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Preview - New World : Amazons MMO nimmt Form an

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Im Jahr 2018 luden die Amazon Game Studios erstmals zum großen New-World-Stelldichein in Berlin. Ein MMO mit großen Ambitionen lag in der Schmiede, lebte von Ideen und Idealen, von denen die meisten noch nicht in Code gegossen waren. Es sah gut aus, aber mir kamen damals schon leichte Zweifel an der Umsetzbarkeit einiger Vorhaben, insbesondere was den PvP-Aspekt mit seinen Massenschlachten angeht. Drei Jahre später backen die Entwickler kleinere Brötchen. Aber auch schmackhaftere.

Bevor ich auch nur ein Wort über den Spielablauf verliere, muss ich eines dringend loswerden: New World sieht für ein MMO wahnsinnig gut aus. Schon die Demo, die ich im Sommer 2020 begutachten durfte, hielt alle grafischen Versprechen ein, aber der aktuelle Build ist noch ein Stück schöner. Technisch nüchtern abgerundet, aber dank optischer Effekte wie Tiefenunschärfe dennoch verspielt. Im Stil eher realistisch angehaucht und dennoch fantasiereich und verschnörkelt. Selbst an und für sich belanglose Rauchschwaden sind sich zu schade für einen simplen Fade-Out-Effekt. Sie verwirbeln, bevor sie sich auflösen. Das nenn‘ ich mal Liebe zum Detail. Es sind solche Kleinigkeiten, die den Eindruck festigen, dass New World im umkämpften Segment der MMOs ganz oben mitspielen soll. Offenbar wird nichts dem Zufall überlassen.

Nach einer so langen Entwicklungsspanne verwundert das nicht unbedingt. Amazon muss langsam mal etwas Greifbares auf den Markt werfen, wenn der weltweit dominante Online-Händler ernsthaft im Videospiel-Business mitmischen will. Klotzen statt kleckern ist eine gute Strategie hinsichtlich der Wartezeit. Angesichts der Tatsache, dass das angekündigte MMO im Herr-der-Ringe-Universum schon wieder eingestampft wurde, bevor auch nur Bilder davon in den Umlauf kamen, wiegt die Last auf New World umso stärker.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum New World kleinere Ziele vor Augen hat als ursprünglich vorgesehen. Vom einstigen reinen Open-World-Ansatz ist nur noch das Grundgerüst übrig. Ein Themenpark-MMO soll es nun doch sein. PvP ist auch nicht mehr das Hauptaugenmerk, daher rücken vermehrt PvE-Elemente in den Vordergrund. Wie viel vom ursprünglichen Konzept am Ende übrig bleibt, kann ich noch nicht beurteilen. Dafür fehlt schlicht der Überblick bezüglich einzelner Facetten des Spiels. In dieser Hinsicht dürfte die anstehende Beta-Phase aufschlussreicher sein als die gezielt isolierten Anspielsitzungen, die wir bisher genießen durften.

Zu fünft durchs Gewölbe

Vor nicht ganz zwei Wochen nahm ich an der jüngsten dieser mundgerecht zugeschnittenen Vorschaugelegenheiten teil - und hatte unzweifelhaft meinen Spaß. Im Fokus lag diesmal ein Raid durch einen Kerker samt Obermotz, also distinktiver PvE-Content klassischer Natur. Wir stürmten zu fünft eine Art Mine, wobei einer der Entwickler uns durch das Gewölbe führte. Für jemanden wie mich, der bislang klassischen MMO-Konzepten zugetan war (Herr der Ringe Online, Star Trek Online), ein wunderbares Anschauungsobjekt mit handfester Vergleichsmöglichkeit.

Die Grundbedingungen dafür waren ähnlich wie bei den Sitzungen davor. Ich bekam einen Level-30-Charakter, der bis an die Zähne mit grün markierten, „unüblichen“ Waffen ausgestattet war. Die Ausrüstung war also besser als das, was ein normaler Spieler haben dürfte. Ich konnte meinen Recken nach eigenem Gutdünken konfigurieren, was bei New World beinahe Vogelfreiheit bedeutet. Da es weder Klassen noch Rassen gibt, durfte er jede beliebige Rolle annehmen, egal ob Tank, Damage Dealer, Fernkämpfer oder Heiler. Wobei das Skillset selbstverständlich von der gewählten Waffe abhängt.

