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Special - Suisse Toy 2009: Jugendschutzdiskussion : Einigkeit in einer meist sachlichen Diskussion

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    Verbote wären eigentlich heute schon möglich - mit dem Gesetzesartikel 135. Der sieht ein Verbot von gewaltverherrlichenden Medien vor. Allerdings sei dieser Artikel viel zu allgemein, betreffe Jung und Alt und werde kaum genutzt, so die Juristin Ronja Tschümperlin. Sie hob in ihrem Referat vor allem hervor, dass die Diskussion um "Killerspiele" und deren Auswirkung auf Jugendgewalt nicht zuletzt ein Generationenkonflikt sei - zum einen was das Know-how von Technik angeht, zum anderen ganz allgemein. Medienkompetenz zu fördern sei zwar wichtig, aber die Medienkompetenz der Eltern könne nie diejenige der Kinder und Jugendlichen sein. Für die Teens sei es ja gerade ein Merkmal, sich mit ihren Interessen von der Erwachsenenwelt abzugrenzen. Es brauche mehr Fachwissen bei den Politikern, differenziertere Gesetze, mehr Forschung, eine geförderte Medienkompetenz, ein alltagstaugliches Instrument im Umgang mit neuen Medien und die Selbstregulierung durch die Spiele-Industrie.

    Zu letztgenanntem Punkt war Peter Züger von der SIEA als abschließender Referent angesprochen. Er stellte den sogenannten Code of Conduct in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Er betonte die Verantwortung der Branche und verwies ebenfalls auf das bewährte PEGI-System. Der Code of Conduct als ein Werkzeug der Selbstregulierung ist eine Vereinbarung der Videospiel-Industrie mit dem Handel in der Schweiz auf (noch) freiwilliger Basis. In der Abmachung geht es vor allem darum, dass der Handel aktiv die Alterseinstufungen beachtet. Wer sich nicht daran hält, kann mit Geldstrafen bis hin zum Lieferstopp und zur Rückgabe der zum Verkauf bestimmten Waren belegt werden. Züger will in Zukunft die Schulung des Verkaufspersonals und die Kommunikation mit der nicht videospielenden Bevölkerung noch mehr stärken. Auch er plädierte für mehr Medienkompetenz.

    Verbieten oder Medienkompetenz fördern - Diskussion tut Not

    Genau dagegen wehrte sich in der abschließenden Diskussionsrunde Ursula Brunner vehement. Die Eltern seien heutzutage schon überfordert mit dem, was sie alles leisten müssen. Es könne nicht angehen, ihnen noch mehr Aufgaben zuzuschieben. Sie sei müde, sich ständig mit so unwichtigen Sachen wie Videospielen beschäftigen zu müssen. Ein Verbot wäre doch einfacher. Es gebe viel wichtigere Probleme auf der Welt, man solle dort die Energie und das Geld der reichen Spiele-Industrie einsetzen, das nun für die Videospiele verschwendet werde. Sie ließ sich auf differenzierte Gegenstimmen, vor allem von Herrn Rosenstingl, kaum ein und sann lieber über Zitate von Rainer Fromm nach - eine symptomatische Haltung wohl vieler Videospielunkundiger, die ihr nach Abschluss der Diskussionsrunde erhitzte Gespräche mit den videospielaffinen Zuhörern einbrachte.

    Man kann die SIEA nur loben, solch eine Informations- und Diskussionsveranstaltung auf die Beine gestellt zu haben. Der Abend war informativ, allerdings zeigte er einmal mehr frappierend die Problematik der Themen Videospiele und Jugendgewalt: Die Materie ist derart komplex und kann von derart unterschiedlichen Perspektiven aus angegangen werden, dass die nicht spielenden Personen, zu denen nach wie vor die Mehrheit der Gesellschaft gehört, lieber die Schotten dichtmachen - besser verbieten, als sich mit einer komplexen, ja ausufernden Thematik zu beschäftigen.

    Entsprechend nebulös blieben dann auch die Forderungen nach der Gewaltprävention in anderen relevanten Bereichen der Jugendlichen und die Betonung der Medienkompetenz. Es sind Forderungen, die man seit Jahrzehnten hört und wohl noch lange vernehmen wird. Auf jeden Fall tut sich auch in der Schweiz zurzeit sehr viel, was Gewaltprävention, Jugendschutz und den Umgang mit Gewalt in Medien angeht. Ob die Ergebnisse aus diesem Trend im Sinne der Videospiel-Fans ausfallen werden, bleibt abzuwarten. Erfreulich aber, dass zumindest in Expertenrunden mittlerweile weit differenzierter mit der Thematik umgegangen wird als noch vor wenigen Jahren. Man kann nur hoffen, dass dies irgendwann auch in der breiten Bevölkerung ankommen wird. Nicht zuletzt die Suisse Toy trägt mit ihrer familienfreundlichen und generationenverbindenden Ausrichtung hierzu ihren Teil bei.

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