Test - Jagged Alliance: Flashback : Fast so wie früher?
- PC
Jagged Alliance 2 ist auch nach über fünfzehn Jahren der Genreprimus der rundenbasierten Strategiespiele. Noch heute findet sich eine Schar von Anhängern, die Topwares PC-Klassiker regelmäßig auf die Festplatte ziehen, um Arulco von der bösen Diktatorin Deidranna Reitman zu befreien. Das liegt unter anderem daran, dass seitdem keine Fortsetzung mehr zu überzeugen wusste. Nun soll das auf Kickstarter finanzierte Jagged Alliance: Flashback die Reihe reanimieren. Eine ambitionierte Aufgabe, mit der sich das kleine dänische Team von Full Control übernommen hat.
Die Ausgangslage in Jagged Alliance: Flashback ist Kennern der Reihe angenehm vertraut. Ein fieser Schurke kontrolliert eine Insel und hält die Bewohner permanent in Angst und Schrecken. Ihr eilt zur Rettung und engagiert diverse Söldner, die an eurer Seite kämpfen. Stück für Stück erobert ihr das Land San Hermanos zurück, sichert wichtige Punkte, trainiert Milizen und befreit so das Land aus der Schreckensherrschaft. Wie ihr das macht, bleibt im Grunde genommen euch überlassen, trotzdem könnt ihr für die Bewohner Missionen erledigen.
Die elementaren Dinge
Was in einem Jagged-Alliance-Spiel nicht fehlen darf, ist der Charaktertest, wenn ihr euren eigenen Elitekämpfer erstellt. Ausgehend von euren Antworten auf die zum Teil absurden Fragen bekommt euer Alter Ego entsprechende Fähigkeiten. Anschließend verteilt ihr Punkte auf Attribute und kleidet den Charakter ein. Sonderlich viele Optionen habt ihr da nicht, aber es reicht, um euren Soldaten auf verschiedene Kategorien zu spezialisieren. Macht ihn zum Arzt, Scharfschützen, Techniker oder Sprengstoffexperten.
Seid ihr ungern als Einzelgänger unterwegs, engagiert ihr Söldner, die an eurer Seite kämpfen. Natürlich nur dann, wenn sie tatsächlich zur Verfügung stehen und nicht schon auf einer anderen Mission unterwegs sind. Die Auswahl ist groß und es ist erfreulich, dass auch alte Bekannte aus den vorherigen Teilen ins Team aufgenommen werden können. Das weckt nostalgische Gefühle.
San Hermanos steht euch zur freien Erkundung offen. Das Gebiet ist recht klein, aber die abwechslungsreichen Schauplätze erfordern in den rundenbasierten Kämpfen taktisches Geschick. Zwar ist dieses Herzstück aktuell stellenweise spannend, aber oftmals auch zum Haareraufen. Wenn die KI-Gegner sich mal nicht wie Moorhühner verhalten, müsst ihr jeden Schritt sorgfältig planen. Jedoch spielt das Glück eine große Rolle. Für jede Handlung werden Aktionspunkte fällig, egal ob ihr euch bewegt, die Körperhaltung ändert oder auf Gegner feuert.
Schwer zu treffen
Ob ihr euer Ziel trefft, wird anhand von Prozentzahlen verdeutlicht. Je höher der Wert, desto besser. Logisch. Doch selbst bei 80 % feuert man seine Kugeln zu oft daneben. Und auch bei einer 98-prozentigen Trefferwahrscheinlichkeit kann die Kugel sonst wo einschlagen, nur nicht im Ziel. Die Entfernung zum Gegner ist ein weiterer wichtiger Faktor. Das ist ebenfalls erst mal logisch, denn mit einer Handfeuerwaffe aus großer Distanz zu treffen, ist nicht einfach. Ärgerlich ist jedoch, dass dieses Prinzip nur in eine Richtung funktioniert.
Lauert ihr mit einer Schrotflinte direkt auf dem benachbarten Feld eures potenziellen Opfers, erhöht sich die Trefferwahrscheinlichkeit nicht entsprechend. Selbst Nahkampfangriffe leiden darunter, was den Spielspaß erheblich ausbremst. Wer sich noch an den zweiten Teil erinnert, der weiß, dass Gegenstände überall in der Welt verstreut waren. Das ist hier etwas anders. Nur selten dürft ihr Schränke tatsächlich plündern. Dabei ist es egal, ob sich zwischen Schrank und Charakter eine Mauer befindet, man bekommt auch so Zugriff auf den Inhalt.
Es gibt noch viel zu tun
Doch auch wenn Jagged Alliance: Flashback nun als fertige Version erstrahlt, ist die dänische Truppe von Full Control noch lange nicht am Ziel. Dafür fehlen zu viele Funktionen und Mechaniken. Beispielsweise ist euer Bewegungsspielraum eingeschränkt. Ihr dürft weder durch Fenster noch über Zäune klettern, sondern müsst immer außen herum, was unnötig viele wertvolle Aktionspunkte kostet. Es gibt aktuell auch keine Aufsätze für die Waffen, wie Zielfernrohre oder Schalldämpfer, und keine unterschiedlichen Munitionstypen. Immerhin haben die Entwickler aber schon angekündigt, diese beiden Elemente in naher Zukunft einzufügen. Wenn sie schon dabei sind, können sie auch gleich noch die Möglichkeit implementieren, Türen zu öffnen und zu schließen.
Aber die Probleme hören hier nicht auf. Zwar kann man die isometrische Perspektive um vier feste Ecken drehen, trotzdem sind einige Areale unübersichtlich - da hilft nur der Zoom in die totale Vogelperspektive. Gelegentliche Tonaussetzer in Form von fehlender Sprachausgabe bestätigen den unfertigen Zustand von Jagged Alliance: Flashback. Dabei weiß der grundsätzliche Stil des Spiels zu gefallen.
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