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Special - Verschenktes Potenzial : Dieses Spiel ist scheiße

  • Multi
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Mir hat mal ein guter Freund gesagt, der Job hätte ihm den Spaß an seinem Hobby kaputtgemacht. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Spieleredakteur. Einer, dessen Texte ich einst als Teenager im Spielemagazin meiner Wahl las und den ich damals noch um seinen Beruf beneidete. Heute natürlich nicht mehr, da ich sozusagen in seine Fußstapfen getreten bin und – zum Glück – immer noch Spaß am Spiel habe. Dennoch klingen seine Worte nach und ab und zu fürchte ich, dass auch mir die Spielfreude irgendwann abhandenkommen könnte. Wenn ich mich zwischen den alljährlichen Fortsetzungen auf die wenigen originellen Titel freue und diese letztendlich dann maßlos enttäuschen, ist mal wieder solch ein Moment gekommen.

2012 fing diesbezüglich schon schlimm an. Über Amy stolperte ich auf der letztjährigen gamescom nur durch Zufall. Ein Zombiespiel, das wie eine vielversprechende Alternative zur Silent-Hill-Serie wirkte. Das mit tollen Ideen neue Wege beschreiten wollte und auf die ehemaligen Stärken des Konami-Vorbilds zu setzen schien. Suspense statt Schock, emotionale Bindung statt blutrünstige Action. Was uns dann Anfang dieses Jahres erwartete, könnt ihr im Test nachlesen. Kurz zusammengefasst: Dieses Spiel ist scheiße.

Die originellen Einfälle wie der Zombievirus, der die Protagonistin langsam zum Monster mutieren lässt, und viele weitere Ideen waren alle noch immer da. Aber ebenso waren die technischen Mängel noch immer da. Als hätten die Entwickler seit der ersten Präsentation keine Lust mehr gehabt, daran herumzuschrauben. Schlimmer wogen die Mängel im Spiel-Design. Mit erschreckender Zielsicherheit führt euch Amy in eine Spiel-Design-Hölle zwischen demotivierendem Frust und zermürbender Langeweile. Suspense? Fehlanzeige. Emotionale Bindung? Nö. Enttäuschung? Oh ja.

Erwartungshaltung

Versteht mich nicht falsch: Schlechte Spiele erreichen uns jedes Jahr mehr als ich Tränen deswegen vergießen kann. Bei 99 Prozent dieser Machwerke zucke ich normalerweise nicht mal mit der Wimper. Es ist die Erwartungshaltung, die den Unterschied macht. Kommt ein mieser Titel, von dem ohnehin nur Mieses erwartet wurde, schmerzt das keinen. Aber entdeckt man in einer dunklen Ecke eine kleine, unerwartete Perle mit erfrischendem Potenzial, dann will man auch, dass daraus ein großer Schatz wird. Es sind die verschenkten Möglichkeiten, die schmerzen.

Klar, überraschende Hits, aktuell vor allem aus der Indie-Szene, sorgen immer wieder für einen einigermaßen ausgewogenen emotionalen Haushalt, was Spieleperlen abseits der AAA-Titel angeht. Aber wie der Mensch nun mal ist: Die schlechten Erinnerungen drängen sich immer wieder in den Vordergrund. Alles, was hätte sein können, aber nicht ist. Und dann schneit auch schon die nächste Enttäuschung ins Testlabor. Zuletzt trug sie den Namen Inversion, sozusagen ein Gears of War mit Gravitationsspielchen. Simple, aber extrem coole Idee. Simple, aber extrem enttäuschende Umsetzung. Dieses Spiel ist definitiv nicht „scheiße“, aber dennoch: Statt Lauten der Verzückung entwichen meinem Munde derbe Flüche. Der Controller litt zum Glück nicht darunter. Das Vokabular der Nachbarskinder leider schon.

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