Test - Sleeping Dogs : Großer Trubel im kleinen China

Von Activision verstoßen, fand United Front Games Unterschlupf bei Square Enix. Die Spieleschmiede sah im ehemals True Crime: Hong Kong betitelten Spiel eine Menge Potenzial. Mit einem frischen Namen und ein wenig Feinschliff geht Sleeping Dogs nun an den Start, um Genre-König GTA, dem verrückten Saints Row und Co. Paroli zu bieten. Ein ambitioniertes Ziel, das nicht ganz erfüllt wird. Trotzdem unterhält das Triaden-Abenteuer auf hohem Niveau.

Wei Shen ist Polizist. Aufgewachsen in einem Problemviertel in Hongkong, machte er schon sehr früh Bekanntschaft mit der Kriminalität. Die Triaden waren allgegenwärtig. Bevor der dunkle Sumpf aus Verbrechen und Brutalität Wei und seine Schwester Mimi zu verschlucken drohte, starteten die beiden einen Neuanfang. Leider zu spät: Mimi, zu der Zeit schon stark drogenabhängig, stirbt an einer Überdosis. Wei besucht die Polizeischule und besticht anschließend durch zahlreiche Verhaftungen. Als er nach Hongkong zurückkehrt, holt ihn seine Vergangenheit ein. Er soll als verdeckter Ermittler bei den Sun On Yee die "Red Poles", das sind die höhergestellten Mitglieder, ans Messer liefern.

Zwischen den Fronten

Von nun an erwartet euch ein Trip auf Messers Schneide. Während Wei bei den Triaden als einfacher Laufbursche am Anfang ein wenig misstrauisch betrachtet wird, muss er für den starken Arm des Gesetzes Beweise zur Festnahme ranghoher Mitglieder liefern. Weis Vorgesetzter Pendrew ist ebenfalls keine Unschuldslamm. Um seine Ziele zu erreichen, missachtet er gerne mal die Gesetze und macht sich die Hände schmutzig. Dass Undercover-Cop Shen in so einer Situation im Schlaf von Gewissensbissen geplagt wird, ist verständlich.

Doch auch in der traditionsreichen chinesischen Verbrecherwelt liegt einiges im Argen. Die Oberhäupter der Sun On Yee sind zerstritten, besonders die "Red Poles" Winston und Dogeyes bekämpfen sich erbittert. Mit letzterem hat Wei noch eine Rechnung offen, schließlich war es Dogeyes, der seine Schwester drogenabhängig machte. Und da ist auch noch die 18K. Eine rivalisierende Triaden-Bande, die nur zu gern den Untergang der Sun On Yee sehen würde

Blut ist dicker als Wasser

Die Geschichte von Sleeping Dogs ist spannend. Die Thematik vom verdeckten Ermittler, der eine Verbrecherorganisation infiltriert, ist zwar nicht neu, trotzdem wird sie im Open-World-Cop-Drama spannend erzählt. Besonders die Verbundenheit zwischen Wei und seinem Kindheitsfreund Jackie weiß zu gefallen. Irgendwann sitzt ihr zwischen den Stühlen. Als Polizist kämpft ihr natürlich für Recht und Ordnung, bei den Sun On Yee findet ihr aber Brüder, die Respekt und Loyalität ganz oben auf ihre Fahnen schreiben.

Nachdem ihr anfangs Gelder von Händlern einkassiert und feindlich gesinnte Handlanger verprügelt, erledigt ihr im späteren Spielverlauf Aufgaben für wichtigere Mitglieder der Sun On Yee. Abwechslung wird dabei großgeschrieben. Verfolgungsjagden zu Fuß oder in Fahrzeugen sind dabei ebenso an der Tagesordnung wie Faustkämpfe und Schusswechsel. Es gibt außerdem Missionen, die fast gänzlich auf Gewalt verzichten. Ihr führt beispielsweise einen amerikanischen Rapper durch die Stadt und beeindruckt Frauen bei illegalen Wettrennen.

Anschlussfehler?

Die Aufträge sind kurzweilig, werden oft gut inszeniert und haben kaum Längen. Trotzdem wirkt die Präsentation oft ein wenig gehetzt. Vereinzelte Zwischensequenzen wirken abgehackt. Manchmal habt ihr den Eindruck, es würde etwas fehlen. Wenn zum Beispiel in einer Sequenz euer Ziel vor euch flieht und in ein Boot steigt, befindet ihr euch im nächsten Moment ebenfalls in einem Boot, ohne zu sehen, dass ihr tatsächlich eingestiegen seid. Das schadet, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, der Atmosphäre. Besonders ganz am Ende wird es ärgerlich. Es passieren Ereignisse, ohne dass ihr es mitbekommt. Sie haben in den Ladepausen einfach stattgefunden.