Special - No Man's Sky: Rückerstattungen - Kommentar : Geld zurück? Jein, danke!

Sicher lässt sich darüber streiten. Meiner Meinung nach fehlt es manchen erbosten Käufern aber schlicht an gesundem Menschenverstand. Meine persönliche Ansicht dazu ist folgende: Ich habe mich im Vorfeld nicht derart intensiv mit dem Titel beschäftigt, dass ich hätte behaupten können, genau zu wissen, was mich erwartet. Was mir allerdings allein durch die eher passive Aufnahme von Informationen von Anfang an klar war, ist, dass es sich um ein Erkundungsspiel handelt. Allein die schiere Größe legt nahe, dass in No Man's Sky im Großen und Ganzen kaum mehr als optische Varianz geboten werden kann.

Für den einen ist es das Größte, immer Neues zu sehen und sich an ungewöhnlichen Landschaften und Kreaturen zu erfreuen, Ressourcen zu sammeln und sein Inventar zu vergrößern, um noch mehr vom Selben zu sehen. Der Durchschnittsspieler hat sich vermutlich aber schon nach Planet Nummer 3 an allem sattgesehen und bekommt höchstens beim Anblick eines weiteren phallischen Aliens ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Bei diesen Leuten stellt sich schnell die Ernüchterung ein, dass No Man's Sky nicht ganz der buntere und früher veröffentlichte Konkurrent zu Star Citizen ist. Ich schätze, die falsche Erwartungshaltung ist die Hauptursache für all den Frust, der Hello Games derzeit entgegenschlägt.

Geld zurück: Ja oder nein?

Niemand käme auf die Idee, ein Buch zurückzugeben, nachdem es nach 20 Kapiteln nicht seinem Geschmack entspricht. Ich will gar nicht erst allzu große Vergleiche zu anderen Medien ziehen. Trotzdem ist davon auszugehen, dass die vielen Spieler, die teilweise über 100 Stunden in No Man's Sky verbrachten und anschließend eine bitterböse Bewertung auf Steam abgaben, in der langen Zeit etwas Ähnliches wie Spaß erlebten. Ich bin mir sicher, dass mehr als zwei Stunden nötig sind, um zu erfahren, dass das Weltraumabenteuer doch nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Aber kaum jemand wird Dutzende Stunden spielen und erst dann zu dem Fazit kommen, die investierte Zeit und vor allem das Geld sei es nicht wert gewesen.

Das wirkt weder auf Außenstehende noch auf Händler überzeugend. Die Motivation lässt bei Nichtgefallen doch viel früher nach, oder täusche ich mich? Sich nach 60 Stunden hinzustellen, folglich nachdem man - natürlich nicht inhaltlich, aber im Hinblick auf das Gameplay - alles gesehen hat, ist schon eine starke Nummer. Der Geiz-ist-geil-Gedanke ist nicht nur frustrierend, sondern unter Umständen auch schädlich für die Videospielbranche. Zu diesem Thema kann ich die Lektüre unseres Artikels zum Thema Key-Reselling empfehlen.

No Man's Sky ist etwas anders. Es ist eines der Spiele, die erlebt werden müssen, um festzustellen, ob das Gefühl, die Emotionalität überspringt, wie Kollege Felix sie beschrieben hat. Es gibt bisher nur wenig, das sich damit vergleichen lässt. Deswegen halte ich bei diesem Ungetüm von Spiel auch außergewöhnliche Maßnahmen angebracht. Eine Testphase hätte möglicherweise viel unnötigen Frust verhindert. Die Händler sehen das vermutlich ähnlich. Wenn sich die Rage-Kultur im Netz nicht wie immer sofort zu einem wütenden Mob entwickelt hätte, der sich selbst zu tausenden Reklamationen hochschaukelt, wären vermutlich auch sie kompromissbereiter gewesen.