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Test - Unravel : Indyarnie Jones

  • PS4
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Seit der Ankündigung auf der E3 im vergangenen Jahr hat Hauptfigur Yarnie bei vielen Spielern einen Stein im Brett. Die Wollfigur gehört zu den putzigsten und zugleich markantesten Figuren, die in den letzten Jahren als Neuzugang in der Welt der Videospiele auftauchten. Was bleibt, ist die Frage, ob Unravel mehr bietet als einen zuckersüßen Protagonisten. Wir haben den Puzzle-Plattformer bereits durchgespielt und verraten euch, wo Unravel glänzen kann.

Bereits beim ersten Start von Unravel wird klar, dass Emotionen eindeutig im Vordergrund des Spielerlebnisses stehen. In einem Willkommenstext spricht euch das Entwicklerstudio Coldwood Interactive direkt an und bedankt sich bei euch dafür, dass ihr Yarnie auf seiner Reise begleitet. Dann fängt euer Abenteuer ganz ohne weitere Erklärungen an.

Ihr beobachtet eine ältere Dame beim Stricken in ihrer Wohnung. Als sie ein rotes Wollknäuel beim Treppensteigen verliert, taucht Yarnie auf. Das Wollwesen wird nicht weiter erläutert oder erklärt. Ab hier beginnt eure Reise, auf deren Handlung wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Um Unravel so zu erleben, wie es Coldwood Interactive vorgesehen hat, solltet ihr möglichst ohne Vorwissen in den Puzzle-Plattformer starten.

Knackige Rätsel

In jedem Level erwartet euch typisches Jump-'n'-Run-Gameplay mit vielen kleinen Rätseln. Der Protagonist besteht ausschließlich aus Draht und einem langen Bindfaden aus roter Wolle. Sämtliche Knobeleinlagen drehen sich komplett um Yarnies Faden. Mit jedem Schritt, den er nach vorne geht, verliert er mehr von seinem wolligen Körper. Solltet ihr zu viele Umwege machen, kann es vorkommen, dass sich der rote Held komplett vom Drahtgerüst abspult und nicht mehr vorankommt. Damit ihr über genug Faden verfügt, erwarten euch in regelmäßigen Abständen neue Spulen mit rotem Bindfaden, die gleichzeitig als Checkpoint dienen.

Euren Wollfaden nutzt ihr nicht nur zum Vorankommen, sondern auch als Hilfsmittel. Beispielsweise könnt ihr ihn als Liane verwenden, um zwischen verschiedenen Hindernissen hin- und herzuschwingen. Durch Verknoten des Bindfadens an zwei Gegenständen baut ihr Rampen oder Trampoline, die euch helfen, höher gelegene Ebenen zu erreichen.

Die Hindernisse bestehen zumeist aus Alltagsgegenständen. Da Yarnie überwiegend in der freien Natur unterwegs ist, müsst ihr größere Pfützen überqueren, Bäume hinaufklettern oder Schutz vor gemeinen Raben suchen, die euch fressen wollen. Nützlich ist der Faden vor allem, um verschiedene Schaltermechanismen zu betätigen und verschlossene Tore oder Klappen zu öffnen. Die Kombination aller Elemente erfordert gerade in den letzten zwei Leveln starke Konzentration und eine gewisse Portion Geschick.

Märchen in Spielform

Wo Unravel ganz klar punkten kann, ist bei der Präsentation. Die Grafik ist eine wahre Augenweide und läuft auf der PlayStation 4 mit flüssigen 60 Bildern in der Sekunde. Die liebevoll gestalteten Level sorgen zusammen mit den Gesten von Yarnie für ein unbeschreibliches Erlebnis. Da die komplette Erzählung ohne Sprache auskommt, transportiert der Held seine Emotionen vor allem durch seine Körperbewegung. Je nach Umwelt seht ihr dem Fadenwesen an, ob es glücklich oder ängstlich ist, ob es friert oder wohlauf ist.

