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Special - Nintendo Labo : Mehr als nur Papperlapapp!

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Mit Nintendo Labo hat Nintendo uns mal wieder daran erinnert, warum das Unternehmen die treibende Innovationskraft der Branche ist. Die Kartonbausätze für die Switch sind die versprochene „neue Art“ zu spielen und könnten trotzdem nicht typischer für Nintendo sein. Warum alle wegen Labo aus dem Häuschen sind.

Es war nur eine kleine Ankündigung auf den internationalen Websites von Nintendo. Kryptisch wie eh und je: „Eine neue Art zu spielen“, die sich vor allem an „Kinder – auch die größeren unter uns“ richtet. Während sich viele wieder in den nie enden wollenden Animal-Crossing-Smash-for-Switch-Hype-Strudel zerren ließen, versprach Nintendo nicht mehr als letztlich um 23 Uhr nur in Form eines Trailers gezeigt wurde. Und trotzdem ist es so viel mehr als „für Kinder“.

Nintendo Labo sind interaktive Bausätze aus Pappkarton, die mit den Joy-Con und der Switch kombiniert werden und dadurch zu einem der interessantesten Experimente Nintendos überhaupt werden. Endlich kommt die Infrarotkamera des rechten Joy-Con zum Einsatz. Nach dem plumpen Sandwitch-Spiel aus 1-2-Switch hätten wir nicht mehr gedacht, dass die Technik in so komplexer Weise genutzt werden könnte.

Beispielsweise erkennt die Kamera, die in ein Kartonpiano gesteckt wird, welche Tasten ihr anschlagt und in welcher Tonlage ihr sie mittels Regler spielt. In einem anderen Fall bastelt ihr euch gleich eine halbe Roboterrüstung zusammen, die ihr wie einen Anzug tragt. Mittels Seilzügen bewegen sich weiße Punkte in einer Art Rucksack, die die IR-Kamera erkennt und die Bewegungen auf dem Bildschirm übernimmt. Das erinnert nicht nur an das eingestampfte Project Giant Robot für die Wii U, sondern ist darüber hinaus ein unglaublich charmanter Rückblick auf Nintendos Vergangenheit, in der sich das Unternehmen lange Zeit vor allem als Spielzeughersteller etablierte.

Nintendo Labo - First Look Trailer
Mit Nintendo Labo hat das Unternehmen eine neue Art des Spielens für die Switch vorgestellt; das Video präsentiert die Funktionsweise des Systems.

Während andere sich mit immer beeindruckenderer Technik alle paar Monate ein Wettrennen mit Fotofinish leisten, tanzt Nintendo wieder vollkommen aus der Reihe und zeigt uns, dass die Switch noch viel mehr ist als eine Heimkonsole, die man auch mitnehmen kann. Wenn man die Joy-Con an eine Art Pappkäfer klemmt und einfach die eigentliche Konsole als Controller verwendet, um dieses Gebilde zu steuern, ist das „Thinking outside the box“ im Wortsinn. Aber es sind nicht nur die innovativen Ideen, mit der Nintendo die Switch zu so viel mehr macht, als sie ist. Labo übt gleich in vielerlei Hinsicht eine Faszination in uns aus.

Basteln? Es ist so viel mehr!

Eigentlich ist Nintendo Labo gar nicht wirklich etwas zum Basteln. Denn schließlich tut man nicht viel mehr, als die vorgestanzten Bausätze aus dem Bogen zu trennen uns sie zusammenzufalten. Im Zusammenspiel mit den Funktionen der Switch, egal ob HD-Rumble oder die Infrarotkamera, erfahren Kinder beim Zusammensetzen gleich viel mehr über die Funktionsweise der Technik, von der sie tagtäglich umgeben sind. Parallelen zur Faszination von LEGO sind nicht von der Hand zu weisen. Nintendo Labo versprüht denselben Charme, die Freude beim Bauen, während der man sich schon total auf das Ergebnis freut, mit dem sich noch viel mehr anstellen lässt. Das kennen und lieben wir schon bei LEGO Technic.

Nicht umsonst heißt eines der Schlagworte von Labo „Entdecken“. Wenn ich an diesem Regler drehe, woher weiß die Konsole, dass sie jetzt statt Saitenklängen Katzenrufe ausspucken soll? Hier steckt wahnsinnig viel Potenzial für den Lernbereich. Aktuell gibt es zwei Toy-Con-Sets, so der Name der Papp-Erweiterungen. Aber wie wäre es, wenn künftige Sets beziehungsweise die beiliegende Software programmierbar wären? Gerade für den digitalen Schulunterricht könnte das verdammt interessant werden. Besonders in Kombination mit etwaigen selbst erstellten Schablonen wären die Möglichkeiten nahezu grenzenlos.

Droht jetzt die nächste Casual-Schwemme?

Auf den ersten Blick ist Nintendo Labo gar nicht so weit entfernt von den unnötigen Plastikaufsätzen für die Wii. Plastik-Tennisschläger- und Angelrutenaufsätze waren vor allem Core-Gamern schnell ein Dorn im Auge, da sie die erfolgreiche Konsole immer mehr in Richtung Casual-Markt drückten. Labo geht da andere Wege. Mal ganz davon abgesehen, dass Karton die umweltfreundlichere Alternative ist, geht hier schon die Freude beim Zusammensetzen los. Wii-Zubehör bot oft nur wenig, meist sogar gar keinen Mehrwert. Labo dagegen ist selbst gebaute Peripherie, auf die man sogar stolz sein kann.

Hier steckt außerdem ein ganzes Stück mehr Fantasie und Innovation drin. Und das beste: Labo kann perfekt parallel zu den Core-Gamern existieren, da es den Einsatzbereich der Switch vollkommen verändert. Es ist ein Nischending, das niemandem etwas wegnimmt und durch seinen Charme die Switch eher attraktiver und vielseitiger macht, statt sie in ein Lager zu drängen. Das bedeutet aber nicht, dass sich Core und Casual nicht vermischen können. Wir sehen schon die ersten findigen Spieler, die einen Weg finden werden, The Legend of Zelda: Breath of the Wild mit dem Labo-Piano durchzuspielen. Auf der anderen Seite könnten Third-Party-Entwickler ihre eigenen Ideen umsetzen, sofern sie Sinn machen und nicht in die Gimmick-Gefilde abrutschen, die die Wii mit ihren Plastikschlägern betreten hat.

Die Einstiegsdroge?

Zwar sind im Netz hauptsächlich die überwiegend positiven Reaktionen der verspielten Erwachsenen zu lesen, doch eigentlich möchte Nintendo Labo zuallererst Kinder ansprechen. Mit den Karton-Kits wird die Switch zu einem vielseitigen Spielzeug, das vermutlich recht lange interessant sein wird, sofern es an Ideen für neue Bausätze nicht mangelt. In cleverer Schachzug von Nintendo, eine junge Zielgruppe an die neue Hardware heranzuführen. Das war bislang noch das Terrain des inzwischen sterbenden 3DS. So hat Nintendo perfekt den Kundenkreis für die Switch erweitert.

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