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Special - Ahmet-Kolumne: einfache Spiele : Die erträgliche Leichtigkeit der Spiele

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    Tenors selbstgefällige Gegner, die wegen jedem Furz eine Facebook-Protestgruppe gründen, aber kein Problem damit haben, dass ihre iPhones von Sklaven zusammengebaut werden, werden mit Schusswaffen, Kettensägen und Schwertern massakriert. Hackt Tenor lange genug auf einen Feind ein, bleibt nur noch ein Brei übrig, den Tenor zu Klößen formen und in fränkischen Restaurants gegen Gold tauschen kann. Das Edelmetall lässt sich wiederum in sexy Outfits für die Tänzerinnen investieren. Je mehr Gegner Tenor tötet, desto mehr Fame und Cash kassiert er. Das wiederum zieht noch mehr Tanz-Bitches an, die seinen blutigen Kreuzzug bereitwillig unterstützen.

    Dass euch ein grafisches Feuerwerk erwartet, versteht sich von selbst, aber der wahre Star ist der Sound. Unser Triumph des Guten wird nämlich von Opernklängen begleitet à la Puccinis „Nessun dorma“. Der Held heißt ja nicht umsonst Tenor. Er singt Arien, während er durch die Gegnermassen pflügt. Zum Beispiel: „Aber mein Geheimnis ist verschlossen in mir, niemand wird meinen Namen erfahren! Nein, nein, auf deinem Mund werde ich ihn nennen, wenn das Licht glänzt!“

    Die qualvoll verendenden Gegner singen ebenfalls mit: „Seinen Namen wird niemand erfahren … Und wir müssen sterben, sterben!“ Auch die Tanz-Bitches kommentieren die Aktionen unseres Killer-Tenors mit feierlichen Gesängen: „Sie lästerten Gott und spotteten der Schöpfung auf schändliche Weise! Strafe die Brut mit deinem Prügel der himmlischen Gerechtigkeit!“

    The Big Easy

    Ich hoffe, dass jemand meine Idee irgendwann in die Realität umsetzt. Es wäre wirklich das perfekte Spiel und würde sich wie geschnitten Brot verkaufen. Bis es so weit ist, spiele ich weiter alle Titel auf „sehr leicht“. Komisch ist, dass ich jahrelang die Spieleindustrie für ihre zunehmende „Casualisierung“ kritisiert habe, doch nun verstehe ich, warum es immer mehr Titel gibt, die sich quasi von selbst spielen.

    Assassin’s Creed ist ein gutes Beispiel. Selbst wenn ich geistig abwesend bin und mir vorstelle, wie ich meine nervigen Kunden in einem Brunnen ertränke, lassen sich die fiesen Templerhorden problemlos massakrieren. Ich muss mich dem Geschehen auf dem Bildschirm nicht mit allen Sinnen widmen und werde dennoch mit Erfolgserlebnissen am laufenden Band belohnt. Alle drei Sekunden stolpere ich in Assassin’s Creed über Schatzkarten, versteckte Truhen und andere unverdiente Geschenke. Das Spiel wird zu einem Verbündeten, der uns wissen lässt: „Mann, du hast es echt nicht leicht. Ich fühle mit dir. Komm, ich hab hier was für dich. Es wird deinen Schmerz lindern.“

    Die Quintessenz dieser Überlegungen: Studenten, Schüler, Beamte (aka Gameswelt-Mitarbeiter) und Arbeitslose suchen die virtuelle Gefahr, weil der Alltag nicht genug Nervenkitzel bietet. Geschundene Arbeitstiere, Kreativmonster und große Denker haben im Alltag genug Aufregung und Herausforderung. Sie müssen sich nicht mehr in knüppelharten Spielen beweisen. Wenn euch Dark Souls also keinen Spaß macht, ihr es aber unbedingt spielen wollt, dann müsst ihr einfach kündigen oder die Schule hinschmeißen.

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    Über den Autor

    Unser Kolumnist Ahmet Iscitürk schreibt seit 16 Jahren über Spiele und müsste deshalb schon längst für die andere Seite arbeiten - zum Beispiel als PR-Manager. Darauf hat er aber keinen Bock. Ebenso wenig möchte er YouTube-Videos machen, denn er ist zu fett für die Kamera. Das Schreiben ist seine einzige Fähigkeit und darum wird er mit den Fingern auf der Tastatur sterben. Sein Credo lautet: „Lebe deinen Traum, auch wenn der Traum scheiße ist.“ Seinen Untergang könnt ihr unter anderem auf Twitter live miterleben.

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