Während der einzelnen Abschnitte kommt Unravel komplett ohne HUD aus. Solltet ihr sterben, startet ihr am letzten Checkpoint erneut. Eine festgeschriebene Anzahl von Versuchen gibt es nicht. Sollte euer Wollfreund das Zeitliche segnen, erwarten euch stellenweise sehr heftige Todessequenzen. Da einem der kleine Matz schnell ans Herz wächst, tut es umso mehr weh, wenn er ertrinkt, in ätzender Säure aufgelöst oder zwischen den Zahnrädern eines Fließbandes zerquetscht wird. Wir haben bei jedem digitalen Ableben mitgelitten.

Boah ist das traurig - Felix zockt Unravel
Felix konnte bereits eine Stunde Unravel zocken. Seht in diesem Video sein Eindrücke.

Ein weiterer großer Teil der Stimmung wird von der Musik getragen. Die wurde von einem Orchester eingespielt und passt sich dynamisch der jeweiligen Situation an. So wird das Leiden von Yarnie oft von theatralisch klingenden Geigen untermalt.

Spaßbremse

Was uns ganz klar in den rund sechs Stunden mit Yarnie fehlte, war der Spaß. Sicherlich: Das Grundgerüst des Spiels ist unterhaltsam und wir würden jederzeit erneut mit dem roten Stoffhelden auf Abenteuerreise gehen, doch ist das komplette Spiel von einem arg melancholischen Unterton geprägt. Das ist zwar interessant, da die meisten Plattformer in einer glücklichen und fröhlichen Welt angesiedelt sind, allerdings bleibt die eigene Fröhlichkeit während des Spielens auf der Strecke. Zudem wirkt diese Melancholie teilweise durch den Einsatz von Filtern und Musik zu erzwungen.

Das ist etwas schade, da der Stoffheld sicher auch in einer fröhlichen Rahmenhandlung funktionieren könnte. Sowohl die Mechanik als auch die Rätsel bieten viel Potenzial für eine Fortsetzung. Wir hoffen, dass die Entwickler den Spaß und die Freude mehr in den Vordergrund stellen und sich von der erzwungenen Melancholie verabschieden, sollten sie sich dazu entscheiden, Yarnies Abenteuer weiterzuführen.

Fazit

Robin Rottmann - Portraitvon Robin Rottmann
Yarnie kann’s

Seit der Präsentation auf der letzten E3 stand Unravel ganz weit oben auf meiner Most-Wanted-Liste für dieses Jahr. Jetzt kann ich sagen: zu Recht. Das Abenteuer rund um Yarnie ist ein tolles Erlebnis, wenn auch die Melancholie des Titels an einigen Stellen sehr erzwungen wirkt. Diese andere Herangehensweise an einen Plattformer wird sicherlich nicht den Geschmack der breiten Masse treffen, doch den will Coldwood Interactive offensichtlich gar nicht bedienen.

Die Rätsel gehen allesamt locker von der Hand, die Länge der einzelnen Level ist ideal und die audiovisuelle Präsentation ein wahres Feuerwerk. Abzüge gibt es jedoch für einige Fehler, die während unserer Spielsitzung auftraten. Zweimal mussten wir aufgrund eines Bugs ein Level neu starten, einmal konnten wir ein Rätsel wegen eines Fehlers nicht beenden. Den Spielspaß trübte das jedoch nicht. Unravel ist definitiv einer der wichtigsten Titel des Jahres.

Überblick

Pro

  • sehr dichte Atmosphäre
  • direkte Steuerung
  • knifflige und fordernde Rätseleinlagen
  • tolle Grafik
  • unglaublich putzige Hauptfigur
  • orchestraler Soundtrack
  • bewegende Handlung

Contra

  • oft sehr gezwungen melancholisch
  • Levels könnten abwechslungsreicher sein
  • einige Rätsel haben mit Bugs zu kämpfen

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