Test - Dead Rising 4 : Brutal und abgedreht: Statt auf dem Index jetzt im Test
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Phase 2: Visuell farbenfroh
Frank West ist durchaus in der Lage, seine Abenteuer so zu schildern, dass man sie förmlich vor dem geistigen Auge sehen kann. Er malt sie recht farbenfroh, aber auch makaber aus. Seine Erklärungen sind äußerst blutig und sicherlich nichts für schwache Gemüter. Außerdem hat der Patient immer wieder ein Talent dafür bewiesen, seine Welten zu einer befremdlichen Mischung aus Kleinstadtidylle und Horrorszenario zu vereinen. Der Kontrast, dem seine Ausführungen zugrunde liegen, ist selbst heute noch fesselnd und unterschwellig gefüllt mit boshaften Seitenhieben gegen das System.
Doch auch hier zeigt Herr West eine gewisse Müdigkeit und Unlust, seine bisher konstruierten Panoramen weiter zu verfeinern. Seit seinem letzten Besuch bei mir konnte ich keinerlei Verbesserung seiner visuellen Vorstellungskraft feststellen. Es scheint, als wäre er festgefahren und nur noch darauf bedacht, so blutig wie nur irgend möglich zu malen. Seine völlig überdrehte Komik, die in der Vergangenheit durchaus einen derben Reiz ausüben konnte, steckt ebenso in einer Sackgasse fest.
Immer, wenn ich ihn auf Ungereimtheiten in dem hinweise, was er mir soeben äußerst bildlich zu beschreiben versucht, reagiert er mit abwinkenden Handbewegungen und verändert die Umgebung in seiner Geschichte gerade so, wie er es für nötig erachtet. In meinem Kopf tun sich daher oftmals Bilder von Zombies und Söldnern auf, die in Wänden feststecken und gegen Absperrungen laufen, nur weil Herr West sich nicht dazu durchringen kann, sich beim Erzählen etwas mehr Mühe zu geben.
Das Gleiche gilt übrigens für seine Talente, die mit fortlaufender Geschichte erschreckend schnell perfektioniert werden und seine Taten unglaubwürdig einfach aussehen lassen. Fast so, als wäre es ein Leichtes, diese Odyssee zu überleben, und als wären die Zombies kaum mehr als ein lästiges Problem, aber keinesfalls ein anspruchsvolles Hindernis. Wenn Sie sich erinnern, ist genau das mit den Irren geschehen. Und es geschieht ebenfalls mit den Söldnern.
Frank West will ein Held sein, aber er will sich nicht dafür anstrengen. Bei dem Versuch, mich mit seinen Taten zu beeindrucken, berichtet er immer und immer wieder von den gleichen Aktionen, die er durchführt. Es ist zwar erstaunlich, auf welch vielfältige Weise Frank Untote eliminieren kann, doch es wird auch ganz schön langweilig, wenn seine Blutorgien aus immer den gleichen Mustern und Elementen bestehen. Kopf ab, zweigeteilt, abgefackelt, auf Eis gelegt und so weiter und so fort. Dann wieder von vorne und dann abermals zurück zum Anfang.
Sehe ich die Welten des Herrn West bildlich vor mir, sehe ich keinen Unterschied zu seinen Ausführungen in der Vergangenheit. Aber ich sehe eine Menge Elemente, die in Mitleidenschaft gezogen wurden. Seit der Fallakte Dead Rising 4 bin ich davon überzeugt, dass Frank demnächst das Handtuch wirft und endgültig in seinen Depressionen ertrinkt. Seine finalen Ausführungen dieser neuesten Geschichte lassen den Eindruck gewinnen, dass er keine Kraft für noch eine dieser Erzählungen hat.
Phase 3: Resultat
Frank West hat sich endlich anderen Personen geöffnet und nutzt seine multiple Persönlichkeitsstörung, um seine Abenteuer auch in größeren Kreisen und in Gesellschaft zu genießen. Ein Umstand, der gefällt und mich erfreut. Doch leider ging dieser Schritt auf Kosten vieler Details, die seine Geschichten einst beinahe liebenswert gemacht haben. Nun läuft er vor allen Dingen in verschiedenen, völlig obskuren Outfits umher, bastelt Waffen, die nicht einmal ein MacGyver zustande gebracht hätte, und konzentriert sich auf endloses Abschlachten untoter Körper und solcherlei Menschen, die es in seiner schrägen Weltanschauung verdient haben zu sterben.
Sollten Sie die entsprechende Akte anfordern, werden Sie schnell feststellen, dass es nicht viel mehr zu hören gibt. Ein Mann, der mit seinem eigenen Leben unzufrieden ist und ständig nach Bewunderung seiner Person gegenüber strebt, läuft in einem Hochzeitskleid und mit einer übergroßen Pappmaske durch eine Stadt und metzelt auf die denkbar blutigste Weise unendliche Horden von Zombies nieder. Nicht mehr und nicht weniger.
Seine Ausführungen sind inhaltlich und visuell bodenständig, aber nicht sonderlich ausgereift. Er wiederholt sich bei diversen Gelegenheiten und spielt die immer selbe Platte wieder und wieder ab. Diese Leerläufe in seiner viel zu lang anmutenden Geschichte füllt er auf Nachfrage mit dem Einsammeln von Zeitungen, Sprachaufnahmen und dem Fotografieren von allerlei Unsinnigkeiten. Wie wenig Ahnung Herr West in Wirklichkeit von der Kunst der Fotografie hat, sieht man bereits daran, welch eintönige Aufnahmen er für bedeutend hält und wie wenig Verständnis er für echte Schnappschüsse an den Tag legt. Er ist davon überzeugt, dass heutige Kameras nicht mehr als fünfzig Bilder speichern können und ist definitiv nicht darüber informiert, wie Technik heutzutage funktioniert.
Dieser Mann ist so weltfremd und seit so langer Zeit nicht mehr auf dem Stand der Dinge, dass er tatsächlich davon überzeugt ist, dass die Technologie von heute dazu fähig wäre, mit einem einfachen Filter in seiner Kamera Sicherheitssysteme zu hacken. Ich wusste nicht einmal, was ich ihm darauf antworten sollte. Das ist aber auch nicht wichtig, da Logik nur eine unbedeutende Randnotiz für Frank darstellt. Sein Hauptaugenmerk gilt dem Töten und seine Fantasie kennt keine Grenzen, dieses Ziel zu erreichen. Wenn es ihm auch an genügend Vorstellungskraft fehlt, einen Untoten auf mehr als eine Art und Weise mit der gleichen Waffe zu erledigen.
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