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Test - Stöck Wyys Stich 10 : Trumpfbuur oder Arschkarte?

  • PC
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Des Schweizers liebster Breitensport ist das Jassen. Sollten die Helvetier aber zur neuesten Jass-Simulation Stöck Wyys Stich 10 greifen? Wir verraten es euch!

Bloß ein paar Karten

Kein anderes Spiel ist in der Schweiz so beliebt und wird von derart vielen Menschen gespielt wie das Jassen. Egal, ob die Jungen in den Schulpausen, die Arbeitskollegen nach Feierabend, die Soldaten im Ausgang, die ganze Familie am Küchentisch oder die Rentner im Migros-Restaurant: Überall werden die Karten auf den Jass-Teppich "geklopft", emsig die erspielten Punkte auf einer Schiefertafel notiert und leidenschaftlich über die jeweilige Runde gefachsimpelt. Nur logisch, dass Herr und Frau Schweizer am PC ebenfalls gerne jassen. Das Angebot ist groß und wird größer: Neuester Buhler um die Gunst der PC-Jasser ist Stöck Wyys Stich 10 aus dem Hause Optobyte.

Übersichtlich

Das Programm ist von der CD im Nu installiert, auf unserer Testhardware musste allerdings erst der aktuellste Grafikkartentreiber her, damit das Spiel in brauchbarem Tempo über den Bildschirm flimmert. Dabei ist die Präsentation eher zweckmäßig ausgefallen. Die düstere, in viel Schwarz gehaltene Inszenierung ist übersichtlich und stellt vor allem die Karten in den Mittelpunkt. Das gilt auch für die neue 3D-Perspektive. In dieser wird das Geschehen in einer schrägen Seitenansicht gezeigt. Das sieht etwas hübscher aus, die klassische 2D-Ansicht ist aber ebenfalls auf Knopfdruck vorhanden.

Nichts zu bemängeln gibt es an der gelungenen Menüstruktur, in der ihr euch bestimmt nicht verlieren könnt. Auf eine komplexe Darstellung der Spielfiguren wird verzichtet, die Karten fliegen von Zauberhand auf den virtuellen Tisch. Einzig Portraitfotos sorgen dafür, dass eure Mitspieler keine gesichtslosen Wesen sind. Apropos Foto: Ihr dürft für euer Profil sogar ein eigenes Foto hochladen.

Das ist in erster Linie in Online-Duellen sinnvoll. Leider war gerade das Online-Feature während der Testphase - immerhin nach dem Verkaufsstart des Titels - noch nicht verfügbar. Ärgerlich!

Für Freude sorgt dagegen die brauchbare KI, wenn ihr gegen CPU-kontrollierte Mitspieler antretet. Diese spielen recht gut und berücksichtigen auch die Aktionen der anderen Spieler, etwa des Partners im „Schieber". Schade ist jedoch, dass man den Schwierigkeitsgrad nicht regeln kann. Überhaupt gibt sich Stöck Wyys Stich 10 für blutige Jass-Neulinge sperrig: Die Anleitung ist sehr knapp gehalten, ein Tutorial oder sonstige Jassen-Einstiegshilfen fehlen. Praktisch sind hingegen die Tipps, die ihr unter dem Menüpunkt „Trickserei" erhaltet. Da wird euch schlicht gesagt, welche Karte ihr am sinnvollsten als nächste ablegt.

Mit dem Molotow zum Coiffeur

Die Einstellungsmöglichkeiten in Stöck Wyys Stich 10 sind nicht riesig, aber zufriedenstellend. Ihr könnt unter anderem je nach Spielvariante den Trumpffaktor festlegen, wahlweise auf Anzahl, Runden oder Totalpunkte spielen sowie die Weisen-Regeln modifizieren. Ferner dürft ihr automatisch weisen, das Vorgehen bei der Eröffnung mit Trumpf bestimmen und Boni für exaktes Punkten oder für keinen Stich aktivieren. Ein besonderes Schmankerl stellt die Archivfunktion dar. Tatsächlich wird jedes Spiel intern aufgezeichnet und für euch archiviert. Ihr dürft daraufhin (oder während einer Runde) jedes Match mit einem Text kommentieren - sogar bei einzelnen Stichen. Wer will, kann außerdem jederzeit in einer schon ausgetragenen Runde nochmals einsteigen und den Spielverlauf ändern.

Dagegen ist es selbstverständlich, dass ihr sowohl mit französischen als auch mit deutschen Kartendecks spielen könnt. Doch was wird gespielt? Folgende vier Varianten stehen zur Auswahl: Schieber, Differenzler, Coiffeur und Molotow. Die ersten beiden bedürfen sicher keiner Erklärung. Im Coiffeur geht es darum, möglichst alle Trumpfkarten während eines Matchs zu spielen und Punkte zu scheffeln. Anders als beim Schieber gehen die Karten allerdings nicht an das Gegenüber, sondern an den nächsten Mitspieler. Simpler der Molotow-Jass: Hier müsst ihr einfach versuchen, möglichst wenige Punkte zu sammeln. Das "Arschlöcheln" - der Liebling in allen Schweizer Militär-WKs und eigentlich eine UNO-ähnliche Variante - fehlt leider auf der CD.

Besonders stolz scheint Optobyte auf die neue Sidekick-Option zu sein. Habt ihr diese aktiviert, seht ihr in einem kleinen Extrafenster dieselbe Runde, die allerdings komplett vom Computer gespielt wird. So beobachtet ihr, wie das Spiel mit denselben Karten anders verlaufen kann. Ob das wirklich interessant ist, muss jeder Jass-Fan für sich entscheiden. Uns hat es nicht sonderlich begeistert. Das gilt übrigens auch für die klischeehaften Sprecher der verschiedenen Spieler. Muss ein Basler oder Berner Dialekt unbedingt so ausgeprägt gesprochen werden? Und ist es nicht übertrieben, wenn die Tipps-Fee einem die zu spielende Karte zuflüstert?

Fazit

von David Stöckli
Eine Runde oder ein paar mehr am PC jassen, vielleicht sogar online mit Kumpels – genau das bietet Stöck Wyys Stich 10. Optobyte liefert eine prima bedienbare Jass-Simulation ab, die sich flott spielt und mit einer brauchbaren KI aufwarten kann. Auch die vier Spielvarianten geben keinen Grund zum Nörgeln, zumal der empfohlene Verkaufspreis fair ist. Allerdings wünsche ich mir doch für die elfte Ausgabe etwas mehr Drumherum: Ein Karrieremodus für die Langzeitmotivation, eine aufwendigere Präsentation und zum Beispiel ein Einsteiger-Tutorial in Videoform wären einige Ideen, die den Titel in höhere Wertungsregionen hieven könnten.

Überblick

Pro

  • komfortable Archivfunktion
  • gute Menüstruktur
  • zügiger Spielfluss
  • brauchbare Tipps-Funktion
  • fairer Preis

Contra

  • karge Präsentation
  • kaum Motivation für Einzelspieler
  • für Jass-Einsteiger ungeeignet

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