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Test - Frostpunk : Kinderarbeit oder Leichen essen? Dieses Spiel wird euch an die Nieren gehen!

  • PC
  • PS4
  • One
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Während euch die meisten Aufbaustrategiespiele entweder in fast schon idyllische Landschaften oder auf weit entfernte Planeten entführen, wird es in Frostpunk gleich in vielerlei Hinsicht richtig ungemütlich. Denn ihr landet nicht nur in einer Welt des ewigen Eises, sondern werdet auch mit ziemlich unangenehmen Situationen konfrontiert.

Wir schreiben das 19. Jahrhundert in einer alternativen Zeitlinie. Frostiges Klima hält die Welt in einem ebenso eisigen wie unbarmherzigen Klammergriff. Ihr schlüpft in die Rolle eines Anführers, der eine der letzten Enklaven der Menschheit leitet und für ihr Überleben in der unwirtlichen Umgebung sorgen soll. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die jämmerlichen Gestalten, die euch folgen, haben nur noch wenig Hoffnung für die Zukunft. Wenn doch nur diese eisige Kälte nicht wäre ...

Survival im Frost

Wie ihr sicherlich schon anhand der Einleitung bemerkt habt, erwartet euch mit Frostpunk ein außergewöhnliches Aufbaustrategiespiel. Das beginnt bereits mit dem trübseligen Szenario. Von der ersten Minute an ist klar, dass ihr es mit einem knallharten Kampf ums Überleben zu tun habt. Die Ausgangslage ist nämlich wenig erfreulich: Ein einzelner Generator in der Mitte eines schneebedeckten Kraters dient als einziger Wärmespender sowie Energiequelle für die wenigen Menschen, um die ihr euch kümmern sollt.

Allerdings benötigt er zum Betrieb etwas Kohle, die bei den Vorkommen in der näheren Umgebung abgebaut werden muss. Um zumindest ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben, bedarf es einfacher Behausungen, für die ihr wiederum Holz benötigt. Das sind die grundlegenden Ressourcen, die ihr bei Frostpunk stets im Auge behalten müsst.

Jedem Rohstoffvorkommen könnt ihr eine bestimmte Anzahl an Arbeitern zuweisen. Ist das geschehen, stapfen sie durch den kniehohen Schnee und pflügen dabei im faden Schein ihrer Lichtquellen tiefe Furchen durch die weiße Pracht. Solche ebenso liebevollen wie fast schon melancholischen Details ziehen sich durch das gesamte Spiel. Die Entwickler haben sich verdammt viel Mühe gegeben, mithilfe solcher Kleinigkeiten die beklemmende und bedrohliche Grundstimmung des Szenarios einzufangen.

Zunächst müsst ihr euch darum kümmern, allen Widrigkeiten zum Trotz eine grundlegende Infrastruktur aufzubauen. Dazu gehören neben Wohngebäuden auch Sanitätshäuser, Jagdhütten und Werkstätten. Im späteren Verlauf könnt ihr neue Technologien erforschen und somit beispielsweise den Wirkungsgrad des Generators vergrößern. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, auf dem ihr euch immer wieder neuen Herausforderungen stellen müsst.

Besonders schwer wiegen Situationen, in denen Fragen der Moral aufgeworfen werden. Per Gesetzeserlass könnt ihr beispielsweise Kinderarbeit anordnen, um einen kritischen Engpass bei den verfügbaren Arbeitern zu überbrücken. Schickt ihr einen Suchtrupp zur Rettung von Überlebenden in die Kälte? Nutzt ihr das Fleisch der Toten, um das Überleben der restlichen Enklave zu sichern? Zählt das Schicksal eines Einzelnen mehr als das Wohl der Gemeinschaft?

Das sind Entscheidungen, die so manchem Spieler sicherlich an die Nieren gehen werden. Doch die Entwickler von 11 bit Studios sind spätestens seit This War of Mine dafür bekannt, nicht besonders zimperlich mit Themen dieser Art umzugehen. Das ist einer der Gründe, warum Frostpunk so interessant ist und sich von der Konkurrenz abhebt.

Frostpunk - Launch Trailer
Während PS4- und Xbox-Spieler noch warten müssen, startet die PC-Version von Frostpunk ab heute durch.

Nichts für Anfänger

All eure Entscheidungen haben übrigens direkte Auswirkungen auf zwei wichtige Faktoren: Zufriedenheit und Hoffnung. Sollte die Unzufriedenheit steigen und die Bewohner gleichzeitig ihre Hoffnung verlieren, werdet ihr als Anführer knallhart abgewählt. Dementsprechend solltet ihr durch eure Entscheidungen, Bauvorhaben und Gesetze stets für ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis sorgen. Das ist vor allem im späteren Spielverlauf gar nicht so einfach, da ihr nicht nur ständig neue Aufgaben erhaltet, sondern auch die Bedürfnisse der Enklave immer komplexer werden.

Das führt uns zu einem der wenigen Kritikpunkte an Frostpunk: Die Lernkurve ist im Vergleich zu vielen Genrekollegen relativ steil. Zwar gibt es anfangs einige erklärende Einblendungen, doch diese sind nicht sonderlich intuitiv. Vor allem Einsteiger werden daher recht schnell einige Probleme bekommen, wenn in der Enklave die Dinge aus dem Ruder laufen. Zudem mangelt es ein wenig an der Übersicht bei der Menüführung, sodass nicht immer sofort alle wichtigen Punkte erkennbar sind. Ein paar zusätzliche optische Hinweise wären durchaus wünschenswert gewesen.

Apropos Optik: An der Präsentation haben wir kaum etwas auszusetzen. Die teilweise mithilfe von Standbildern erzählte Geschichte hätte sicherlich noch etwas ansprechender inszeniert werden können. Doch davon abgesehen macht die hauseigene Liquid Engine eine ziemlich gute Figur: Hübsche Beleuchtung, gute Animationen und tolle Wettereffekte tragen sehr zur bedrückenden Atmosphäre des Spiels bei. Allerdings wäre in manchen Situationen eine noch höhere Zoomstufe wünschenswert gewesen, um näher am Geschehen sein zu können. Die musikalische und akustische Untermalung ist ebenfalls stimmig.

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