Entschuldigung, ich meine natürlich von beiden gewählten Waffen, denn zwei parallel nutzbare Talentbäume lassen sich durch Verteilung von Fertigkeitspunkten definieren und zu jeder beliebigen Gelegenheit einsetzen. Eine Toggle-Funktion ermöglicht das Umschalten zwischen zwei Kämpfertypen wie etwa Magier und Speerkämpfer oder zwischen Macheten-Schütze und Axtschwinger. Und zwar in der Zeitspanne eines Wimpernschlags. So weit, so bekannt, auch wenn es in der vorherigen Demo noch drei statt nur zwei parallel nutzbare Skillsets auf diesem Charakterlevel waren.

Geändert hat sich vornehmlich die Dynamik zwischen den Waffentalenten. Zuvor hingen beide Waffenzweige noch an einem gemeinsamen Cooldown für die drei primär einsetzbaren Spezial-Fertigkeiten fest. Inzwischen ist die Wartezeit für jedes Talent individuell, sodass strategisches Umschalten in den Vordergrund rückt. Eine Designentscheidung zugunsten des Anspruchs, wie unser Run durch den Dungeon unzweifelhaft darlegte. Soll heißen: Der Schwierigkeitsgrad ist nicht von schlechten Eltern und setzt das schnelle Umschalten voraus. Selbst nach über einer Stunde Eingewöhnung riss uns der Endboss unserer Anspielrunde (ein kotzender Höhlentroll samt ständig nachspawnenden Adds) den Allerwertesten auf.

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Der Waffenwechsel ist ein strategisch interessantes Werkzeug, das New World eine ganz eigene Geschmacksnote verleiht und das Teamspiel vertieft. Schließlich hat niemand etwas davon, wenn fünf Kämpfer ständig den gleichen Waffentyp wählen. Sich untereinander abzusprechen und zu koordinieren, dürfte eine allgegenwärtige Herausforderung werden. Zugleich beugt der Talente-Split einem der nervigsten Aspekte anderer MMOs vor, nämlich dem Warten auf den passenden Mitspieler. Wenn gerade kein Heiler verfügbar ist, rüstet einer aus der Stamm-Party schlicht um. Allemal eine bessere Lösung als stundenlang Ausrufe im World-Chat zu tätigen oder mühsam ungeliebte Twinks heranzuzüchten, die man sonst nie nutzt.

Auffällig unterhaltsam

Nicht neu für das Genre, aber doch auffällig, ist das aktive Zielsystem, von dem unter anderem die Schadensausbeute von Magiern abhängt. Wer Zaubersprüche casten möchte, muss mithilfe eines Flächenfeldes genau bestimmen, wo seine Feuerbälle, Lichtzauber und andere Magie-Projektile aufschlagen sollen. Das kann bei flachen Ansichtswinkeln oder einem hochgelegenen Untergrund etwas fummelig sein und bringt einen nicht zu verachtenden Zufallsfaktor mit in die Schlacht, da sich sowohl Mobs als auch Bosse frei bewegen - mitunter während der Zauberer noch seine Sprüche murmelt. Solche kann er zwar per Druck auf die rechte Maustaste abbrechen, sobald sich der Gegner aus der Reichweite des Zauberspruchs bewegt, aber die aufgewendeten Mana-Punkte sind dann trotzdem futsch. Im Ausgleich dafür sind Zaubersprüche (besonders die flächendeckenden) sehr stark.

New World - This Is Aeternum Trailer

Etwas überraschend gibt es heute einen neuen Trailer zum ambitionierten Amazon-MMORPG New World.

In allen anderen Belangen entfernt sich New World nicht weit von etablierten Genrestandards. Seinen Spielspaß vermittelt das Programm zweifellos auf hohem Niveau. Der Spielablauf wirkt durchweg dynamisch und meidet an allen Fronten die steifen Schlachtvorgaben einiger MMO-Klassiker. Besonders weit aus dem Fenster lehnen kann und will ich mich aber nach einer neunzigminütigen Spielsitzung nicht, denn andere wichtige Aspekte blieben mir verborgen. Etwa, wie abwechslungsreich die üblichen Quests ausfallen, wie gut der Story-Anteil verwoben wurde, ob die als stark verzahnt versprochene Spieler-Interaktion beim Crafting in Sackgassen laufen kann und einiges mehr. Antworten darauf lassen nicht mehr lange auf sich warten. Schon am 31. August steht die Veröffentlichung an.

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