr die kleinen Steinmännchen umfahren durftet. Auf jeden Fall aber der grafisch beeindruckendste Level in ganz Uncharted 4.

Im Spin-off, Standalone-Add-on, DLC, nennt es, wie ihr wollt, erlebt ihr einen ähnlichen Level in Kapitel 4 und damit ein gutes Sinnbild für die Marschrichtung, die hier eingeschlagen wird: Uncharted: The Lost Legacy ist gewissermaßen wie eine Best-of-Platte aus dem Back-Katalog der Serie, das Mixtape mit den Songs, die man auch im Autoradio hören will, wenn man gerade nicht zu Hause ist, um den einzelnen Alben in Gänze zu lauschen. Kennt man alles irgendwie schon, hat man aber immer wieder gerne.

Der Offene-Welt-Level von Lost Legacy ist nur noch einen Tick offener als sein Original. Ihr könnt und müsst auch überall in dieser zerfurchten Klifflandschaft hinfahren, Höhlen erforschen und Türme erklimmen, Schluchten durchqueren und durch den Matsch schlittern, bewachte Lager plündern und immer wieder die Landschaft bewundern mit ihre Felsformationen, Wasserfällen und Palmenhains. Wie eine digital remasterte Best-of-Platte also, aus der ein paar Knackser entfernt wurden und in der der Bass noch eine Spur wummernder rüberkommt.

Mit der Seilwinde am Geländewagen brechen wir eine Tür auf, klettern auf eine Tempelruine und verstecken uns dort angekommen sofort im hohen Gras, weil die Feinde uns schon erwarten. Schleichen, ballern, schwingen. Das volle Programm, wie wir es kennen. Fehlt nur noch eins, und das kommt als Nächstes: rätseln. Die Scheiben eines antiken Reliefs wollen so in Position geschoben werden, dass sich das Bild eines Bogens darauf zeigt.

Der dadurch in Gang gesetzte Mechanismus öffnet die Tempeltüren ins Freie und legt den Blick offen auf die nächsten Ziele: drei weitere Ruinen, die in der Ferne darauf warten, von abenteuerlustigen Haudegen erforscht zu werden. Kennt man auch so ähnlich schon aus Teil 4: aus der Episode, in der man mit dem Boot die Ruinen auf unzähligen kleinen Karibikinseln abklappert.

„Tut mir Leid, an dieser Stelle dürfen wir dich nicht mehr weiterspielen lassen“, raunt mir einer der Entwickler plötzlich ins Ohr, klopft mir auf die Schulter und nimmt mir den Controller aus der Hand. Waaas? Macht doch gerade so Spaß ...

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