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Test - Nintendo Switch Sports : Fuchteln wie im Jahre 2006!

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Wii Sports prägte eine Generation von Spielern. Die simple Sportsammlung, die jeder Wii beilag, war nicht nur eine geniale Tech-Demo der damals innovativen Möglichkeiten der Konsole. Sie lockte erstmals auch Leute an einen Controller, die zuvor um das Thema Videospiele einen weiten Bogen gemacht hatten. Mit Nintendo Switch Sports ist die spaßige Reihe zurück, die einst den Begriff Fuchtelsteuerung prägte. Es gilt, wahrlich große Fußstapfen zu füllen.

Erst vor Kurzem hat es Wii Sports in unserer Top 10 Spiele, die (fast) jeder gespielt hat auf den fünften Platz geschafft. Irgendwie ist Ende der 2000er beinahe jeder mal mit dem Kultspiel in Berührung gekommen. Die kurzweilige Sportspielesammlung mit ihrer damals neuartigen Bewegungssteuerung entwickelte sich zu einem Phänomen und trug damit maßgeblich zum Erfolg der Wii bei. Die simple, nahezu knopflose Steuerung beherrschte sogar die Oma im Handumdrehen.

Auf diesen Erfolg baute Nintendo mit dem Nachfolger Wii Sports Resort auf, der ebenfalls für die Wii erschien. Der zweite Teil geriet hübscher, umfangreicher und dank eines Aufsatzes für die Wii-Remote auch präziser, was für mehr spielerische Möglichkeiten und Abwechslung sorgte. Selbst auf der Wii U war die Reihe mit einem Zeitkarten-Modell in Form von Wii Sports Club vertreten. Kein Wunder also, dass Nintendo auf seiner aktuellen Konsole Switch an den Erfolg der Vergangenheit anknüpfen möchte. Für Nintendo Switch Sports bedeutet es aber auch, ein gewaltiges Erbe anzutreten.

Ein dünnes Release-Paket

Wir wollen gleich mit den harten Fakten beginnen. Nintendo Switch Sports beinhaltet aktuell sechs Sportarten: Tennis, Bowling und der Schwertkampf Chanbara sind in gleicher oder ähnlicher Form bereits aus den Vorgängern bekannt. Neu hinzugekommen sind Volleyball, Badminton sowie Fußball. Das ist kein allzu berauschender Umfang, auch wenn der Erstling auf der Wii lediglich fünf Sportarten zu bieten hatte. Trotzdem zieht die Switch-Fortsetzung im Vergleich den Kürzeren. Das Paket der Wii war abwechslungsreicher geschnürt und lag außerdem jeder Konsole bei.

Auch wenn die Hälfte von Nintendo Switch Sports aus neuen Disziplinen besteht, ähneln sich Volleyball, Badminton und der Klassiker Tennis dem Aufbau nach ziemlich stark: Es gilt stets, das Spielgerät über ein Netz zu befördern. Mit Tennis, Boxen, Golf, Bowling und Baseball war Wii Sports seinerzeit spürbar breiter aufgestellt. Während Wii Sports Club als Neuveröffentlichung des ersten Teils mit anderem Bezahlmodell gewertet werden kann, muss sich der neueste Feind aller Couch-Potatoes den Vergleich mit Wii Sports Resort gefallen lassen.

Nintendo Switch Sports - Overview-Trailer verschafft euch den Überblick

Rund einen Monat vor dem Release verschafft euch der neue Overview-Trailer noch einmal einen Überblick über das kommende Nintendo Switch Sports.

Das bot ganze zwölf Disziplinen, die sehr unterschiedlich ausfielen: Wakeboarding, Bogenschießen, Basketball, Tischtennis, Golf, Bowling, Kanu- und Radfahren, Frisbee, Jetboot, Luftsport und Schwertkampf, der nun als Chanbara leicht abgewandelt zurückkehrt. Einige Beschäftigungen, gerade das Bogenschießen, wären dank der voneinander getrennten Joy-Con perfekt für eine Rückkehr gewesen. So muss eine Streichung von 50 Prozent des Umfangs zweifelsohne als Rückschritt gewertet werden.

