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Special - World of Warcraft: Warlords of Draenor : Ein kleiner Abschiedsbrief

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Vor rund zwei Monaten erschien mit Warlords of Draenor ein weiteres Add-on zum MMO-Evergreen World of WarCraft. Auch wenn ich erst im Dezember Zeit fand, mich damit zu beschäftigen, packte mich die Erweiterung recht schnell, was ich euch in meinem Special „Azeroth hat mich wieder“ im Dezember wortreich schilderte. Mittlerweile schreiben wir Mitte Januar und ich habe mich mehr oder minder intensiv mit dem Spiel beschäftigt. Dabei bin ich auf Aspekte gestoßen, die in der anfänglichen Euphorie so gar nicht zu bemerken waren. Ein guter Anlass für ein kleines Resümee.

Es hat sich einiges getan seit meinem Wiedereinstieg. Nach rund einer Woche waren die Quests so weit abgehakt - kurz und knackig, aber im Grunde auch recht befriedigend. Mir gefiel die Story und ihre Inszenierung, ebenso die neuen Gebiete. Die veränderten Spielmechaniken mit neuen Werten, reduzierten Attributen und anderen Aspekten waren dabei nicht störend, auch wenn einiges davon nicht so sauber durchdacht wirkt. Alles ist etwas schlanker und übersichtlicher geworden, was ich aber im Großen und Ganzen nicht verwerflich finde. WoW hat halt ein breites Publikum und soll es noch möglichst lange behalten. Da leuchtet es ein, das Spiel zugänglich zu gestalten, auch wenn Spieler der ersten Stunde gern mal darüber schimpfen.

Die Garnison ist derweil ausgebaut, alle Gebäude sind auf Stufe 3. Okay, bis auf die Menagerie. Der nötige Erfolg, der mir 500 gewonnene Haustierkämpfe in Draenor abverlangt, wirkt auf mich so verlockend wie die Entfernung sämtlicher Weisheitszähne ohne Betäubung. Insbesondere, nachdem ich Nat Pagle schon unzählige bumslangweilige Stunden des Angelns gewidmet habe. Alles hat seine Grenzen. Die Instanzen sind mehrfach abgegrast, wobei ich mir die mythischen Varianten spare. Wie schon gesagt, alles hat seine Grenzen und sobald ein Spiel in zeitaufwendige Arbeit umschlägt, verliere ich die Lust.

When routine bites hard ...

Das Abenteuer ist mittlerweile in tägliche Routine ausgeartet. Einmal pro Tag jeweils mit meinem Hauptcharakter und meinem Twink flugs die Garnison abgrasen, Aufträge erstellen, Anhänger auf Missionen schicken. Wieso muss ich als glorreicher General eigentlich selbst Kräuter pflücken und Erze kloppen, während meine zahlreichen Anhänger sich die Eier schaukeln? Faule Schweine. Die tägliche Angelquest lasse ich links liegen – ich kann keine Fische mehr sehen. Bleibt noch die Daily Quest für die Kristalle. Beschäftigungstherapie, sinnvolles Zeug kann man sich für die Kristalle ohnehin nicht mehr kaufen. Und alle paar Tage mal die Invasion meiner Garnison, die recht schnell abgefrühstückt ist.

Klar, da ist noch der Hochfels-Raid (ein weiterer kommt in Bälde), zu dem ich mich aufgrund des Zeitaufwands und der Terminbindung bei festen Gruppen aber nur noch selten aufraffen kann. Ab und zu Besuche in älteren Instanzen, einfach um Erinnerungen aufzufrischen, ein bisschen Gold zu sammeln und noch den einen oder anderen fehlenden Erfolg zu erreichen. Und alle Jubeljahre mal eine neue Mission der extrem unspektakulären Garnisonskampagne. Da hätte man sicherlich noch einiges mehr draus machen können. Zum Beispiel mal ein Szenario, das ich mit ausgewählten Garnisonsanhängern bestreiten kann, oder einfach die Möglichkeit, selbst in Anhängermissionen einzugreifen. Die Garnison an sich ist eine gute Idee, aber es ist schade, dass sie einfach nicht weiter genutzt wird.

