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Test - Greedfall : Herbstliche Rollenspiel-Überraschung

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Einen richtig großen Namen hat sich das französische Studio Spiders bisher nicht machen können. Titel wie Of Orcs and Men oder The Technomancer sind dann doch eher im wohlwollenden Mittelmaß versunken. Mit Greedfall versuchen die Franzosen nun erneut, eine Duftmarke im Rollenspielgenre zu hinterlassen und setzen dabei auf ein frisches Setting, bedienen sich aber auch kräftig bei den einst großen Rollenspielkönigen von BioWare zu Dragon-Age-Zeiten. Am Ende steht ein nicht immer rundes, aber faszinierendes Rollenspielerlebnis.

Das Szenario, in dem Greedfall spielt, ist gar nicht so ganz leicht zu beschreiben. Als Basis dient das Frankreich des 17. oder 18. Jahrhunderts, gepaart mit einem ordentlichen Schwung Kolonialzeit. Das Ganze wird ergänzt durch Stammeskulturen, Naturreligion und einer ganzen Reihe von mystisch-spirituellen Elementen, ohne dabei in allzu plumpe Magiesysteme der üblichen Fantasy abzudriften. Kein Wort verstanden? Gut, erlauben wir uns einen Ausflug in die Story von Greedfall, die euch nach dem ersten Start etwa 35-40 Stunden beschäftigen wird, wenn ihr alles mitnehmt.

Ihr beginnt wahlweise als Lord oder Lady de Sardet in der Hafenstadt Thélemè. Ob Männlein oder Weiblein, könnt ihr im Rahmen der Charaktererstellung mit einer Handvoll visuellen Anpassungen sowie der ersten Wahl der zu spielenden Klasse festlegen. Erfreulich: Wir sind mal nicht der Depp vom Dienst, sondern Diplomat aus adligen Kreisen. Die Hafenstadt wird durch eine mysteriöse Krankheit gepeinigt, für die es keine Heilung zu geben scheint. Die letzte Hoffnung scheint die sagenumwobene Insel Teer Fradee zu sein, deren blühende Natur möglicherweise die erhoffte Heilung bieten kann. Die Motivation ist hoch, schließlich leidet die Prinzessin de Sardet, also die Mutter unserer Hauptfigur, ebenfalls unter der Seuche.

Reif für die Insel

Vor dem Aufbruch zur Insel gilt es, einige Tutorialelemente und erste Aufgaben in der Hafenstadt Thélemè zu absolvieren. Schnell zeigen sich erste Schwächen, die für leichtes Magengrummeln sorgen, denn die Kamerasteuerung ist mal übersensibel, mal träge und die Steuerung der Hauptfigur könnte durchaus etwas direkter sein. Man gewöhnt sich zwar mit der Zeit daran, aber vor allem bei späteren Kämpfen kann dieser Aspekt zuweilen etwas nerven. Auch technische Macken zeigen sich in Form von sporadisch flackernden Schatten oder Lightmaps sowie NPCs, die an irgendwelchen Hindernissen hängenbleiben und auch der eine oder andere Clipping-Fehler ist mal zu erkennen. Im Grunde durch die Bank typische Fehler für einen Titel mit kleinerem oder mittlerem Budget und glücklicherweise nicht so häufig, dass es wirklich stört.

Überzeugen kann indes die Hafenstadt selbst, denn die ist hübsch gestaltet, lebendig und voller Stimmung. Die ersten Quests sind für den Einstieg gar nicht mal so blöd, ein erster Bosskampf beeindruckt, die Hoffnung auf ein gutes Spiel wächst zunehmend. Wir treffen auf unseren alten Kumpel Kurt, den Seemann Vasco und unseren Cousin Constantin und stellen ebenfalls fest, dass die Charaktere im Spiel nicht nur blasse Staffage sind. So richtig geht das Spiel aber erst nach der Ankunft auf der Insel Teer Fradee los.

Die Insel besteht aus drei Städten, in denen unterschiedliche Fraktionen die Vorherrschaft haben. Hinzu kommt die Wildnis, in der die Stämme der Eingeborenen leben. Die Konflikte zwischen den verschiedenen Fraktionen, unabhängigen Gruppierungen innerhalb und außerhalb der Städte sowie der Stämme der Ureinwohner sind ein wichtiges Themenelement des Spieles. Das Zusammentreffen von "moderner" Zivilisation und Stammeskultur wird reizvoll und glaubwürdig in Szene gesetzt. Zugleich erfahren wir eine Menge über Vergangenheit und Hintergrund unserer Hauptfigur. An Abwechslung mangelt es gewiss nicht.

Erinnerungen an alte Bioware-Zeiten

Natürlich ist die Suche nach einem Heilmittel für die Krankheit ein Hauptaspekt des Spiels, der nach vielen Irrungen und Wirrungen schlussendlich zu einem von zwei dramatischen Enden führt. Spiders garniert die Hauptgeschichte aber mit einer ganzen Reihe von Nebenaufgaben, allen voran die teils hervorragenden Questreihen um die Begleiter, die unsere Hauptfigur mit der Zeit um sich schart. Das erinnert vor allem an frühere Bioware-Titel wie Dragon Age oder Mass Effect, in denen eben dieses Element von substanzieller Bedeutung war. Das klappt auch in Greedfall richtig gut. Die Questreihen sind umfangreich, voller Wendungen, thematisch abwechslungsreich und schaffen es gut, den Begleitern Persönlichkeit zu verleihen.

GreedFall - Gameplay Overview Trailer
Im neuen Trailer gibt es einen Einblick in das Gameplay von GreedFall.

Überhaupt gefallen uns die Questreihen richtig gut. Greedfall hält sich nicht mit tumben Quests a la „Hole dies“ oder „Töte jenen“ auf, sondern erzählt immer wieder neue Geschichten. Nur selten gibt es Ausreißer, bei denen die Latscherei etwas Überhand nimmt. Uns gefällt zudem die thematische Vielfalt, die in den Quests abgedeckt wird. Mal kommt ihr einer Verschwörung innerhalb der Garde auf die Spur, mal den Machenschaften skrupelloser Wissenschaftler, mal geht ihr den Ritualen eines Stammes auf den Grund. Insgesamt ist das abwechslungsreiche Questdesign einer der großen Pluspunkte des Spiels.

Positiv ist zudem, dass es mitunter verschiedene Möglichkeiten gibt, Quests zu lösen, teils sogar abhängig von den Fertigkeiten der Hauptfigur oder welche Begleiter euch zur Seite stehen. Es ist durchaus hilfreich, wenn euch der soldatische Kurt bei allem zur Seite steht, was mit der Garde zu tun hat, während Seefahrer Vasco oft nützlich ist, wenn es um die Fraktion der Nauten (geht, denn dadurch ergeben sich mitunter neue Dialog- und Handlungsoptionen. Ebenso spielen die Talente Charisma oder Intuition in Dialogen eine Rolle, während Schlösserknacken, Stärke oder Alchemie sich dazu eignen, alternative Wege innerhalb der Umgebungen zu nutzen. Hier und da gilt es, Entscheidungen zu treffen, die zwar nur selten den Verlauf der Story beeinflussen, aber sich durchaus auf den Ruf bei den Fraktionen auswirken.

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