Test - Heavy Bullets : Kunterbuntes Rumgeballer
- PC
Das Roguelike-Spiel Heavy Bullets war schon als Early-Access-Version ein Genuss, auch wenn es noch einige Ecken und Kanten hatte. Entwickler Terri Vellmann tat aber genau das Richtige: Er lieh seinen Fans und den Kritikern sein Ohr und verbessert viele Dinge beziehungsweise peppte sie auf. Beispielweise wird die Geschichte nicht mehr mit nur einem einzigen Satz erklärt, sondern als schriftlicher Dialog kurz und knackig geschildert: Ein Sicherheitssystem spielt verrückt und beschießt wahllos Leute. Jetzt muss der Hausmeister ran und sich zum Hauptrechner durchkämpfen. In seinem Revolver sind bereits fünf Kugeln – eine passt aber noch rein.
Nachladen ist das oberste Gebot in Heavy Bullets. Die Kugeln sind nach dem Abfeuern zwar noch brauchbar, aber sie müssen nach jedem Schuss aufgesammelt und manuell in die Trommel geschoben werden. Wahrscheinlich um euch diese Spielmechanik einzuimpfen, wird zu Beginn des Spiels eine Kammer des Revolvers immer freigelassen. Idealerweise drückt ihr vor dem Losgehen einmal „Reload“ und hämmert diesen Schritt in euer Gedächtnis. Erwartet aber nicht, weiterhin vom Entwickler an die Hand genommen zu werden. Ihr schlüpft also in die Rolle des Hausmeisters, der statt eines Wischmopps plötzlich einen Revolver schwingt und im Dschungel ausgesetzt wird.
Der First-Person-Shooter startet mitten in den Highrise Hunting Grounds – eine genaue Erklärung der Gegend wird nicht gegeben, aber Wandbemalungen und Schriftzüge lassen darauf schließen, dass es sich um eine Art Abenteuerpark mit Schießparcours handelt. Das dortige Sicherheitssystem schützt jetzt allerdings nicht mehr die Touristen, sondern die wilden Parkkreaturen. Somit müssen eure heavy Bullets auch mit den computergesteuerten Geschütztürmen fertig werden. Eine große Herausforderung ist es, die Feinde überhaupt zu erkennen, denn das Gebiet ist eine quietschbunte Neonlandschaft. Zu sehen gibt es grellgelbe Grasbüschel, giftgrüne Palmen und ultrapinkfarbene Gegner. Das Labyrinth auswendig zu lernen ist übrigens unmöglich, da die Level immer zufällig generiert werden.
Es geht noch fieser
Acht Level gilt es zu bewältigen und die Spielfigur hat lediglich drei Herzen – sind diese weg, ist das Spiel vorbei. Unbeschadet überhaupt durch die erste Stufe zu kommen, setzt viel Geschick und Glück voraus. Hattet ihr bei der Early-Access-Version schon Schwierigkeiten, solltet ihr euch spätestens jetzt eine gute Taktik überlegen. Das überarbeitete Heavy Bullets fordert euch nämlich noch mehr heraus. Es tauchen bereits in den ersten Levels viel mehr Gegner auf als vorher. Zudem verstecken sich die Kreaturen oft in einer Ecke, können fliegen, haben Panzerhäute oder werfen große Bomben auf euch. Ja, klingt nach Spaß! Zumindest lohnt es sich nun, mehr als sechs Geschosse in petto zu haben, denn wegen der großen Ansammlung an Feinden gibt es meistens keine Gelegenheit, die abgefeuerten Kugeln gleich aufzuheben. Nach dem Rumballern solltet ihr also ruhig auch mal einkaufen gehen.
Nicht nur Gegner, sondern auch die Einkaufsautomaten sind in Bezug auf Anzahl, Position und Art dem Zufall überlassen. Sogar die gleiche Automatensorte kann bezüglich des Angebots variieren. Zum Beispiel haben die Verkaufsstellen für Heilgegenstände niemals identische Waren. Was die einzelnen Gegenstände bewirken, erfahrt ihr erst, wenn ihr sie besitzt. Fehlkäufe sind somit unumgänglich und anscheinend beabsichtigt. Schön ist, dass in der Verkaufsversion von Heavy Bullets auch neue Gegenstände eingeführt worden sind, wie die Toolbox, die normale Bomben modifizieren kann. Der Leech Stone ist auch ein echtes Schätzchen, das den Spieler nach einem Kill manchmal heilt. Beide Gegenstände sind jedoch schwer zu bekommen, da sie sich gerne hinter Geheimtüren verstecken.
Schmerzvoller Rückzug
Besiegte Gegner lassen jedes Mal Geldmünzen fallen. Die sollten früher oder später auf ein Konto gebracht werden, da die eingezahlte Kohle, anders als im wirklichen Leben, niemals flöten geht, selbst wenn ihr sterbt. Bankautomaten sind deshalb die wichtigsten Anlaufstellen im Spiel. In der Early-Access-Version konnte man noch ohne Probleme im Level munter hin- und herwandern, auch wenn die Automaten weit zurücklagen. Jetzt bleibt der Rückzug allerdings nicht ohne Folgen, da in gewissen Abschnitten plötzlich gelbe Laser-Barrikaden hinter euch auftauchen. Durch sie hindurchzugehen ist zwar möglich, aber es kostet euch ein halbes Herz. Da ihr nach eurer Einkaufstour natürlich noch mal die Laser-Strahlen durchlaufen müsst, ist ein komplettes Herz weg.
Entwickler Terri Vellmann hat sich für die fertige Version von Heavy Bullets auch den Sound vorgenommen. Bisher setzte die Kampfmusik auch beim lässigen Rumspazieren oder beim Einkaufen am Automaten ein. Jetzt erklingt der Elektrosound wirklich nur dann, wenn sich Gegner in der Nähe befinden oder wenn gekämpft wird. Obwohl Terri Vellmann angekündigt hatte, kaum noch etwas verändern zu wollen, hat er sein Spiel doch mit vielen Dingen aufgefrischt – allerdings nicht, was das Level-Design betrifft. Das Aussehen des Neondschungels bleibt immer gleich, aber das ist wirklich nur ein Kritikpunkt am Rande.
Kommentarezum Artikel