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Test - Doom Eternal: The Ancient Gods Part 1 : Dorthin, wo es weh tut

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Wenn es jemals ein Spiel gab, das den Kauf einer sündhaft teuren Grafikkarte rechtfertigte, dann mit Sicherheit Doom Eternal. Es soll ja nicht nur beeindruckend aussehen, sondern möglichst flüssig laufen. Bei 120 oder 144 Bildern pro Sekunde kann man wenigstens der Hardware keinen Vorwurf machen, wenn man im gefühlten Chaos das virtuelle Leben aushaucht. Der erste Teil des Kampagnen-DLC mit dem Titel The Ancient Gods Part 1 verlangt aber nicht nur eurer Hardware alles ab.

Ich kann noch immer kaum glauben, wie unfassbar geil Doom Eternal geworden ist. Der 2016er-Vorgänger machte schon einiges her, aber der aktuelle Ableger wischt mit ihm den Boden auf. Was für eine höchst kindische und unreife Darstellung völlig aus dem Ufer laufender Gewalt- und Allmachtsfantasien. Ballern ohne Reue, jenseits aller Konventionen und Moral, Schwer in Worte zu fassen, wie sich ein Erwachsener dabei fühlt. Vielleicht ähnlich wie ein Vierjähriger, dessen Eltern ihn ermutigen, mit Wachsmalkreide dick und fett über den Rand seines Malbuchs zu kritzeln.

Wenn Doom Guy die dicksten aller Laserkanonen zückt, in unmenschlicher Geschwindigkeit durch eine Sci-Fi-Hölle sprintet, vier Meter hohe Muskelberge mit Energiesalven vollpumpt und nebenbei ein paar Glory-Kills mit hohem Gore-Faktor abzieht, spritzt Adrenalin aus Ohren, Mund und Nase. Einem kleinen Schergen zwecks HP- und Munitionsnachschub die Faust so tief in den Hals zu rammen, dass ihm sein ganzes Skelett zum After hinaus purzelt, ist eine höchst befriedigende, wenn auch makabere Angelegenheit.

Nur leicht war das Spektakel nie. Man muss das System fast zu jeder Zeit voll auskosten, wenn man überleben will. Selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad. Das hat sich beim Story-DLC mit dem Namen The Ancient Gods keineswegs geändert. Im Gegenteil. Dessen Niveau liest den Faden dort auf, wo das Hauptspiel endete. Wie oft musste ich mich ermahnen, selbst im chaotischsten aller Schlachtfelder taktisch vorzugehen, die Eiskanone und den Flammenwerfer zu zücken, wo immer es sich anbietet, nie die großen Kaliber bei den kleinen Fuzzelschlurfern zu verschwenden, stets in Bewegung zu bleiben, um nie ein stehendes Ziel abzugeben.

Da es lediglich um den ersten Teil einer größeren Geschichte geht, kommt dieser DLC mit nur drei Leveln daher, nämlich einer Wissenschaftsstation, die ähnlich einer Bohrinsel auf Stelzen im Meer steht, einem düsteren Moor mit giftigen Dämpfen und einer mystischen Höllen-Höhle. Doch jeder dieser Schauplätze reißt euch mit einer Überzahl an Gegnern, teils gemeinen Sackgassen und einer Handvoll neuer Herausforderungen den Arsch auf. Doom Eternal: The Ancient Gods ist mehr vom selben, nur schwieriger, herausfordernder und manchmal so fies wie ein tritt in die Eier.

Führt euch einfach mal vor Augen, was einem abverlangt wird. Doom Eternal war zuvor schon ein Spiel, bei dem meine Frau – sofern sie mir beim Zocken über die Schulter schaute – über lange Phasen hinweg keinen Schimmer hatte, was eigentlich vor sich geht. Verdammt, es gibt Momente, in denen ich es selbst nicht so recht weiß, Phasen, in denen ich nur noch reflexartig reagiere, weil meine Augen und mein Hirn vor dem wilden Durcheinander an Monstern, Waffeneffekten und abstrakten Levelauswüchsen kapitulieren.

Nehmt das alles und legt noch einen drauf, etwa durch hundsgemeine Augapfel-Türme, die man nur mit exakten Treffern aus der Ferne vernichtet, Marauder, die nur durch Konter-Attacken besiegbar sind, aber euch schon nach der ersten halben Stunde paarweise ans Leder wollen und regelmäßigen Besuchen der Spirit-Monster aus Doom 2016, deren Anführer man in zwei Phasen auslöschen muss, damit sie nicht endlos neu spawnen.

Alter Schwede, das ist manchmal einfach zu viel. Es bringt das Fass an einigen Stellen zum Überlaufen, weil gewisse Konstellationen eher belastend als spielspaßfördernd sind. Stellt euch einen drei Meter breiten Korridor vor, der von einem Cyber-Dämon bewacht wird. Ehrlich jetzt? Diese Monster waren schon auf offenem Schlachtfeld quasi unbesiegbare Endbosse. Angesichts dessen wirken die von vielen verhassten Akrobatik-Einlagen mit Doppel- und Boost-Sprüngen wie entspannende Verschnaufpausen. Ja, es gibt sie noch immer, und auch hier treibt es Id Software an mancher Stelle auf die Spitze.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Designer der DLC-Kampagne absichtlich so unbarmherzig vorgehen oder ob einige Stellen lediglich schlampiger optimiert wurden als beim Basisspiel. Schaffbar sind die Szenarien allemal, wenn man Geduld und Spucke mitbringt. Am Arsenal liegt es jedenfalls nicht, denn alle Ressourcen stehen von Anfang an auf Maximum. Doom-Guy verfügt vom ersten Moment an über sämtliche Waffen, Runen und Upgrades. Talent-Progression fällt also flach, aber man kann die vorhandenen Runen ja noch immer umstellen, sobald gewisse Sekundärtalente nützlich erscheinen. Etwa das „Zeitlupe kurz vorm Sterben“-Talent. Es hat mir unzählbar oft das Leben gerettet.

DOOM Eternal - The Ancient Gods, Part One – Offizieller Launch-Trailer

DOOM Eternal: The Ancient Gods - Part One, die erste Kampagnenerweiterung zu DOOM Eternal von id Software, ist ab sofort auf Xbox One, PlayStation 4, PC und Stadia erhältlich. Das geht natürlich nicht ohne den passenden Launch-Trailer zur Einstimmung.

Story-DLC … hmm, ich glaube jedes Wort über die Handlung wäre zu viel, weil ein Spoiler. Letztendlich kommt anhand der Filmsequenzen zwischen den Leveln nicht besonders viel rüber. Wer erfahren will, worum es genau geht, wird weiterhin zum Lesen etlicher sammelbarer Memos angehalten. Wie zu erwarten endet der Handlungsstrang in Ancient Gods Teil 1 mit einem fiesen Cliffhanger, damit ihr Teil 2 herbeisehnt. Mission erfüllt, wenn ihr mich fragt.

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