Test - Silent Hill 3 : Silent Hill 3
- PS2
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Horror mit Verstand
Während die Kämpfe aufgrund der dumpfen und abgesehen von den Bossen in mäßig abwechslungsreicher Anzahl auftretenden Gegner nicht unbedingt vom Hocker reißen, können mehr die Rätsel umso gefallen. Ihr könnt einzeln den Actionpart, sprich Härte der Gegner und Menge an Heilmittel und Munition, und den Rätselteil in drei Stufen euren Wünschen anpassen. Während ihr auf ’einfach’ zahlreiche Hinweise erhaltet, auf weniger Rätsel trefft und deren Lösung auch noch einfacher zu finden ist, werden euch auf ’normal’ und vor allem auf ’hart’ knifflige Kopfnüsse vorgesetzt.
Einige der Puzzles sind relativ logisch, andere Aufgaben sind dann doch etwas weniger eindeutig. So ist es ziemlich logisch, dass man mit einem Kleiderbügel eine hochgezogene Leiter hinunterzieht oder mit einem Schraubstock eine Nuss öffnet, weniger ersichtlich ist die Mischung von frischer Leber, Reinigungsmittel und Feuer, um ein Bild in Brand zu setzen, das eine versteckte Tür auffindbar macht. Auf jeden Fall bietet ’Silent Hill 3’ deutlich interessantere Rätsel und Puzzles als die üblichen Schalterrätsel und Schlüsselsuchereien vieler anderer Spiele.
Am Spielablauf hat sich im Vergleich zu den beiden Vorgängern übrigens etwas verändert: Es gibt im wortwörtlichen Sinne weniger Leerlauf. Musstet ihr in den ersten beiden ’Silent Hill’-Spielen lange Märsche durch den dichten Nebel der Gruselortschaften antreten, entfällt dies beim dritten Teil fast gänzlich. Habt ihr also einen der Schreckensorte hinter euch gebracht, folgt fast nahtlos die nächste Anlage. Egal, ob ihr nun das Einkaufszentrum durchstöbert, eine U-Bahnstation erkundet, ein Hochhaus betretet, ein Krankenhaus besucht oder einen Freizeitpark inklusive Geisterbahn und Märchenhaus durchlauft - ihr müsst zahlreiche Räume in den labyrinthartigen Anlagen nach hilfreichen Gegenständen durchsuchen. Wer hier nicht die praktischen Karten findet, verirrt sich schnell, da die Räumlichkeiten auch noch in der Dunkelheit besucht werden - glücklicherweise besitzt Heather eine Taschenlampe. Diese hilft aber nur wenig, wenn ihr okkulte Schriften und düstere Kinderzeichnungen durchblättert, Anrufe von Verrückten erhaltet, das Tagebuch eines scheinbar sich stets in der Nähe befindenden Psychopathen lest und natürlich unzählige schrecklich zugerichtete Leichen und andere bizarre Sachen zu sehen bekommt. Dabei wechseln die Locations fast stufenlos von schmutzigen, aber noch realen Räumen in eine kranke Parallelwelt, in der die gleichen Räume verzerrt werden und plötzlich metallene, dreckige Böden und blutverschmierte Wände zu sehen sind.
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Geniale Atmosphäre und beeindruckende Technik
Bei solchen Szenarien überrascht es nicht, dass einem öfters ein kalter Schauer den Rücken herunterläuft, auch wenn es nur wenige Schreckeffekte gibt und die normalen Gegner wenig grausig sind. Vielmehr wird geschickt mit der Erwartungshaltung des Users gespielt und okkulte Elemente oder beispielsweise verstreute Berichte über Psychopathen, Krankenakten und Mörder eingesetzt, um eine genial gruselige Atmosphäre zu schaffen. Stets fühlt man sich in Heather versetzt, die immer mehr in die düstere und psychopatische Gruselwelt versinkt, und hat eigentlich immer das Gefühl, dass hinter der nächsten Ecke etwas unbeschreiblich Böses auf einen wartet.
Ein entscheidender Bestandteil bei dieser genialen Atmosphäre ist aber die Grafik, bei der man schnell ins Schwärmen kommt. Wie man vor allem in den Cutscenes sieht, sind die Charaktere bis in die Haarspitze modelliert und beeindrucken mit perfektem Mienenspiel. Leider sind die Animationen von Heather im eigentlichen Spiel nicht ganz so überzeugend, gehen aber trotzdem in Ordnung. Für offene Münder sorgt aber die Umgebungsgrafik mit ihren fantastischen Texturen - egal, ob ihr in der Realität umherlauft oder euch durch die düstere Parallelwelt schlagt. Zwar gibt es auch einige etwas kahle Gänge, die meisten Räume strotzen aber geradezu vor unzähligen Details, Blutspuren und Dreck. Es gibt sogar vor sich hin wabernde, animierte Texturen und wie lebendige Würmer aussehende Blutfäden, welche die Umgebung zuweilen verändern. Dazu kommt die atmosphärische Dunkelheit, wobei Heathers Taschenlampe realistisch die Objekte anstrahlt und Schatten wirft, die sich je nach Bewegung ändern. Grafisch ist ’Silent Hill 3’ auf jeden Fall an der Spitze der PS2-Spiele - da stören die oftmaligen, aber kurzen Ladepausen nicht wirklich. Wie schon in den beiden Vorgängern wird das Bild mittels Griselfilter etwas verrauscht dargestellt - wer will, kann dies aber in einem Spezialmenü deaktivieren. Löblich sind des Weiteren die gute PAL-Anpassung und ein 50/60Hz-Modus.
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Ein wichtiger Aspekt für die Atmosphäre der ’Silent Hill’-Reihe war stets der Sound, und der ist glücklicherweise beim dritten Teil hervorragend ausgefallen. Stets ist Heather von einer mal intensiveren, mal leiseren unheimlichen Soundkulisse umgeben, die so richtig für Angst sorgen kann. Geschrei und Geknurre von Monstern, Stöhnen von Sterbenden, Gekreische und Gehämmere von Teufelsmaschinen und dazu das Rauschen von Heathers Radio, das Gegner in der Nähe verrät, sorgen für eine perfekte Gruselatmosphäre. Gelungen ist auch die englische Sprachausgabe, die mit deutschen Texten untertitelt ist.
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