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Test - Cossacks: European Wars : Cossacks: European Wars

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Cossacks: European Wars
Wir legen einen Hinterhalt.

Die Bedienung der Einheiten und der Aufbau der Siedlung erfolgt in typischer Manier, hier hat GSC nicht viel zum grossen Vorbild geändert, und dies ist auch gut so. Was positiv auffällt, ist die vorbildliche Hilfefunktion, die faktisch zu jeder Einheit detaillierte Informationen liefert, und das in hübsch gemachten kleinen Fenstern, die auch die Einheit selbst noch einmal porträtieren.

Wo sich das Produkt aus dem Hause CDV von 'Age of Kings' deutlich unterscheidet, ist die Art, wie Formationen gehandelt werden. Hier setzen die Entwickler eindeutig auf mehr Realismus, denn erst nach der Ausbildung entsprechender Offiziere ist die Anwahl gezielter verschiedener Formationen möglich -- aber auch ohne Formation bleiben die Soldaten schön zusammen und verstreuen sich nicht. Die so geformten Truppenteile lassen sich dann bequem per Mausziehen und Klicken entsprechend positionieren. Da Angriffsrichtung, Höhenstufen und Art des Angriffs (Schuss-, Hieb- oder Streuwaffen) eine entscheidende Rolle spielen, ist gerade bei der Aufstellung der eigenen Schlachtreihen höchste Sorgfalt vonnöten, will man nicht gegen die klug und manchmal sogar raffiniert vorgehende KI sang- und klanglos untergehen.

Auch kommt es öfter zum Aufeinandertreffen grosser Heere, womit mehr strategisches Geschick als taktisches Können gefragt sind; durch die gute Implementierung der Formationen ist es in 'Cossacks' sogar möglich, auch gegen übermächtige Gegner durch gezielte strategische Manöver einen Vorteil herauszuholen.

Cossacks: European Wars
Anhöhen können strategisch genutzt werden.

Beim 'Fog Of War' gehen die Programmierer neue Wege, ist doch bereits erkundetes aber nicht im Sichtbereich von Truppen oder Gebäuden liegendes Terrain überhaupt nicht mehr zu sehen, sondern von einem komplett schwarzen Schleier umgeben. Das ist nicht nur ungewohnt, sondern auch extrem nervig, da man ständig am Neuaufklären der Umgebung ist. Insofern ist es auch inkonsequent, denn bereits zu damaliger Zeit hat es schon Länderkarten gegeben.

Durch die Einführung eines realen Versorgungs- und Verbrauchssystems in 'Cossacks' gewinnt der Titel dagegen enorm an strategischer Tiefe. Kein unüberlegtes Angreifen oder das Unterhalten riesiger Armeen ohne entsprechende Infrastruktur um diese auch unterhalten zu können, ist mehr möglich, denn jeder Soldat und jede zivile Einheit braucht entsprechende Ressourcen, was in diesem Falle Nahrung ist. Bleibt diese über längere Zeit aus, kommt es zu Meutereien und Sterbefällen. Auch jeder Schuss und jede Kanonenkugel will teuer mit den entsprechenden Materialen bezahlt werden. Dieser Ansatz ist sehr vielversprechend und sollte in einem besseren Rahmen noch einmal versucht werden - vielleicht beglückt uns ja Ensemble Studios in naher Zukunft mit einem vergleichbaren System.

Cossacks: European Wars
Eine besondere Funktion um nicht passierbare Stellen sichtbar zu machen.

Wenn die Amerikaner sich dann auch noch das sehr gut gelungene Belagerungssystem von 'Cossacks' abkucken, wäre die Sache perfekt. Denn anders als in vergleichbaren Titeln können Mauern nur mit entsprechender Artillerie angegriffen werden. Es bleibt also nicht mehr Kavallerie und Infanterie vorbehalten in unrealistischer Manier riesige Steinmauern zum Einsturz zu bringen. Hier sammelt das Spiel deutlich Pluspunkte und hebt sich erfreulich von der Konkurrenz ab.

Allerdings treibt GSC es mit dem Realismus etwas zu weit. Zum Beispiel sollten die Russen das völlig nervige Einfangen von gegnerischen zivilen Einheiten und Gebäuden nur durch Vorbeilaufen mit einer Kriegseinheit noch einmal kräftig Überlegen, zumal während des Spiels überhaupt nicht ersichtlich ist, inwieweit Einheiten nun durch eigene kriegerische Wachen geschützt sind oder nicht. So kann es passieren, dass, während ihr gerade mit dem Aufstellen von Truppen beschäftigt seid, ein einzelner Aufklärer des Gegners durch eure Siedlung reitet und sämtliche Bauern und Gebäude plötzlich dem Gegner gehören. Hier hat mir das zwar unrealistische, aber dafür gut durchdachte System mit der Übernahme von Einheiten und Gebäuden durch Priester aus 'Age of Kings' wesentlich besser gefallen.

Cossacks: European Wars
Die Gebäude sind ein echtes Highlight.

Nun zu den Schlachten selbst: Mit gutem Sampling-Sound und ansprechend programmierten Animationen der Einheiten hätte 'Cossacks' hier eine neue Ära im Echtzeitbereich einleuten können, denn durch die grossen und gut steuerbaren Truppen käme sicher ein echtes Schlachten-Feeling auf. So bleibt jedoch die Idee vom Aufeinandertreffen gigantischer Heere in einem atemberaubenden Kampf auf Leben und Tod leider nur eine Illusion. Davon abgesehen bleibt dem Spiel die enorme strategische Tiefe, die ein Echtzeitstrategie-Spiel in dieser Form wohl noch nie aufgewiesen hat.

Viel zum geschichtlichen Hintergrund trägt auch die ausführliche und sehr gut gemachte Enzyklopädie bei, in der ihr alles über die damalige Zeit erfahren könnt.

 

Fazit

von Vitus Hoffmann
Mit 'Cossacks: European Wars' hätten neue Massstäbe im Echtzeitstrategie-Genre gesetzt werden sollen. Dies ist CDV und GSC Game World allerdings leider nicht ganz gelungen. Wie in vielen anderen 'nur' guten Spielen, scheitern die interessanten, zum Teil genialen Ideen an der Umsetzung derselbigen. Oftmals ist zuviel Realismus dem Spielspass auch eher abträglich als nützlich und genau das trifft auf den zunächst aussichtsreichen Titel aus Russland zu.  

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