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Test - IL-2 Sturmovik : IL-2 Sturmovik

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Die IL-2 Sturmovik war eines der sowjetischen Hauptmittel im Luftkampf über Russland. Konnte der 'fliegende Panzer' aufgrund der zahlenmässigen Unterlegenheit den deutschen Messerschmitts zunächst wenig entgegensetzen, gerieten die deutschen Piloten nach der Wende des Kriegsglücks zugunsten des roten Bären zunehmend unter Druck, versagte doch der Nachschub aus Deutschlands zunehmends und brach die Front doch an allen Ecken und Enden zusammen. In Ubi Softs Simulation begleitet ihr die Geschichte auf beiden Seiten und erlebt wohl die grafisch authentischste Nacherzählung der Luftkriegsgeschichte rund um das gescheiterte 'Unternehmen Barbarossa', welches Millionen von Menschen das Leben kostete.

IL-2 Sturmovik
Das Intro in auf alt getrimmter Spielengine.

Wie sich bereits in den beiden Preview-Versionen andeutete, die uns Ubi Soft freundlicherweise zur Verfügung stellte, ist 'IL-2 Sturmovik' wohl die Flugsimulation mit der schönsten und realistischsten Grafik aller Zeiten. Auf voller Detailstufe und in 1600x1200 Pixeln Auflösung entfaltet sich eine Grafikpracht, wie ich sie so noch nie in einer Luftkriegssimulation gesehen habe. Schon das Durchfliegen der Wolken ist eine wahre Schau und man kann sich gut vorstellen, wie sich damalige Piloten wohl gefühlt haben müssen, wenn sie sich vor einer feindlichen Rotte in den weissen Nebel geflüchtet haben, nichtsahnend, was vor ihnen liegt.

Doch nicht nur was am Himmel zu sehen ist - wozu auch die prachtvoll texturierten und wunderschön animierten Maschinen selbst gehören - auch der Boden glänzt mit hochauflösenden Texturen und detailreichen Aufbauten, Gefährten und Häusern. Steigt ihr ins Cockpit erwartet euch ein dasselbe in gleicher Güte, inwieweit es dem Originalcockpit damaliger Tage entspricht, kann ich als historischer Laie natürlich nur vermuten, es liegt aber Nahe, dass bei dem Realismus-Fanatismus, den die Mannen um Designer Oleg Maddox an den Tag legten, die Cockpits der einzelnen Maschinen ebenso original nachgebildet wurden, wie die Maschinen selbst. Denn diese wurden anhand realer Bauskizzen aus dem Zweiten Weltkrieg nachgebildet, wie mir Oleg auf der letztjährigen ECTS versicherte.

Nun, die beste Grafik bringt nichts, wenn dafür die Geschwindigkeit in die Knie geht. Auf meinem Rechner lief das Game in oben genannter Konfiguration absolut ruckelfrei und es kam ein Flugfeeling auf, wie ich es selten in einer Simulation erlebt habe. Ein 'kurz über Boden'-Flug dürfte wohl nur in den 'Comanche'-Titeln noch lebensechter rüberkommen. Sicher, mein Rechner ist nicht gerade der langsamste, aber mit niederer Auflösung und weniger Details sollte es auch auf schwächeren Rechnern keinerlei Probleme geben.

IL-2 Sturmovik
Die Fabrik ist dahin.

Die in der Preview nur spärlich gesetzten Bodenobjekte haben sich in der Zwischenzeit ebenfalls erstaunlich vermehrt und sind recht gut animiert, wenngleich sie an die Qualität der Flugzeugmodelle bei weitem nicht heranreichen. Kein schlimmer Fauxpas, handelt es sich schliesslich um eine Flug- und keine Panzersimulation.

Zur überragenden Grafik gesellen sich exzellente Soundeffekte. Sowohl das Motorengeräusch als auch die diversen Feuer- und Explosionseffekte kommen wohlklingend und real rüber. Leider wurde das Windgeräusch deutlich abgeschwächt, dies hatte mir in den vorhergehenden Versionen noch besonders gefallen. Auch der leidige Fehler dass sich das Motorengeräusch eher der aktuellen Geschwindigkeit, statt der effektiven Drehzahl des Motors anpasst, ist in 'IL-2' wieder vertreten. Vielleicht habe ich hier als Laie aber auch nur eine falsche Vorstellung der Aeronautik und deren Auswirkungen auf die Geräusche eines durch Propeller angetriebenen Flugzeugs.

Keine falschen Vorstellungen habe ich allerdings, wie sich gute Musik anhören muss. Hier hat 1C trotz der herben Kritik in früheren Artikeln nicht reagiert. So erwartet euch eine bereits nach wenigen Sekunden nervtötende Dudelmarschmusik, welche nur eine Option offen lässt: Schnell abschalten. Leider vergeben damit die Designer die Möglichkeit, in ihren Kampagnen durch gute Begleitmusik, wie es schon die Klassiker aus dem Hause Origin vormachten, zielgerichtet mehr Dynamik und damit mehr Spannung zu generieren.

IL-2 Sturmovik
Lieblos gemachtes Briefing.

Und damit sind wir schon am nächsten Kritikpunkt angelangt: Der Kampagne und den Missionen. Zwar werdet ihr von der Anzahl - insgesamt stehen an die 300 Einsätze an - nahezu erschlagen. Die Kampagne selbst, in der ihr, im Gegensatz zur oft verfilmten Luftschlacht über England, die relativ wenig populären Luftkämpfe über dem blutgetränkten russischen Boden nachspielt, glänzt zwar durch ein Rang- und Ordenssystem, mit dem ihr eurem Charakter zu Ruhm und Ehre verhelft, insgesamt sind die Missionen allerdings etwas zu abwechslungsarm und vor allem die An- und Abflüge von und zu den Schauplätzen gestalten sich recht langweilig. Ein Glück, dass die Entwickler nicht an einem Zeitraffer und einem Autopiloten gespart haben, denn zuviel Realismus wäre in diesem Punkt wohl tödlich für den Einzelspielermodus gewesen. Zwar sind die Kampagnen sehr realistisch und es gibt die üblichen 'Begleit'-, 'Luftkampf'- und 'Bodenziel'-Missionen, doch von einer dynamischen Kampagne mit ineinandergreifenden Missionen, abgerundet mit einer packenden Geschichte à la 'Strike Commander', sind die Mannen um Oleg Maddox meilenweit entfernt. Schade, denn so ein Spiel fehlt derzeit dringend in diesem Genre, vor allem da das Zweite Weltkriegs-Szenario in dieser Form so wohl noch nie dargestellt worden ist.

 

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