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Test - Assassin's Creed Pirates : Vollbremsung auf hoher See

  • Mob
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Fans einer großen Serie greifen manchmal arg schnell zu, wenn ein Produkt nur hübsch genug präsentiert wird. Das wissen auch die Entwickler von Assassin's Creed Pirates. Also guckt man Assassin's Creed IV: Black Flag ein paar oberflächliche Merkmale ab, stellt diese im App-Store schön in den Fokus und freut sich über die eintrudelnden Euro. Müll ist der iPad-Titel deswegen trotzdem nicht. Mit der Serie hat er dennoch weit weniger zu tun, als man anfangs noch annehmen mag.

Assassin's Creed Pirates konzentriert sich voll und ganz auf die Seefahrt. Es gibt also keine Städte, in denen ihr herumrennen oder -klettern könntet. In der Rolle des aufstrebenden Piraten Alonzo Batilla befindet ihr euch zu Beginn in Gefangenschaft, bis der Piratenkapitän La Buse kommt und euch unter Deck des geenterten Schiffes entdeckt. Weil ihr euch ihm gegenüber leicht aufmüpfig zeigt, schenkt er euch sogleich ein Schiff und befördert euch zum Kapitän. Das ergibt hinten und vorne keinen Sinn, demonstriert aber zumindest innerhalb von Sekunden die niedrige Qualität der Geschichte. Den Punkt können Serien-Fans also schon mal vergessen, auch wenn alibimäßig Black-Flag-Figuren wie Ben Hornigold auftauchen.

Präsentiert wird die Geschichte mit Charakterbildern im Comic-Stil – nicht animiert. Schön ist was anderes, aber es kommt ja letztendlich auf die inneren Werte an. Das Herumsegeln funktioniert zunächst passabel, spätestens beim ersten Wettsegeln ärgert euch jedoch die unpräzise Touch-Steuerung. Wenn ihr „hart in die Kurve“ wollt, solltet ihr besser auf die Kippsensorsteuerung umschalten, die deutlich besser anspricht. Neben dem Wettsegeln gibt es noch leichte Variationen davon, die insgesamt alle nett, aber nicht mehr sind, und vor allem viele, viele Seeschlachten.

Schießen und bremsen

Für die Schlacht schaltet Assassin's Creed Pirates in einen Kampfbildschirm um, der sich in zwei konstant wechselnde Phasen aufteilt: Angriff und Verteidigung. Im Angriffsmodus wählt ihr am unteren Bildschirmrand eine Waffe aus. Wie viele Optionen euch hier zu Verfügung stehen, hängt davon ab, wie weit ihr euer Schiff mittels hinzugekaufter Matrosen aufgerüstet habt. Diese Matrosen schaltet ihr genauso wie bessere Schiffe und neue Gebiete im Verlauf der Kampagne frei. Euer Schiff fährt automatisch an der Seite des Feindes, sodass ihr euch im Angriffsmodus ausschließlich auf das Zielen per Fingerberührung konzentriert.

Sind die feindlichen Kanonen geladen, wechselt die Kamera zu einer erhöhten Perspektive. Jeder Schuss des Gegners wird kurz zuvor per Schussbahnanzeige eingeblendet. Eure Aufgabe ist es nun, immer in den Teil des Bildschirms auszuweichen, der nicht in der Schussbahn liegt. Schießt der Gegner also nach links unten, tippt ihr das Symbol auf der rechten Seite an und euer Schiff gibt absurd Vollgas. Schießt er in den rechten Bereich des Bildschirms, tippt ihr das linke Symbol an und euer Schiff legt eine Vollbremsung hin, was auf hoher See noch absurder als die vorherige Ausweichbewegung ist. Hat man diese Spielmechanik erst mal akzeptiert, stellt man nach kurzer Zeit schon fest, dass sie auf Dauer nur als hirnlose Ablenkung taugt. Spielerische Herausforderung sucht ihr selbst bei drei oder mehr gegnerischen Schiffen gleichzeitig vergeblich.

Routenplaner

Zu den Schlachten und Missionen gelangt ihr entweder in der Egoperspektive am Steuer eures Schiffs oder schneller per Karte. Auf der zeichnet ihr die Route mit eurem Finger ein und seht zu, wie euer kleiner Piratenkutter zum Ziel rast. Manche Missionen nutzen diese Kartenansicht ebenfalls, indem ihr ein bestimmtes Schiff erreichen müsst, ohne in die Sichtfelder der patrouillierenden Feinde zu geraten. Aber auch diese Missionsart wird schnell öde und wiederholungsanfällig.

Auf der technischen Seite lief das Spiel auf dem iPad größtenteils flüssig, obwohl sich kurze Ruckler vor allem im späteren Verlauf auffällig mehrten. Dafür sind die Schiffs- und die Umgebungsgrafik für einen Mobile-Titel durchgehend gelungen, letztere wartet manchmal wie das große Vorbild sogar mit schönen Sonnenuntergangsszenarien auf. Musikalisch hat man sich direkt bei Black Flag bedient und eine Sprachausgabe solltet ihr besser nicht erwarten, stattdessen bekommt ihr zahlreiche Textkästen vorgesetzt.

Fazit

Michael Zeis - Portraitvon Michael Zeis

Assassin's Creed Pirates ist von der Grundidee her eigentlich gar nicht so dumm. Schließlich ist die Seefahrt in Black Flag unter Fans sehr beliebt. Blöd nur, dass es im iOS-Ableger kaum Abwechslung auf hoher See gibt und die Schlachten selbst einen einäugigen Piratenpapagei nicht herausfordern würden. Hinzu kommt eine lieblos erzählte und präsentierte Geschichte. Auf der Plusseite kann Pirates eine gute technische Umsetzung verbuchen und die Tatsache, dass das Aufrüsten und die anspruchslosen Schlachten für einen Mobile-Titel genügen, den man unterwegs mal für ein paar Minuten in die Hand nimmt. Wer einen vollwertigen Serienbeitrag auf dem Level solcher Hochkaräter wie Deus Ex: The Fall oder Dead Space für iOS erwartet, sollte den virtuellen Geldbeutel aber stecken lassen. Insbesondere da leider gar kein Assassin's-Creed-Gefühl aufkommen mag. Eine Android-Version gibt es übrigens auch, allerdings lag uns hierzu kein Testmuster vor.

Überblick

Pro

  • schöne Spielgrafik …
  • Segeln funktioniert per Kippsensor gut
  • Musikuntermalung aus Black Flag
  • Aufrüstmöglichkeiten
  • 20 Regionen
  • viele Nebenmissionen

Contra

  • … aber langweilige Präsentation der schwachen Geschichte mittels nicht animierter Porträts
  • Schlachten ohne Herausforderung
  • keine Sprachausgabe
  • alle Missionen stark wiederholungsanfällig

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