Test - Shogun: Total War : Shogun: Total War
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"Shogun" ist der Titel, den die Fürsten im 16. Jahrhundert in Japan anstrebten. Er ging einher mit grösster Macht und Ansehen. Um den Titel "Shogun" zu erhalten, wurden lange und furchterregende Schlachten und Kriege zwischen den einzelnen Daimyos geführt.
Im Schlachtenepos "Shogun: Total War" von Electronic Arts schlüpft ihr in die Rolle eines solchen Kriegsherren und könnt hautnah den Weg bis zum obersten Befehlshaber und Herrscher über das Nippon-Reich miterleben.
Doch der Weg ist steinig und viele feindliche Clans und Grossfamilien müssen, teils durch Diplomatie, teils durch rohe Gewalt, aus dem Weg geräumt werden. Spielt ihr die vorgegebene Kampagne, teilt sich euer Spiel in zwei wesentliche Arbeitsabschnitte auf. Im strategischen Teil, stellt ihr Truppen her, baut Unterkünfte und Ausbildungsstätten. Des weiteren werden in diesem Abschnitt die Verlegung eurer Truppen und der gesamte Diplomatieteil abgewickelt.
Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, wozu die verschiedensten Spezialeinheiten, wie Ninjas, Spione, Unterhändler, Priester und die legendären Geishas beitragen.
Ninjas werden benutzt, um gegnerische Generäle und Anführer zu meucheln. Da dies die Moral der Truppen untergräbt, ist das ein ratsamer Entschluss, sofern eine Schlacht bevorsteht. Mit Spionen kann man entweder in den eigenen Besitztümern ein Gegenspionagenetz aufbauen, um feindliche Agenten aufzuspüren, oder sie in gegnerischen Ländereien positionieren, um dort die Truppenstärke und Moral auszukundschaften. Unterhändler sind natürlich dazu da, Bündnisse und Abkommen auszuhandeln. Dafür eignen sich auch die aus dem "Shogun"-Film bekannten Jesuitenpriester, die aber nur zur Verfügung stehen, sofern ihr als Daimyo den christlichen Glauben gewählt habt. Auf ihren Diplomatenmissionen verbreiten die Priester natürlich auch ihre religiösen Überzeugungen unter der Bevölkerung.
Zu guter Letzt kommen noch die legendären Geishas zum Einsatz. Sie sind tödliche Meuchelmörderinnen und verfehlen kaum einmal ihr Ziel.
Steuern könnt ihr eure Spezialeinheiten auf der sogenannten strategischen Karte, welche eine Art 3D-Version der bekannten Karte aus "Defender of the Crown" (die Älteren unter euch dürften sich noch an diesen Kulttitel erinnern) ist. Mit einfachen "Drag & Drop"-Praktiken sind Meuchelmörder, Spione und anderes "Getier" schnell auf den Weg gebracht.
Über diese Karte wird auch der komplette Gebäudebau praktiziert. Hier steht ein ansehnlicher "Technology Tree" zur Verfügung. Ähnlich wie in bekannten Titeln wie "Age of Kings" oder "Starcraft" stehen bestimmte Gebäude und Einheiten nur nach entsprechendem Upgrade zur Verfügung. Dabei verschwendet "Shogun: Total War" allerdings nicht eure Zeit mit Basisaufbau, sondern ihr klickt einfach auf die Provinz, in der ihr etwas herstellen wollt, und wählt die entsprechende Einheit aus. Da der strategische Zug rundenbasiert abläuft, habt ihr genug Zeit, das Für und Wider abzuwägen und die Kosten zu berechnen.
Stilgerecht wird in "Shogun" in sogenannten "Koku" gerechnet. Ein "Koku" entspricht genau der Menge Reis, die ein Mann für ein Jahr zum Leben benötigte und war die übliche Währung im Japan des 16. Jahrhunderts.
Insofern ist das Spiel in diesem Abschnitt auch eine, wenngleich simplifizierte Wirtschaftsimulation, denn durch gezielten Ausbau der Anbaugebiete und Erhöhung der Loyalität der Einwohner, kann man den Ertrag seiner Provinzen steigern, und hat somit mehr "Koku" zur Ausbildung seiner Einheiten auf dem Konto.
Schliesslich gibt es ein großes Heer auch in der virtuellen Welt nicht umsonst und will dementsprechend unterhalten und ausgebildet werden. Als Waffengattungen stehen hierbei die unterschiedlichsten Truppentypen innerhalb der Infanterie, Kavallerie und Fernwaffeneinheiten zur Verfügung. Die berühmten Samurai- und Hatamoto-Einheiten dürfen natürlich dabei nicht fehlen und auch Musketen- und Arbalesk-Schützen sind vorhanden, obwohl diese im damaligen Japan nur für eine kurze Zeit eingesetzt wurden.
Die Stärke einer Einheit (60 - 120 Kämpfer) wird durch ihre Erfahrung und durch ihre Loyalität dem Lehnsfürsten gegenüber bestimmt. Ausdruck findet das ganze im sogenannten "Ehre Bonus": Je mehr Ehre eine Einheit besitzt, umso furchtloser wird sie kämpfen.