… and ambitions are low

Ansonsten ertappe ich mich nicht selten dabei, dass ich nach dem „Daily Business“ in meiner Garnison stehe und mich frage, was ich nun eigentlich machen soll. Nach dem Overkill an Daily Quests und Ruf-Fraktionen in Pandaria geht Blizzard in Draenor genau ins andere Extrem. Es gibt nur wenige Fraktionen und dafür Ruf zu farmen, ist ohne entsprechende Quests qualvoll. Abgesehen davon, dass es für „ehrfürchtig“ bis auf das eine oder andere Reit- oder Haustier ohnehin nur sinnfreie Belohnungen gibt. Irgendwie fehlen mir im Endgame von Warlords of Draenor eine gewisse Dynamik und Motivation. Es mangelt an Ereignissen, die meine Garnison betreffen, oder einer Möglichkeit, mit zu sammelnden Ressourcen die Garnison wenigstens etwas zu individualisieren. Oder irgendetwas, was passiert. Grommash ist erledigt, aus die Maus, hier passiert nichts mehr. Twink hochleveln und noch mehr Garnisonen betreiben? Nein, danke.

Klar, es gibt noch Dinge, an denen ich basteln könnte, zum Beispiel um das eigene Equipment noch etwas aufzumöbeln. Aber gerade in dem Bereich hat Blizzard einiges versaut - vom Timing über die Wirtschaft bis hin zum Handwerk. Ich kann meine Anhänger auf Missionen schicken, in denen sie Ausrüstung erbeuten. Blöd nur, dass die interessanten Item-Stufen erst dann kommen, wenn man ohnehin schon in besserem Equipment herumrennt. Also trägt man das Zeug zum Händler. Gleiches gilt für das Verwertungsgebäude. Ab und zu ist mal ein 615er- oder gar 630er-Item im Sack. Nutzt mir nur nichts bei Item-Level 646. Auch der Item-Kauf mittels Kristallen leidet darunter. Bis ich damit sinnvolle Items und deren Upgrades kaufen kann, habe ich deutlich bessere Ausrüstung in den Raids gesammelt, selbst wenn es nur die LFR-Varianten sind.

Vom Nützlichen zum Überflüssigen

Auch das Handwerk leidet unter schlechtem Timing. Natürlich kann man einige spannende Sachen herstellen. Aber: Die Ressourcen-Mechanik der Garnison ist ziemlich vergurkt. Es dauert ewig, um nötige Ressourcen wie Echtstahlbarren oder Wildblut herzustellen. Bis man da einen Gegenstand basteln kann, hat man meist schon deutlich Besseres aus dem LFR-Raid gezogen. Das Handwerk wird damit weitgehend obsolet. Was erschwerend hinzukommt: Es gibt keine neuen Rezepte mehr außerhalb des Ausbilderangebots - und auch da nur eine Handvoll, die mühsam verdient werden will, um dann nutzlos in der Liste zu stehen. Früher fand man noch neue Rezepte für lohnende Ausrüstung, konnte auf die Jagd nach Ressourcen gehen und mitunter das Gebaute auch noch teuer verkaufen. All das ist überwiegend verschwunden.

Das Wirtschaftssystem mit dem Auktionshaus ist mittlerweile ebenfalls zumindest fragwürdig geworden. Zum einen hat eine gewisse Inflation, gepaart mit Größenwahn, eingesetzt. Landen überhaupt mal interessante Items im Auktionshaus, so werden dafür absurde Preise aufgerufen. Erschwerend kommt hinzu, dass inzwischen durch die Garnison jeder Spieler zum Selbstversorger geworden ist. Als Schmied kann ich ohne Probleme Kräuter sammeln, bekomme meine Erze in der Mine und kann sogar Felle und Leder herstellen. Geld verdienen mit dem Verkauf von Ressourcen ist damit ebenfalls nahezu überflüssig geworden.

Time to say goodbye

So bleibt am Ende doch eine gewisse Ernüchterung. Rückblickend haben mir die rund sechs Wochen mit Warlords of Draenor durchaus Spaß gemacht. Aber so langsam wird es, glaube ich, Zeit, den Account wieder zu schließen. Das Endgame bietet mir (außer häppchenweise gelieferten Raids, wovon ich aber nach meinen exzessiven WoW-Zeiten ohnehin kein Freund mehr bin) einfach zu wenig und wirkt zu wenig durchdacht. Zu viele Mechaniken, die früher noch echte Zeitfresser waren, aber gleichzeitig motivieren konnten, sind verschwunden oder nutzlos geworden. Und um „alte“ Gebiete und Fraktionen abzuarbeiten, fehlt mir einfach die Lust. So bleibt zu sagen: WoW, es war mal wieder schön mit dir, aber der Abschied naht mit Riesenschritten.

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