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Special - DayZ–Tagebuch: Kapitel 3 : Hoffnungsschimmer

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Nach einiger Zeit, die er auf dem Bett liegend und ich in der Mitte des Raumes verbrachte, bricht er das Schweigen. Sein Name sei Vitoli. Er ist hier stationiert und wurde in einem Feuergefecht verwundet. Ein Feuergefecht? Wer hat denn auf wen geschossen und wieso? Er wisse es nicht. Sie sahen aus wie Soldaten, hatten aber keine ihm bekannten Uniformen. Noch bevor ich einen klaren Gedanken zu dieser Situation fassen kann, richtet er sich auf und bittet mich, ihm Kochsalzlösung zu verabreichen. Er habe Blut verloren und hatte zwei Behälter in seinem Rucksack. Ich stimme geistesabwesend zu. Die Anleitung auf dem Beutel mit der Kochsalzlösung scheint den Vorgang recht gut zu beschreiben, trotzdem warne ich ihn, dass ich so etwas noch nie zuvor gemacht habe.

Er reagiert nicht auf meine Aussage, sondern nimmt seine Schrotflinte und richtete sie auf die Tür. Es dauert eine ganze Weile, bis ich ihm die beiden Beutel mit der Kochsalzlösung verabreicht habe, doch schon während des Vorgangs kehrt Farbe in sein Gesicht zurück. Währenddessen beginnt er mir von der Schießerei zu erzählen. Der Kommandant der Basis stürmte in ihre Baracken und berichtete außer Atem etwas von einem Ausbruch. Als die Soldaten ihn fragten, wer ausgebrochen sei, konnte er nicht mehr antworten, da draußen bereits die ersten Schüsse fielen. Vitoli erzählt von einem blutigen Gefecht im Turm der Flugsicherung. Viele Leichen lägen dort und auch der Typ, der ihn angeschossen hat.

Was geht hier nur vor? Sogar das Militär wird angegriffen? Es hat keinen Sinn, sich länger hier aufzuhalten. Doch bevor ich ihn fragen kann, was wir als Nächstes machen, holt er eine Konservendose aus seinem Rucksack und beginnt ihren Inhalt zu essen. Keine schlechte Idee. Etwas zu essen könnte ich auch vertragen. Nach dem kleinen Picknick huschen wir so schnell wie möglich an der rechten Seite des Flugfeldes vorbei. Trotzdem kann ich einen kurzen Blick auf ungefähr acht Leichen werfen, die um den Fluglotsenturm herum liegen. Kurz bevor wir das Flugfeld verlassen, geht Vitoli in eine der Baracken, um seine AKM zu holen.

Meine Güte, denke ich mir, mit dem Ding kann man einen Baum fällen. Direkt neben dem Flugfeld liegt die Stadt Balota, der die Militärbasis ihren Namen verdankt. Hier leben viele Familien der stationierten Soldaten. Nach kurzer Zeit kommt aber die Erkenntnis, dass es hier nichts mehr zu holen gibt. Wir müssen weiter nach Komarova und dort die Nacht verbringen. Die Reise zum Green Mountain wird lang und wir sollten ausgeruht sein. Vitoli ist nicht sonderlich verwundert, dass ich von Green Mountain gehört habe. Es sei ein offenes Geheimnis. Er hoffe aber genauso wie ich, dass wir dort auf Menschen treffen, die die Evakuierung leiten würden. Kurz vor Komarova läuft es mir kalt den Rücken runter. Drei Gestalten schlurfen vor der Stadt herum. Wir verstecken uns in einem Gebüsch, um sie zu beobachten.

Vitoli gibt mir seine abgesägte Schrotflinte und zieht seine Makarov IJ70. "Wir schalten sie aus", so seine Worte. Ich solle mit der Schrotflinte die beiden erledigen, die uns am nächsten sind. Ich sage ihm nicht, dass ich noch nie auf irgendetwas geschossen habe. Bin mir ziemlich sicher, er weiß es. Doch wie so oft an diesem Tag bleibt mir keine Wahl. Seine Makarov geht los und reißt den Schädel der Gestalt in Stücke. Ich bereite mich auf einen enormen Rückstoß vor und renne in die Richtung der beiden anderen. Aus der Hüfte feuere ich meinen allerersten Schuss ab, der mein Ziel fast halbiert.

Überrascht von dem Schaden und meiner Kontrolle über die Waffe feuere ich kurz darauf den zweiten Schuss ab, diesmal auf den Kopf und mit dem Versuch, etwas mehr Genauigkeit in meinen Schuss zu bringen. Vor uns liegen nun die Reste der entstellten Gestalten, die vor wenigen Stunden noch Menschen waren. Ich brauche ein paar Minuten, um zu verstehen, was ich gerade getan habe. Als ich aufsehe, nickt Vitoli mir zu und gibt mir zu verstehen, dass er ein Haus zum Übernachten gefunden hat. Es ist eine gemütliche kleine Hütte mit bezogenen Betten. Nach einer kurzen Überprüfung legt sich Vitoli auf eines der Betten, dreht sich um und schließt die Augen. Ich glaube, wir beide haben im Moment nicht unbedingt das Verlangen, über die Situation zu sprechen. Die Zeit vor dem Einschlafen nutzen wir beide zum Sortieren unserer Gedanken.

Tag 2:

Am nächsten Morgen rüttelt Vitoli mich wach und murmelt etwas von Sonnenaufgang. Es war also doch kein Traum. Na ja, tief in mir drinnen wusste ich es ja, aber ein kleiner Hoffnungsschimmer starb trotzdem. Wir verlassen Komarova ohne weitere Vorkommnisse. Unser nächstes Ziel ist eine Militärbasis, in der Vitoli mal stationiert war. Dort wollen wir sicherheitshalber nach ein paar Waffen und Munition suchen. Der Weg dorthin ist ruhig. Eine einsame Straße, umschlossen von Wäldern. Es ist ein kühler Morgen, wie eigentlich jeder Morgen in Chernarus. Die Ruhe tut gut und lässt mich eine Zeit lang alles vergessen, was bisher geschehen ist.

Was mich allerdings aus meinen Gedanken reißt, kann ich im ersten Augenblick kaum glauben. Es ist wie eine Fata Morgana. Meine Augen spielen mir doch einen Streich! Nein, das, was ich sehe, ist die Wirklichkeit. Zwei Männer auf der Straße, die in unsere Richtung laufen - bewaffnet und ausgerüstet wie eine Spezialeinheit. Ich bemerkte sie, bevor sie uns sahen und bevor Vitoli sie erblickte. Ich schreie ihm zu, dass dort zwei Soldaten laufen, und werfe mich in den Graben. Dadurch wurden alle Beteiligten alarmiert. Die beiden Männer biegen nach rechts in den Wald ab und Vitoli reagiert sofort, indem er es ihnen nachtut.

Er schreit ihnen zu und verlangt eine Identifizierung. "Wir werden nicht schießen", ruft er ihnen zu. Voller Adrenalin stehe ich nun wieder auf meinen Beinen und renne ebenfalls in den Wald. Im Anschlag ein altes Gewehr, das wir in einem Haus in Komarova gefunden haben. Ich presse mich gegen einen Baum und versuche jemanden zu erblicken. Links von mir sehe ich Vitoli, mit der AKM im Anschlag, eine Tanne anschreien. Meine Augen lösen sich von ihm und konzentrieren sich auf die unscheinbare Tanne, deren Äste bis zum Boden reichen. Noch bevor ich die Person in den Ästen ausmachen kann, reißen die Kugeln aus Vitolis AKM die Rinde von den Bäumen.

Fortsetzung folgt ...

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