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Test - Crackdown : Super-Cops toben sich in einer Metropole aus.

  • X360
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Was sich ziemlich banal anhört, wird schnell zur Sucht: Es vergehen oftmals Stunden, weil man schlicht "noch schnell" den nächsten (und den nächsten und den nächsten) Orb einsammeln will. Schließlich warten insgesamt 800 Orbs, verteilt auf drei Stadtteile, auf die Sammeljäger. Kombiniert wird dies mit dem Reiz, irgendwie zu versuchen, an das begehrte Item heranzukommen, auch wenn sich dieses in Schwindel erregender Höhe befindet – balanciert ihr in hundert Metern Höhe auf einem schrägen Dach in Richtung Orb oder müsst ihr von einem minimalen Vorsprung zum nächsten springen, rutscht auch einem Superhelden das Herz in die Hose.

Simpel, aber stimmig

Im Grunde kann man das Spielkonzept von ’Crackdown’ durch folgende simple Aspekte auf einen Nenner bringen: mit übermenschlichen Talenten die Stadt erkunden, seinen Superhelden aufleveln, unzählige Gegner bekämpfen, Anführer aufstöbern und Orbs sammeln. Wie schon erwähnt, bringt das Spiel ansonsten kaum mehr und bietet entsprechend wenig Abwechslung. Trotzdem oder gerade deshalb schafft es der Titel, eine süchtig machendes, lockeres Spielgefühl zu evozieren, das von Stunde zu Stunde mehr Spaß macht. Dies liegt nicht zuletzt auch an der gelungenen Steuerung. Hat man sich etwas eingespielt, springt, klettert und rennt man gekonnt durch Pacific City und fühlt sich tatsächlich wie ein Super-Heroe. Dann kommen auch solche Momente auf, die schon in ’GTA’ Spaß gemacht haben – nämlich dann, wenn man die Umgebung als eine Art Spielplatz ansieht. Wie viele Feinde kann man mit einem Mülleimer erledigen? Was passiert, wenn wir einen Laster von einem Hochhaus hinunterwerfen? Welches Chaos entsteht, wenn wir auf einer dicht befahrenen Straße eine Barriere aus Autos basteln? Können wir mit einem Raketenwerfer von der einen Seite der Stadt bis zur anderen schießen? Und wie lange braucht der Schuss bis ans Ziel? Die Möglichkeiten sind zahlreich und fordern eure (destruktive) Fantasie.

Einziger größerer Wermutstropfen: Nicht nur der Mangel an Missionen, sondern überhaupt der Umfang von ’Crackdown’ schwächelt etwas. Sicher, das Areal ist groß, die Orbs sind zahlreich und ihr könnt die Stadt sowohl in die Breite als auch weit in die Höhe frei erkunden. Trotzdem hätte das Spiel ruhig noch etwas größer ausfallen und beispielsweise über mehr Spielmodi verfügen dürfen. So bleiben neben der Kampagne nur noch die Zeitrennen (eine Art Bestzeit-Deathmatch gegen die Anführer) und der Koop-Modus. In Letzterem dürft ihr online mit einem anderen Spieler die Straßen unsicher machen und gemeinsam die Feindbasen angreifen. Dieser Part ist zwar ganz unterhaltsam, bringt aber keine gewichtigen neuen Aspekte ins Spielgeschehen. Immerhin dürfen sich frühe Käufer über einen netten Bonus freuen: Anfangs liegt ’Crackdown’ die Online-Option bei, am kommenden ’Halo 3’-Betatest teilzunehmen.

Bezüglich der Technik gibt sich ’Crackdown’ ordentlich, aber nicht herausragend. So geht die Steuerung insgesamt in Ordnung, könnte bei den Fahrzeugen und dem Lock-on aber noch Verbesserungen gebrauchen. Die Grafik des Spiels ist ziemlich gewöhnungsbedürftig: Passend zum Superhelden-Thema erinnert die an Cel-Shading-orientierte Optik an Comics, gleichzeitig ist sie aber recht schlicht gehalten. Großflächige Texturen und eckige Charaktere wirken auf den ersten Blick wenig hervorstechend, gerade in der HD-Auflösung sieht die saubere Grafik aber ganz hübsch aus und passt mit der stimmigen Präsentation und der enormen Weitsicht gut zum Geschehen. Angenehmerweise flimmert die Action dabei mit einer hohen Framerate und nur sehr selten mit leichtem Tearing oder Rucklern über den Bildschirm. Weniger zu überzeugen vermag die KI der Feinde. Die ist zwar nicht katastrophal, sorgt aber auch nicht gerade für taktisch spannende Gefechte. Gerade von den gut bewaffneten Anführern erwartet man schon etwas mehr Cleverness. Ein Schwachpunkt ist auch der Sound. Die Musikuntermalung wird nur spärlich eingesetzt und wirkt inspirationsarm. Somit hört ihr die meiste Zeit bloß die (ordentlichen) Soundeffekte eurer Aktionen und der Umgebung. Ein totaler Missgriff ist dagegen die deutsche Sprachausgabe des Polizei-Captains. Dieser kommentiert eure Aktionen und euren nächsten Einsatzort mit fast schon peinlichen Phrasen, die schnell nerven und die ohne Sprachgefühl mehr schlecht als recht ins Deutsche übersetzt wurden.

Fazit

von David Stöckli
Nein, ’Crackdown’ ist allen Vorabinfos zum Trotz kein neues ’GTA’ und will es auch gar nicht sein. Vielmehr erinnert das simple Actionspiel mit seiner frei erkundbaren Stadt und dem übermenschlichen Helden an Superhelden-Videospiele wie ’Spider-Man’, ’Superman’ oder ’The Hulk’. Das Gameplay gibt sich bewusst schlicht und etwas abwechslungsarm, gerade in dieser Schlichtheit und dem motivierenden Such-und-Upgrade-System liegt aber auch die Stärke des Titels. Nach wenigen Stunden, wenn man mal seinen Helden etwas aufgemotzt hat, sich selbstsicher Scharen von Feinden entgegenwirft und traumwandlerisch auf den Dächern der Stadt herumspringt, stets auf der Suche nach versteckten Orbs, dann besteht eine erhebliche Suchtgefahr. ’Crackdown’ ist so ein typisches Spiel, das man eigentlich nur nebenbei für ein paar Minuten einlegen möchte und an dem man dann doch wieder ein paar Stunden dransitzt. Nur schade, dass der eigentliche Umfang nicht allzu groß ist und dass einige sonstige Mängel eine Hitplatzierung verhindern.

Überblick

Pro

  • große Stadt als "Spielplatz"
  • motivierendes Upgrade-Charaktersystem
  • ungewöhnlicher Cel-Shading-Look
  • simple, aber süchtig machende Action

Contra

  • kaum Abwechslung
  • schwammige Fahrzeugsteuerung
  • recht kurz
  • schwacher Sound

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