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Test - Gore : Gore

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Gore
Das habe ich doch schon irgendwo gesehen.
Sound und Grafik
Angenehm auffallend ist der Sound: Da rappelt es im Karton! Und zischt und kracht und wummert basslastig, dass man sich fragt, ob George Lucas persönlich über Nacht heimlich THX in den heimischen Rechner eingebaut hat. Auch die Dreidimensionalität des Klangs trägt zum Eintauchen in die blutüberströmte Welt von ´Gore´ bei – wie die Anfangssequenz mit den Hubschraubern eindrucksvoll zeigt. Die Herkunft der Rotorgeräusche lässt sich hier auffallend präzise orten. Auch die Todesschreie der Gegner kommen so intensiv, dass einem das Blut in den Adern gefrieren könnte ...

Der Soundtrack kann sich ebenfalls hören lassen und untermalt die düstere Stimmung perfekt – vom Cybertechno in der Zukunftsmetropolen-Kulisse bis zur Atmosphäre in der Western-Geisterstadt.

Die Macher sind stolz auf ihre eigene Engine und mutig genug, sie in einem Atemzug mit den Engines von ID (Quake) und Epic (Unreal) zu nennen. Nichts gegen ein gesundes Selbstbewusstsein, aber die Referenzklasse kann ´Gore´ dann doch nicht toppen. Von den nahezu fotorealistischen Texturen von 'SOF II' beispielsweise ist ´Gore´ weit entfernt. Nichts desto Trotz bietet der Hardcore-Shooter einige nette Licht- (und Schatten-)Effekte: Dynamische Beleuchtung von Kellergewölben, das charakteristische Leuchten von Neonlichtern, Reflexionen auf Marmor und Glas. Wie bereits erwähnt: Den mangelnden Realismus in der Darstellung von Blut kann man mit einer gehörigen Portion guten Willens noch als Absicht der Programmierer gelten lassen – das erklärt aber nicht, warum auch die Darstellung von Explosionen und Feuer ein gutes Stück hinter dem State-of-the-Art zurück bleiben.

Von einer 'realistischen Physik' lässt sich bei der Zerstörung von Gegenständen nicht sprechen: Vieles an In- und Exterieur, bei dem der gesunde Menschenverstand sagt, dass es mit Waffengewalt zerstörbar ist, bleibt überraschend unbeeinflusst vom eigenen Kugelhagel. Manches Glas beispielsweise lässt sich nicht zerschießen. Und wenn an einer Stelle Glas doch zerbrechlich ist, dann sieht man bei Beschuss zwar Scherben fliegen, doch die Glasfront bleibt erhalten und reflektiert weiter das Umgebungslicht.

Gore
Die Emanzipation hat auch bei Computerspielen nicht Halt gemacht.

Die flinken Animationen der Gegenspieler und die rasante Kameraführung machen ´Gore´ zum Actionfilm unter den Egoshootern. Damit sich die guten und die bösen Jungs möglichst lebensnah bewegen, bekommt jede der Figuren mit Hilfe eines 'skeletal-animation systems' an die 100 Animationen verpasst. Das liest sich allerdings spektakulärer als es dann im Spiel selbst aussieht. Aber was soll´s – bei so viel Action wie in ´Gore´ hat man sowieso keine Zeit, um zu verweilen und die Schönheiten der Landschaft oder die flüssige Bewegung der Gegner zu bewundern. Man ist viel zu sehr mit Überleben beschäftigt.

Wie künstlich ist die Intelligenz?
Die von 4D Rulers gepriesene AI entpuppt sich als höchstens guter Durchschnitt. Weder hat man es wie in antiken Shootern mit Zombies zu tun, die unbeirrt immer geradeaus gehen, noch ist ´Gore´ ein Meilenstein in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Um es kurz zu sagen: Das Verhalten der Figuren fällt nicht auf. Auch nicht negativ. Und mehr sollte man von einem Shooter, bei dem das Ballern derart im Vordergrund steht wie in ´Gore´, eigentlich auch nicht verlangen. Dafür gibt es taktische Shooter wie 'Project IGI 2'.

