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Test - Doom : Shooter-Inferno auf Switch

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Dooms unkomplizierter Spielablauf ist der Inbegriff der Arcade-Philosophie: Konsole anschalten, Hirn auf Eis legen, losballern. Es ist so schnell und befriedigend, so einfach und doch fordernd, dass selbst Katzen beim Zusehen gereizt werden und wie wild gegen den Bildschirm klopfen. Reizüberflutung par excellence, die ihr nun überall erleben könnt, sei es im Zug, im Flugzeug oder, wenn es sein muss, sogar auf dem Klo. Nintendos Switch macht es möglich.

Staunen über technische Finesse fällt bei Konsolen und PCs normalerweise in das High-End-Segment, etwa wenn das Raumlicht flackert, weil im PC drei Monstergrafikkarten im Verbund arbeiten, um die neueste Grafikbombe ohne Abstriche in 144 Hertz auszuspucken. Aber es geht auch, ohne dafür den Stromzähler in einen Helikopter zu verwandeln.

Doom auf der Switch ist so ein Fall. Es wirkt wie Hexenwerk, den gefeierten Shooter aus dem Jahr 2016 auf so schwachbrüstiger Hardware laufen zu sehen – auf einem mobilen System, wohlgemerkt. Und es funktioniert. Mit allem Gore, mit dem nötigen Wumms, der irren Geschwindigkeit, der befriedigenden Einschalten-und-losballern-Simplizität, die das Spiel von Anfang an begehrenswert machte.

Kürzungen sind abseits des für Multiplayer-Sitzungen gedachten Snap-Map-Editors nicht ersichtlich. Nun ja, einen Nachteil hat die Vollständigkeit: Bethesdas Ballerschinken verbrät trotz heftig heruntergeschraubter Texturqualität noch immer insgesamt 22 Gigabyte und belegt somit ganz alleine mehr als zwei Drittel des internen Speichers. Wollt ihr die (nicht besonders beliebten) Mehrspielermodi genießen, müsst ihr rund acht der zweiundzwanzig Gigabyte aus dem Netz saugen. Hier lohnt sich wahrlich die Anschaffung einer Speichererweiterung via SD-Karte.

Mobil hui, stationär pfui

Apropos Qualität. Natürlich kann die bleigeschwängerte Säuberung zwischen Mars-Forschungsstation und der buchstäblichen Hölle nicht so knackscharf aussehen wie auf dem PC oder einer der aktuellen stationären Konsolen. Der Preis für die optionale Mobilität ist sogar ziemlich hoch, selbst unter optimalen Hardwarebedingungen. Verwaschene Texturen, halbierte Bildrate (also 30 Bilder pro Sekunde), abgespeckte Effekte und eine auf sechshundertirgendwas Zeilen geschrumpfte Auflösung, die im Dock auf einem Ultra-HD-Fernseher betrachtet einem Tritt in die Leistengegend nahekommt.

Soll heißen: Meidet Doom für die Switch, wenn ihr es am Fernseher spielen wollt, es sei denn, Nintendos Wunderzwerg ist die einzige Spielkonsole im Haushalt. Besitzt ihr einen halbwegs tauglichen PC, eine PS4 oder eine Xbox One, so erhaltet ihr Doom nicht nur in einer weit ansehnlicheren Fassung, sondern inzwischen auch erheblich günstiger. Auf Steam kostet euch der Spaß gerade mal 29 Lappen als Download. Auf den Konsolen bekommt ihr die Disc-Fassung sogar schon für knapp 15 Euro.

Es ist nicht so, dass die Switch-Fassung am Fernseher unspielbar wäre. Tatsächlich bleibt erstaunlich viel vom Original erhalten, wenn man sich mal die Rechenkraft der Switch vor Augen führt. Wer noch keine der anderen Umsetzungen zu Gesicht bekommen hat, mag sich womöglich nicht daran stören, darf aber auch für den Rest seines Lebens kein YouTube-Video mit Doom-Gameplay anschauen, ohne es zu bereuen. Grafisch gesehen ist und bleibt es bei einer unscharfen Doom-Suppe, egal wie viel Respekt für die Umsetzung zu zollen ist.

Optimal für unterwegs

Aber das ist alles verdammt egal, wenn es euch um den mobilen Spaß geht. Doom wird euch fesseln, wenn ihr es zum ersten Mal in der U-Bahn auspackt und mir nichts, dir nichts an der Zielhaltestelle vorbeifahrt, weil die dichte Action das Blut zum Gerinnen bringt. Auf dem kleinen Sechs-Zoll-Bildschirm der Switch mögen gewisse Beschneidungen der Grafikpracht weiterhin erkennbar sein, aber angesichts der Spielgeschwindigkeit juckt das überhaupt nicht. Wer hier länger als zwei Sekunden stehen bleibt, ist sowieso schon so gut wie tot.

Und genau das macht Doom auf der Switch zu einer mittelgroßen Sensation. Ein Spiel mit derart fesselnder Intensität gab es noch nie auf einer mobilen Konsole. Es geht um echten AAA-Inhalt mit kompromisslosem Anspruch an den Spieler: schnell reagieren, schnell ballern, alles im Auge behalten. Und es funktioniert weit besser, als man zuerst vermuten würde. Klar, so ein paar Schlaglöcher auf der Busfahrt vergeigen einem den einen oder anderen gezielten Abschuss. Doch das ändert nichts an der allgemeinen Spielbarkeit, sofern man ein wenig Fummelei in den Menüs in Kauf nimmt.

DOOM - Switch Launch Trailer
Anlässlich der Veröffentlichung der Switch-Version von DOOM gibt es hier den Launch-Trailer für euch.

Joystick-Empfindlichkeit, nachberechnete Glättung der Zieljustierung und die Stärke des Motion-Blurs sind jene drei Regler im Optionsmenü, an denen wir in unserer Testsitzung am meisten herumfummelten, um einen ordentlichen Wert herauszukitzeln. Alle drei Einstellungen kompensieren mehr oder minder das Fehlen der 60-Hz-Bildrate. Sind passende Werte gefunden, geht es rund mit dem bunten Hund. Einzig die relativ langen Ladezeiten könnten unterwegs ein wenig nerven.

Anderweitig kommt der vergleichsweise einfach gestrickte Spielablauf in Doom einem mobilen Betrieb ungemein entgegen. Schon kurz nach Spielstart, wenn man die Energie der Mars-Forschungsstation wiederhergestellt hat, zeigt eine voll einsehbare Karte jeden zu erforschenden Gang an. Danach kann man das Gehirn getrost in den Winterschlaf versetzen. Losziehen, Gebiet säubern, brutale, aber schön choreographierte Spezialattacken auskosten, Waffen hochjazzen, weiter geht es!

Das ist euch noch nicht simpel genug? Waffen und Munition zu horten, strengt euch unterwegs zu arg an, sagt ihr? Auch kein Problem, dann spielt ihr eben den sogenannten Arcade-Modus, der euch selbst das allerletzte Bisschen Suchen und Horten erspart. Stattdessen stehen alle Waffen des Spiels bereit, auf dass ihr so schnell wie möglich alles aus dem Weg ballert, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Reicht auch das nicht, bleibt immer noch eine Runde freies Mehrspielerballern gegen CPU-gesteuerte Bots.

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