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Test - AMD Radeon 5700 (XT) : Heizt AMD endlich der Konkurrenz ein?

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AMD Radeon 5700 XT (419 Euro)

Widmen wir uns zunächst dem neuen Flaggschiff, der Radeon 5700 XT, die für 1440p-Auflösungen gedacht ist und damit in direkter Konkurrenz zur RTX 2070 steht. Die Karte kommt in einem recht schlichten Design mit Aluchassis, netten Rippen und einer gewollten Verformung zur optischen Auflockerung nebst Backplate daher. Das geschlossene Gehäuse bietet drei DisplayPort- und einen HDMI-2.0b-Anschluss, allerdings keine Möglichkeit, via Crossfire zwei Karten zu koppeln. Dank der recht schlanken Abmessungen und der moderaten Länge ist der Einbau auch in kleineren Gehäusen keine Schwierigkeit. Die Stromversorgung setzt auf einen 6-Pin- und einen 8-Pin-Anschluss.

Die Karte verfügt lediglich über einen Lüfter und setzt intern auf ein Vapor-Chamber-System zur besseren Wärmeabführung. Im Gegensatz zum unangenehm lauten Vorgänger Radeon VII wird schnell klar, dass es sich auf jeden Fall um eine deutlich leisere Lösung handelt, die auch unter Volllast kaum zu hören ist. Viel Luft für Übertaktungen bietet die Karte in dem Zustand allerdings nicht, die GPU-Temperatur klettert bei Volllast auf bis zu 92 Grad. Hier darf man gespannt sein, ob und welche Third-Party-Kühllösungen es künftig noch geben wird.

Unter der Haupe tickt der neue, im 7-nm-Verfahren gefertigte Grafikprozessor mit RDNA-Architektur (früher NAVI genannt). 2.560 Shader und 40 Compute Units werkeln fleißig daran, euch die Polygone auf das Display zu zaubern, unterstützt von 8 GB GDDR6 Arbeitsspeicher. AMD hat sich für die neuen Karten wieder vom teuren und schlecht verfügbaren HBM-Speicher gelöst. 448 GB/s Bandbreite bei einem 256-bit Speicherinterface sollen für guten Datendurchsatz sorgen. Beim Stromverbrauch ist es AMD trotz effizienterer Bauweise allerdings nicht gelungen, NVIDIA zu schlagen. Während die RTX 2070 mit 175W TDP angegeben ist, benötigt die 5700 XT 225W, im Realbetrieb zuweilen sogar etwas mehr. Unsere Messspitzen kletterten bis auf 238W.

Die GPU verfügt über drei Taktangaben. Neben dem Basistakt von 1.605 MHz gibt es einen Game-Takt von 1.755 MHz und einen Boost-Takt von 1.905 MHz. Das Ergebnis der gesamten Zusammenstellung soll eine Performance von 9,75 Tflops gewährleisten. Spezielle Extras wie die Tensor- oder RT-Cores der RTX-Karten gibt es bei AMD derzeit nicht, AMD hat sich aber einige andere Extras einfallen lassen, die zum Teil über die Treiber eingebunden werden.

So spendiert AMD seinen Karten ein Image Sharpening mit kontrastadaptiver Schärfung ohne Leistungseinbußen. FidelityFX beinhaltet eine Reihe an Post-Processing-Effekten, die weniger Performance fressen sollen, als andere Alternativen. Radeon Anti-Lag reduziert die Reaktionszeit zwischen GPU und Display. Natürlich sind auch wieder FreeSync uind FreeSync 2 HDR mit an Bord.

Neu ist auch DisplayPort 1.4 mit Display Stream Compression, was dafür sorgt, dass nur noch ein statt zwei DP-Kabel für den Anschluss von 4K-144Hz-Monitoren nötig ist. Da die Leistung der 5700 XT allerdings nur marginal für 4K ausgelegt ist, habt ihr davon im Grunde wenig bis gar nichts. Interessanter ist da die Unterstützung von PCIe 4.0, das auch bei den neuen Ryzen-3000-CPUs nebst X570-Chipsatz zu finden ist und die Bandbreite massiv erhöhen soll. Das konnten wir, wie eingangs erwähnt, mangels Board und CPU allerdings noch nicht testen.

Kommen wir zur Performance. Schon die ersten Ergebnisse in den synthetischen Benchmarks wie TimeSpy oder FireStrike machen klar, dass AMDs Annäherung an die Leistung der GeForce RTX 2070 recht gut funktioniert, auch wenn die Werte bei unserem Test zumeist knapp darunter blieben und sich auf dem Niveau der Radeon VII einpegelten. Wobei wir hierzu darauf hinweisen müssen, dass uns kein Referenzdesign der RTX 2070 zur Verfügung stand, sondern eine Third-Party-Variante mit etwas höherer Taktung. Der Unterschied bei den Referenzdesigns dürfte somit marginal sein.

Bei realen Spielebenchmarks ergibt sich ein mehr oder minder ähnliches Bild, wobei natürlich die jeweiligen Optimierungen eine Rolle spielen. Die GeForce RTX 2070 und die Radeon 5700 XT leisten sich hier ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen – mal war die eine Karte ein paar Frames vorn, mal die andere. Auffällig war, dass die Radeon VII zuweilen einen Tick stärker als die 5700 XT abschnitt, allerdings dank höherem Stromverbrauch, mehr Lautstärke und deutlich höherem Preis im Grunde komplett aus dem Wettbewerb fällt.

AMDs Ziel, mit der Radeon 5700 XT eine Karte für 1440p abzuliefern, geht in Summe voll und ganz auf. Die meisten Titel knacken mit der Karte problemlos die 60-fps-Marke bei maximalen Grafikeinstellungen. Lediglich bei extrem hungrigen Open-World-Titeln sackt die Marke unter 50 Bilder pro Sekunden. Mit leichten Anpassungen auf hohe bis sehr hohe Einstellungen könnt ihr aber die nötigen Frames noch herauskitzeln. Wer nicht unbedingt auf 60 fps versessen, sondern auch mit weniger zufrieden ist, kann die 5700 XT durchaus auch für 4K-Auflösungen einsetzen und erreicht bei maximalen Einstellungen um die 30 Bilder pro Sekunde.

Alles in allem hat AMD mit der Radeon 5700 XT eine kompetente und leise Grafikkarte abgeliefert, die mit der RTX 2070 gut mithalten kann und auch preislich eine interessante Alternative darstellt, auch wenn der Stromverbrauch etwas höher ist und sich aufgrund der Temperaturen die Overclocking-Möglichkeiten in Grenzen halten. Abzuwarten bleibt, ob und was AMD durch weitere Optimierung der Treiber noch herausholen kann und wie sich die Karte im Verbund mit einem der neuen Ryzen-Prozessoren mit PCIe-4.0-Unterstützung schlägt. Wir hoffen, euch das bald nachreichen zu können.

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