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Test - Breath of Fire V: Dragon Quarter : Breath of Fire V: Dragon Quarter

  • PS2
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Ein weiterer guter Einfall Capcoms ist der Einsatz von Fallen. So bombardiert ihr herumlungernde Gegner schon von vorneherein mit Dynamitstangen oder platziert zum Beispiel verschiedenste Sprengkörper auf dem Spielfeld, um die Gen-Freaks anschließend mit einem Stück schmackhaften Frischfleisch in deren Wirkungsradius zu locken. Habt ihr die abgelenkten Gegner bei ihrem Schmaus in einen Kampf verwickelt, dürft ihr die Feuerwerkskörper zünden. Auch den Status verändernde Leckereien stehen euch zur Verfügung: Einmal verabreicht gehen die Feinde zum Beispiel vergiftet oder gefesselt ins folgende Gefecht. Planvolles Vorgehen ist also angesagt, zumal ihr während des Kampfes nicht auf diese Fallen zurückgreifen dürft. Neben den normalen Erfahrungspunkten, die euch ab und an einen Levelaufstieg bescheren belohnt euch 'Breath of Fire' für besonders kluges Vorgehen mit Gruppen-Erfahrungspunkten, die auf einem separaten Konto geführt werden. Diese Gruppen-EXP dürft ihr nach Belieben auf eure Schützlinge verteilen.

Den Drachen im Genick
Aber was wäre ein 'Breath of Fire' ohne Drachenfähigkeiten? Ryu hat natürlich auch dieses mal seine feurigen Spezialfähigkeiten in petto - dies allerdings mit Einschränkungen, denn ein wichtiges Spielelement von 'Dragon Quarter' ist der Dragon Counter im oberen rechten Bildschirmeck. Dieser Zähler steigt im Spielverlauf langsam, aber stetig an und macht wahre Sätze, wenn Ryu seiner zerstörerischen Natur nachkommt. Eine jede Aktion in Drachengestalt kostet gar ganze Prozentpunkte auf diesem Zähler, der - einmal bei 100 angelangt - automatisch die Zerstörung der gesamten Party veranlasst. Harter Tobak, zumal sich der Counter durch kein Hausmittelchen der Welt wieder senken lässt. Für den Fall, dass ihr mit eurem Rollenspielerlatein am Ende seid - sei es wegen eines zu hohen Dragon Counters oder eines Engpasses an Items – bietet euch Capcom eine weitere Möglichkeit feil.

Dieses System hört auf den netten Namen 'Scenario Overlay System' und erlaubt den Neustart des Spiels mitsamt eurer erlangten Fähigkeiten, gesammelter Gruppen-EXP und eurer gespeicherten Gegenstände, während ihr erworbene Level wieder abgeben müsst. Auch ist es möglich das Spiel unter diesen Vorraussetzungen vom letzten Speicherpunkt aus wiederherzustellen. Neben den deutlich besseren Startvorraussetzungen, werden euch bei euren zusätzlichen Anläufen auch neue Zwischensequenzen kredenzt, die euch einen noch tieferen Einblick in die spannende Hintergrundgeschichte gewähren. Zögert also nicht, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, denn 'BoF: DQ' ist eindeutig auf mehrmaliges Spielen ausgelegt. Dies wird auch durch die stets veränderte Platzierung von Items und Gegnern noch einmal unterstrichen.

Katakomben-Koller?
Keineswegs! Jeder Spielabschnitt in 'Breath of Fire: Dragon Quarter' besticht durch individuelles, stimmiges Design mit ansprechendem Detailgrad. Vom Pomp eines Final Fantasy ist in den netten, in Echtzeit berechneten Zwischensequenzen allerdings wenig zu sehen. Da das Capcom-Produkt allerdings weit weniger Storylastig ausgefallen ist, fällt dieses inszenatorische Defizit nicht weiter ins Gewicht. Vielmehr ist der sparsame Einsatz der Filmsequenzen als durch und durch zweckmäßig zu bezeichnen. Ärgerlich ist lediglich das Kantenflimmern mancher Polygongebilde, die den wirklich guten grafischen Eindruck des Spiels etwas schmälern. Noch besser ist gar die Gestaltung der Cel-Shading-Charaktere ausgefallen: Vor allem Flügelmädchen Nina weckt echte Beschützergefühle beim Spieler, während rothaarige Lin dem Frauenbild der toughen Amazone eine Portion Tiefgang verleiht.

Wirklich schön anzuhören ist der Soundtrack der Kerkerhatz. Von dynamisch bis melancholisch wird die komplette Gefühlspalette bedient, während die kompositorische Qualität der Stücke einen der dichtesten Atmosphäreteppiche dieses Jahres knüpft - absolute Rollenspiel-Oberliga! Weniger Grund zum Frohlocken gibt es bei der Lokalisation des Spiels. Zwar bietet Capcom dem Spieler einen tadellosen 60 Hz-Modus zur Schonung der Balken-geplagten Rollenspieler-Augen, die deutsche Übersetzung krankt aber vor allem an den für die deutsche Sprache zu kurzen Textfelder. Allerlei kryptische Abkürzungen zieren somit die Menüs und machen vor allem den Ausrüstungsbildschirm anfangs zur munteren Raterunde. Zum Glück dürfen sprachlich bewanderte Zocker auf die besseren, englischen Texte zurückgreifen.

 

Fazit

von Alexander Bohn
Eine deutliche Warnung: 'Dragon Quarter' ist kein Snack für zwischendurch! Vielmehr kochte Capcom einen kräftigen Rollenspieleintopf für alle Spieler, die mal wieder eine echte Herausforderung suchen. Stimmt die niedliche Cel-Shading Optik der Protagonisten zunächst auf ein massenkompatibles Abenteuer ein, unterstreichen im weiteren Verlauf die komplexe Spielmechanik, der durchdachte Wiederspielansatz und die düstere Endzeit-Umgebung Capcoms Absicht, ein Rollenspiel für gestandene Spieler zu machen. Und das mit Erfolg: Das Konzept des fünften Serienkindes geht samt kurzer Netto-Spieldauer, Dragon Counter und SOL-System auf wie ein mächtiger Hefeteig und lässt 'Breath of Fire: Dragon Quarter' zu einer völlig unverbrauchten Rollenspielerfahrung für Profis geraten - und eben diese dürfen gerne noch ein paar Prozentpunkte zur Wertung hinzu addieren!

Überblick

Pro

  • innovativstes Rollenspiel der letzten Jahre
  • neuartiger SOL-Ansatz
  • wunderbare musikalische Untermalung
  • überaus gehaltvolles Kampfsystem
  • spannende Geschichte
  • hoher Wiederspielwert

Contra

  • stellenweise Kantenflimmern
  • für Einsteiger ungeeignet
  • mäßige deutsche Übersetzung

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