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Test - Desperados III : Wilder Westen ist am besten

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Anfang der 2000er war Desperados neben Commandos der Vorzeigetitel im Bereich der anspruchsvollen Echtzeittaktiktüftelei. Nach zwei Teilen und dem Ableger Helldorado war aber erstmal Schluss. Nun nimmt sich Mimimi Productions der Reihe an. Das passt wie die Faust aufs Auge, schließlich bewies der Münchner Entwickler schon mit Shadow Tactics: Blade of the Shogun sein Können im Genre. Nun geht es also in den Wilden Westen. Ihr steuert eine Truppe aus Revolverhelden und anderen Tunichtguten, die für ein knackiges und äußerst unterhaltsames Abenteuer sorgen.

Auch wenn das neue Desperados die Ziffer drei im Titel trägt, eignet sich das Strategiespiel auch hervorragend als Einstieg in die Serie. Das Spiel erzählt nämlich die Anfänge der Bande, die ihr auch in den vorherigen Teilen gesteuert habt. Ihr erfahrt, wie John Cooper, Hector, Doktor McCoy, Kate O‘Hara und Neuzugang Isabelle zum ersten Mal aufeinandertreffen, um der zwielichtigen DeVitt Company das Handwerk zu legen. John verfolgt darüber hinaus noch eine eigene Agenda, die ihn das ein oder andere Mal in Schwierigkeiten bringt.

Wilder Ritt dank charmanter Reisetruppe

Die Story erfüllt ihren Zweck solide, ohne sich auf epische Weise in den Vordergrund zu spielen. Eine bunte Truppe findet sich zusammen, um ein böses Unternehmen zu zerschlagen. Desperados III füllt diese simple Prämisse jedoch mit interessanten Charakteren, die gerade dann mächtig für Unterhaltung sorgen, wenn sie während eines Auftrags munter drauflos plappern. Das passiert im Laufe der umfangreichen Kampagne ziemlich oft, weswegen ihr euch mit den Helden und Heldinnen flott anfreunden werdet.

Die eigentlichen Stars der ganzen Veranstaltung sind allerdings die interessanten und teils riesigen Gebiete, die ihr besucht. Mal verschlägt es euch in eine Bergregion, wo ihr eine Brücke zerstören müsst, mal crasht ihr eine Hochzeit. Ihr schaltet Ganoven in einer kleinen Westernstadt aus oder mischt New Orleans auf. Die detaillierten Umgebungen bieten in den meisten Fällen verschiedene Vorgehensweisen an und fallen in der Regel auch ziemlich riesig aus.

Geduld und Sitzfleisch

Es kann gut und gerne passieren, dass ihr für einige Missionen locker zwei bis drei Stunden benötigt, bis ihr weiterziehen könnt. Einerseits gibt es viel zu tun, andererseits wimmelt es an jeder Ecke von Gegnern, die in der Regel ein gutes Auge haben und gut aufeinander Acht geben. Zwar bietet die isometrische Perspektive einen guten Blick aufs Geschehen und ihr könnt euch den Sichtbereich der Feinde einblenden lassen, trotzdem ist Desperados III ein respekteinflößend forderndes Abenteuer. Ohne eine gescheite Strategie kommt ihr nicht weit.

Ein Glück, dass die insgesamt fünf Helden, die ihr kontrolliert, allesamt über ganz eigene Fähigkeiten verfügen, die euch ein breites Spektrum an Möglichkeiten geben, um knifflige Situationen zu überstehen. Es gibt jedoch auch verschiedene Gegnertypen, die sich umso weniger von euren Trickserein beeindrucken lassen, je tougher sie aussehen. Ein Ponchoträger lässt sich zum Beispiel nicht ablenken, während nur Hector in der Lage ist, einen furchteinflößenden Long Coat im Nahkampf zu besiegen. Diese durchschauen als Einzige auch Kates Verkleidungen, die ansonsten vor allen Dingen die männlichen Handlanger und Räuber leicht um den Finger wickeln.

Wichtig ist bei der ganzen Sache vor allen Dingen der Showdown-Modus. Damit pausiert ihr die Zeit, um mehrere Aktionen zu planen, die ihr dann zur selben Zeit ausführt. Das erfordert etwas Fingerspitzengefühl und Timing, beschert aber ein ungemein befriedigendes Gefühl, wenn ein Plan mal erfolgreich in die Tat umgesetzt wird.

