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Test - Yakuza 6: The Song of Life : Das große Finale

  • PS4
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Nach langem Warten erscheint der Abschluss der Yakuza-Reihe, The Song of Life, nun endlich auch in unseren Gefilden. Die traditionsreiche Geschichte des ehemaligen Mafiabosses lockt mit tief greifenden Emotionen, einer ausgeklügelten Handlung und einer Vielzahl an Nebenaufgaben. Wirklich wissen wollen Fans in dieser Stunde aber vor allem eines: Wird das Finale der Reihe seinen Vorgängern gerecht?

493 Tage haben wir nun gewartet. Seit genau dieser Zeit ist Yakuza 6: The Song of Life bereits in den japanischen Verkaufsregalen zu finden. Fans des beliebten Gangsterepos mussten sich im Rest der Welt also verhältnismäßig lange gedulden, bis sie das Finale der Videospielreihe in Angriff nehmen konnten. Eine relativ lange Zeitspanne, in der Sega an der Lokalisierung gearbeitet hat.

Einfach und bei Weitem nicht so zeitaufwendig, sollte man meinen, wurde das Action-Adventure doch lediglich mit englischen Untertiteln ausgestattet. Eine Lokalisierung darüber hinaus ist nicht geplant. Was hat also so viel Zeit in Anspruch genommen? Die Frage beantwortet sich beim Spielen von selbst, sobald ihr von einer wahren Flut aus Text und Sprache hinfortgespült werdet.

Hinzu kommen viele Begriffe, die sich nicht leicht übersetzen lassen. Im Nachhinein betrachtet ist es beinahe schon verwunderlich, dass der ganze Prozess nicht noch länger gedauert hat. Das Ergebnis ist dafür ziemlich akkurat, die Qualität der Übersetzungen hochwertig.

Zur Geschichte

Auch ohne jegliche Vorkenntnisse kann man Yakuza 6: The Song of Life genießen. In den ersten drei Spielstunden wird dem Spieler alles von Relevanz erzählt. Den Rest erledigen die Ladebildschirme, die weiterführende Informationen bereithalten und so das Spielerlebnis speziell für Einsteiger abrunden.

Die Handlung dreht sich um den ehemaligen Yakuza und einstigen Vorsitzenden der Tojo-Mafia, Kazuma Kiryu. Nach den Ereignissen des fünften Teils verbüßt er seine Haftstrafe im Gefängnis, während seine Ziehtochter Haruka nicht nur geduldig auf seine Rückkehr wartet, sondern sich auch um das gemeinsame Waisenhaus kümmert. Zumindest ist es das, was Kiryu, auch der Drache von Dojima genannt, hofft.

Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus, wie der Ex-Yakuza nach seiner Entlassung schnell lernen muss. Von Haruka fehlt jede Spur. Niemand scheint zu wissen, was das Mädchen in den letzten Jahren so getrieben hat, und der Tojo-Clan, Kiryus ehemalige Mafiafamilie, setzt sich in Bewegung. Was folgt, ist eine lange und äußerst schwierige, aber nichtsdestoweniger spannende Geschichte um Verrat, Liebe, Macht und Blut.

Das komplizierte Konstrukt aus verschiedenen, der Geschichte Fülle gebenden Unterhaltungen, Nachforschungen sowie Rückblenden stellt nicht nur das Standbein dieses Abenteuers dar, es ist der Nexus, um den sich das gesamte Spiel dreht. Entsprechend liegt auf dem Plot und der Art, wie er dargeboten wird, beinahe der gesamte Fokus. Wer sich also ins Abenteuer stürzt, sollte sich auf viele Stunden Videosequenzen einstellen.

Entgegen dem, was Fans der ersten Stunde noch gewohnt sein dürften, lassen die inszenierten Videosequenzen stark zu wünschen übrig. Die meiste Zeit sitzen die Charaktere beisammen und starren sich an, während Monologe Dialoge ablösen, Mienen sich ändern und Gefühle ausgesprochen werden. Lediglich in den Bosskämpfen gibt es die eine oder andere recht gelungene Einspielung.

Dafür sind die japanischen Synchronsprecher absolut top ausgewählt und leisten ausnahmslos hervorragende Arbeit. Im krassen Widerspruch dazu stehen die vielen kleinen wie großen Nebenaufgaben, die deutlich von einem anderen Ton bestimmt sind. Sie sind nicht ganz so gut geschrieben, jedoch besonders auf den Humor und die Erwartungen japanischer Konsumenten abgestimmt.

Der Mix aus ernsthaften Themen und knallharten Ereignissen steht dadurch immer wieder im krassen Kontrast zu trivialen bis abstrusen Beschäftigungen wie Babys beruhigen oder Mädchen helfen, die durch die Zeit gereist sind, ihren Körper mit einem anderen Schüler getauscht haben oder von einem Maskottchen aufgemuntert werden müssen.

Der Spielablauf

Yakuza 6: The Song of Life mag zwar in erster Linie aus Gesprächen bestehen, unterm Strich ist dies jedoch bei Weitem nicht alles. Es gibt eine Fülle an Nebenaufgaben (sogenannten Sub-Storys), Minispielen und Herausforderungen, die die Spielzeit um viele Stunden erweitern können. Der gesamte Aufbau des Titels schreit jedoch danach, auf eine bestimmte Weise gespielt zu werden.

Während sich Kiryu von Ort zu Ort bewegt, Hinweisen nachgeht oder sich mit alten Bekannten trifft, sollte er hier und dort einen Abstecher wagen: Ein Drink in der Bar, ein leckeres Mittagessen beim Chinesen oder auch ein Treffen mit der Hostess, die ihr in den letzten Stunden besser kennengelernt habt. Kleine Auszeiten, die sich nicht in die Länge ziehen und die düstere Grundstimmung etwas auflockern.

Die Hauptgeschichte hingegen zerrt an der Geduld. Wer von Markierung zu Markierung rennt, gerät schnell in Gefahr abzuschweifen, Teile des Plots zu verpassen oder schlichtweg nicht zu verstehen. Das wäre eine Schande, denn wie bereits erwähnt ist die Geschichte von Yakuza 6 äußerst gut geschrieben. Mit 20 Stunden Hauptspielzeit vielleicht für die Serie untypisch kurz, dafür keine Sekunde langweilig.

Wer nicht gerade der Handlung folgt oder die Zeit mit kleinen wie größeren Nebenherausforderungen totschlägt, läuft in der Regel von A nach B, während ihm eine zufällig generierte Gruppe von Feinden nach der anderen über den Weg läuft und zum Kampf herausfordert. Das wäre dann auch schon das ganze Prinzip, das sich nach einigen Spielstunden leicht abgenutzt anfühlt.

Der Umfang der Spielwelt lässt ebenfalls etwas zu wünschen übrig. Wo euch in Yakuza 5 noch deutlich mehr Orte zur Verfügung standen, setzt Yakuza 6 lediglich auf zwei Schauplätze: das Fans durch und durch bekannte Kamurocho und, neu, das verschlafene Dörfchen Onomichi. Die beiden Gebiete unterscheiden sich zwar recht stark voneinander, haben im Grunde jedoch wenig zu bieten.

Kamurocho kann lediglich Neueinsteiger begeistern, während Onomichi speziell durch seine drei Tageszeiten (Tag, Sonnenuntergang, Nacht) punktet, da diese Einfluss auf die zur Verfügung stehenden Missionen haben. Onomichi mag in dieser Hinsicht zwar einen willkommenen Kontrast zu Kamurocho darstellen, lässt dafür aber Umfang wie Möglichkeiten vermissen.

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