Im strategischen Teil lässt "Shogun: Total War" eigentlich keine Wünsche offen, und spielt sich wie ein japanisches "Risiko". Einzig die Bedienung ist etwas umständlich, und manche Automation (z.B. automatisch schliessende Menüs) und Statistik wären sicher sinnvoll gewesen. Vor allem fehlte mir hier eine Übersicht, was wo zu welchem Preis gerade gebaut wird und wann das jeweilige Gebäude fertig sein wird. Um dies in Erfahrung zu bringen, muss man sich umständlich durch alle Provinzen klicken. Positiv zu erwähnen sei allerdings noch der Realismusgrad, denn man kann zum Beispiel Einheiten nur zu einer grösseren zusammenlegen, wenn beide mindestens eine Jahreszeit in der gleichen Provinz gedient haben.
Hat man schliesslich alle Einheiten verlegt, alle Gebäude in Auftrag gegeben und genug Samurainachschub ausgebildet, klickt man auf den "weiter" Button und gelangt, sofern man in eine feindliche Provinz einmarschiert ist, oder angegriffen wird, in den Taktikteilteil des Spiels, welcher in Echtzeit abläuft.
Hier spielt "Shogun: Total War" seine Stärken aus, die präsentierte 3D Grafik dürfte, eine entsprechende Grafikkarte vorausgesetzt, wohl mit das Beste sein, was ihr je im RTS- Bereich gesehen habt. Hinzu kommt ein butterweiches Scrolling und eine ausgetüftelte Maussteuerung. Einzig die fehlende "Mouse Wheel"-Unterstützung ist ein kleiner Wermutstropfen.
Aufgrund der starken Weichzeichnung sind die Einheiten etwas unscharf, tragen aber nichtsdestotrotz zur unglaublich dichten Atmosphäre bei. Vor allem bei Nebel und Regen zeigt die Engine, was in ihr steckt und man vergisst vor lauter Staunen und Scrollen fast das Kämpfen.
Doch gekämpft werden muss, ansonsten wird euch der recht starke Computergegner schnell fertig machen. Auch in "Shogun" wird das "Papier-Stein-Schere"-Prinzip beachtet, so dass ihr fast alle Kampfregeln des Meisterstrategen "Sun-Tzu" anwenden könnt. Da verwundert es nicht, dass das gut geschriebene Handbuch mit Zitaten des Lehrmeisters aller Strategen geradezu um sich wirft.
Zu Beginn einer Schlacht könnt ihr eure Einheiten innerhalb eines abgesteckten Radius aufstellen und gruppieren. Dabei sind vordefinierte, oder auch eigene Formationen möglich. Ob ihr die Sichtweite begrenzen, Munitionsverbrauch beachten, Moral und Ehre berücksichtigt haben wollt oder nicht, alles ist einstellbar in diesem Spiel.
Auch das Wetter spielt eine Rolle, denn natürlich sind eure Musketen bei starkem Regen völlig unbrauchbar und die entsprechenden Einheiten ein leichtes Fressen für die gegnerische Kavallerie. Formationen lassen sich auf Knopfdruck ändern, Befehle schnell und zügig ausführen, kurz gesagt, hier lässt "Shogun: Total War" keinerlei Wünsche übrig.
Treffen zwei gewaltige Heere schliesslich aufeinander, entfaltet sich eine Soundkullise, welche euch mitten in die mittelalterliche Schlacht versetzt. Unterstützung findet das ganze durch die sehr stimmungsvolle und situationsabhängige Musik.
Wie gesagt, hier ist der Spieler nicht auf eine isometrische Draufsicht à la "Starcraft" beschränkt, sondern die Kamera ist frei positionier- und schwenkbar, und vermittelt so, leider etwas auf Kosten der Übersicht, ein ideales Feeling für die ablaufende Schlacht.
Auch braucht man sehr viel Übung, um seine Einheiten zeitgerecht in Zaum zu halten, ansonsten tun diese was sie wollen, und der Kampf artet schnell in eine unübersichtliche Massenschlacht aus. Dennoch gewinnt in der Regel derjenige, der seine Einheiten bedacht und mit entsprechender Umsicht einsetzt.
Anders als bei vielen Echtzeitstrategiespielen gewinnt die Masse nicht immer gegen die gut eingesetzte Klasse. Hier macht sich wieder der sehr hohe Realismus des Spiels bemerkbar, so leidet die Kampfkraft der Einheiten mit zunehmender Erschöpfung, und auch das taktische Gelände sowie die Angriffsrichtung spielen eine Rolle. Die Positionierung einer Einheit, zum Beispiel auf einem Berg, verschafft dieser nicht nur eine höhere Sichtweite, sondern auch einen gewaltigen Bonus gegen feindliche Einheiten, die sich mühsam den Weg hinaufschleppen müssen.
Abgerundet wird das ganze durch schöne Zwischensequenzen, welche allerdings den von "Diablo 2" verwöhnten Spielern etwas pixelig vorkommen werden. Ein Intro fehlt leider praktisch völlig.
Zum hervorragenden Gesamteindruck der Kampagne gesellt sich noch eine gute Multiplayer-Unterstützung via Internet oder Lan. Im Internet kann man mittels "EA Gaming Net" mit Spielern rund um den Erdball Schlachten ausfechten. Leider ist man hier allerdings auf den taktischen Teil des Spiels begrenzt. Eine komplette Simulation, wie beispielsweise bei "Homeworld" inklusive der wirtschaftlichen Aspekte, findet nicht statt. Hier gäbe es für Electronic Arts noch einiges zu tun, um das Spiel nahezu perfekt zu machen.
Historische Schlachten dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen und geschichtlich versierte Spieler werden an "Shogun: Total Wars" ihre wahre Freude haben.
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