Ihr müsst jedoch immer einen Blick auf eure Heldentruppe haben und diese akribisch managen, denn gerade wenn sie größere Distanzen überwinden sollen, nehmen sie immer den direkten Weg. Aufgrund der Perspektive passiert es manchmal, dass euer Charakter nicht dorthin geht, wo ihr geklickt habt, weil sich eine andere Ebene dazwischen gemogelt hat. Seid lieber etwas penibler beim vorgehen und der Wege, die ihr geht. Was ebenfalls nerven kann: wenn ihr in den Sichtkegel eines Gegners kommt, der dann auf euch aufmerksam wird, werdet ihr langsamer. Dadurch wird es schwierig, der brenzligen Situation zu entkommen.

F5 und F8 immer im Anschlag

Gerade am Anfang werdet ihr jedoch regelmäßig Staub fressen, bis eure Sinne ausreichend für die Spielwelt geschärft sind. Desperados III macht euch direkt klar, dass es vollkommen OK ist, oft zu speichern und neu zu laden. Spätestens jedoch wenn Isabelle zu eurer Truppe stößt, die mit ihren übernatürlichen Voodoo-Fähigkeiten für Furore sorgt, werdet ihr ein etwas leichteres Spiel haben.

Dennoch bleibt gelegentliches Trial & Error nicht aus. Selbst wenn ihr einen fundierten Schlachtplan geschmiedet habt, könnt ihr nahezu sicher sein, dass jedes Ziel, das ihr ausschalten wollt, noch von einem seiner Kameraden gesehen wird, der sich irgendwo in einer hinteren Ecke versteckt. Das Timing ist schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ziemlich brutal. Ihr werdet euch an Desperados III mehr als einmal die Zähne ausbeißen.

Wer eine zusätzliche Würze sucht, der kümmert sich auch um die optionalen Herausforderungen, die euch das Spiel anbietet. Diese sind teilweise aberwitzig schwer, erhöhen den Wiederspielwert jedoch enorm. Genauso wie die Aufträge des Barons, die ihr später freischaltet. Dadurch besucht ihr unter verschärften Voraussetzungen bekannte Gebiete erneut.

Hier sprüht das Leben. Und der Tod.

In Desperados 3 wuselt es an jeder Ecke vor Menschen. Dadurch müsst ihr nicht nur stets die vielen Gegner im Blick behalten, sondern auch auf Zivilisten achten, die alles andere als begeistert sind, wenn ihr direkt vor ihren Augen jemanden abmurkst. Grundsätzlich solltet ihr so oft wie möglich heimlich vorgehen und Aufmerksamkeit vermeiden.

Desperados III - Launch Trailer

Mit Desperados III ist ab sofort der neueste Teil der Wild-West-Taktikreihe erhältlich.

Glücklicherweise gibt es oft die Möglichkeit, die Umgebung zu manipulieren, damit euer kaltblütiger Mord wie ein Unfall aussieht. Zwar runzeln die Gegner für einige Zeit verwundert die Stirn, verzichten aber auf Rambazamba und Verstärkung. Es ist empfehlenswert, jeden Vorteil zu nutzen, denn eure Feinde werden oft schon skeptisch, wenn auf den Patrouillen der Gesprächspartner plötzlich verschwunden ist. Dabei könnten sie zwar durchaus etwas konsequenter vorgehen oder zumindest etwas länger nach ihren Kollegen suchen, es ist aber grundsätzlich schön zu sehen, dass sie überhaupt halbwegs authentisch darauf reagieren.

Mit viel Liebe zum Detail

Wie auch schon bei Shadow Tactics: Blade of the Shogun lässt sich Entwickler Mimimi Productions nicht lumpen und inszeniert ein detailliertes und aufwändiges Singleplayer-Abenteuer. Besonders wenn ihr zum ersten Mal in ein neues Gebiet kommt, macht es Spaß und durchaus Sinn, erstmal jeden Winkel zu erkunden.

Der hohe Produktionsaufwand zieht sich durch das ganze Spiel. Sowohl die deutsche und englische Vertonung ist gelungen, die Grafik kann sich sehen lassen und selbst die Zwischensequenzen sind dank der tollen Animationen sehenswert. Dadurch versprüht Desperaods III zu jederzeit eine tolle Atmosphäre. Cool ist übrigens auch die Wiederholung am Ende einer jeden Mission, die nochmal im Zeitraffer zusammenfasst, was ihr so angestellt habt.

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