Wer Gegner will, die sich verhalten wie echte Menschen, muss eben gegen echte Menschen spielen - per Internet oder LAN-Session. Seine Stärken spielt ´Gore´ erst hier aus. Böse Zungen behaupten sogar, dass der Einzelspieler-Modus ein wenig lieblos als Dreingabe nachträglich dazu kam. Mit Gamespy kann man schnell und unkompliziert gegeneinander im Net antreten. Gekämpft wird gegen maximal 32 echte Gegner. Im Multiplayer-Modus hat man die Wahl zwischen Gut und Böse: Tapferer Soldat oder böser Mob. Fünf Modi sind spielbar: 'Deathmatch', 'Team Deathmatch', 'Capture the flag' und 'Tactical'.

Gore
Deshalb spricht man also von 'giftgrün'.

Im Multiplayer überdurchschnittlich
Im Multiplayer-Modus kommt ein Spielelement erst so richtig zur Geltung, dass es auch schon im Singleplayer-Modus gibt: Das Ausdauer-Feature. Wer ständig auf der Flucht beziehungsweise auf Verfolgungsjagd durch die Gassen und Gossen der Stadt rennt, kommt – wie im echten Leben – irgendwann aus der Puste. Schlimmstenfalls wird man dann ohnmächtig und bleibt für eine Weile regungslos am Boden. Schlechtes Timing, wenn ausgerechnet dann ein gegnerischer Spieler um die Ecke kommt – man ist ihm wehrlos ausgeliefert. Im Multiplayer-Modus kann man neben gesundheitsfördernden Medizinkästen auch Ausdauer einsammeln. Ein ebenfalls begehrtes Sammlerobjekt: M.A.D. ('multiple amplified Damage'). Damit wirken die eigenen Treffer vier mal so stark.

Schon im Solo-Modus sind große, dicke Gegner langsamer, aber schwerer zu besiegen als flinke und schmächtigere. Genau so verhalten sich auch die Figuren, die man im Multiplayer auswählt. Dazu kommt, dass einen schwere Waffen zwar schlagkräftiger machen, aber auch langsamer - was sich außerdem auch auf das Ausdauer-Feature auswirkt. Die größte Bremse ist natürlich der Raketenwerfer.

Eins muss man jedenfalls zugeben: Wenn der eigene Kumpel in hunderte kleine Pixel-Fetzen explodiert, macht das mehr Spaß als die Tom & Jerry-Gemeinheiten, bei denen man sich als Kind vor der Glotze amüsiert hat.

 

Fazit

Gameswelt Redaktion - Portraitvon Gameswelt Redaktion
Zu einem besseren Ruf der Egoshooter wird ´Gore´ sicher nicht beitragen. Im Gegenteil wirkt es auf den ersten Blick extrem gewaltverherrlichend. Wer aber genauer hinsieht, bemerkt, dass dieser übersteigerte Gore-Faktor dazu beiträgt, dass selbst labilste Psychen immer daran erinnert werden: 'Es ist nur ein Spiel, don´t try this at home, kids!' Das wird die Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Schriften in Deutschland vermutlich anders sehen. Was den Vergleich mit anderen Shootern angeht, ist ´Gore´ sicher kein Meilenstein. Weder von der Grafik, noch vom Gameplay. Keine der Ideen waren nicht auch schon mal in einem anderen Spiel zu sehen (inklusive des Ausdauer-Features!). Trotzdem: wer sich einfach nur mal schnell an die Kiste setzen und daddeln will, ohne das Gehirn überzustrapazieren, hat mit ´Gore´ seinen Spaß. Und vor lauter Geballere hat man auch keine Zeit, sich an den kleinen Schönheitsfehlern in punkto Physikengine und Grafik zu stören. Wer ´Serious Sam´ gut fand und 'SOFII' zu heavy, der wird ´Gore´ lieben.  

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