Allerdings zeichnet sich ab, dass Nintendo mit Switch Sports noch mehr vorhat und das Spiel schrittweise an Umfang und Abwechslung gewinnen könnte, wenn auch reichlich spät. Im Sommer wird es dank eines Updates ermöglicht, nicht nur den Shootout-Modus von Fußball (dazu später mehr), sondern auch den normalen Kick mit dem Beingurt „authentisch“ zu spielen. Im Herbst folgt dann eine weitere Sportart: das gute alte Golf.

Aber wir wollen nicht zu früh meckern, denn letzten Endes kommt es allein darauf an, wie sich die aktuellen Sportarten spielen. Nachfolgend geben wir euch darum einen Überblick der einzelnen Disziplinen von Nintendo Switch Sports und verraten, wie viel Spielspaß in ihnen steckt.

Tennis

Tennis gehört zur Nintendo-Reihe wie die Banane und kräftige Aufschläge zum weißen Sport. Der Klassiker steuert sich auf der Switch so intuitiv wie eh und je und ist gerade deswegen so genial. Jeder weiß sofort, was zu tun ist, wenn er einen Controller in die Hand gedrückt bekommt. Auch Experten kommen dank ausgefeilter Techniken wieder auf ihre Kosten: Sie passen den Zeitpunkt des Schlags und den Neigungswinkel des Joy-Con so an, dass die Filzkugel genau dort landet, wo sie hin soll. Durch seine Zugänglichkeit und die schnellen Ballwechsel ist Tennis auch in Nintendo Switch Sports eine der stärkeren Sportarten.

Bowling

Auch Bowling gehört seit Wii Sports zum Standardrepertoire. Die Regeln dürften jedem klar sein. Auch hier gefällt die Mischung aus Zugänglichkeit und Technik. Wie die Kugel geworfen wird, hat jeder sofort raus. Mit einem Schlenker lässt sich dieser wieder ein Drall verpassen, um auch ungünstige Pin-Konstellationen abzuräumen. Allerdings fällt der Schwierigkeitsgrad einmal mehr nicht allzu hoch aus.

Dafür hat sich Nintendo Spezial-Bowling ausgedacht, das ein wenig an Minigolf erinnert. In drei Klassen werden auf der Bahn verschiedene Hindernisse platziert, die es erschweren, alle Kegel abzuräumen. Wir hatten besonderen Spaß daran, die Kugel über Brücken und um aus dem Boden fahrende Zylinder zu werfen, weil das gerade auf der Expertenstufe angenehm fordernd wird. Darüber hinaus besteht online die Möglichkeit, per Ausscheidungsverfahren gegen andere Spieler zu bowlen, um den inflationär gebrauchten Begriff “Battle Royale” nicht überzustrapazieren. Bisher konnten wir diesen Modus jedoch nur während des Betatests ausprobieren, da Online-Partien vor Release der Vollversion nicht möglich waren.

Chanbara

Bei Chanbara handelt es sich um einen Kampf mit Schwert-Attrappen. Dabei geht es darum, die Verteidigung des Gegners zu durchbrechen und ihn mit gezielten Hieben von einer Plattform zu stoßen. Ebenso wollen die Finten des Kontrahenten durchschaut und korrekt pariert werden. Im Wechselspiel aus Risikobereitschaft und Zurückhaltung entsteht beinahe so etwas wie Nervenkitzel.

Da es hier etwas gemächlicher zugeht, wird mehr Präzision abverlangt als beispielsweise beim Tennis. Wer wild fuchtelt, verliert. Chanbara lässt sich auch mit einem Schwert spielen, das bei erfolgreichem Parieren aufgeladen werden kann, oder sogar mit zwei Waffen. Partien können innerhalb von Sekunden oder erst mit Ablauf der Zeit entschieden sein, darum bleibt es selten bei einer Runde.

Volleyball

Volleyball fällt in Nintendo Switch Sports leider ziemlich enttäuschend aus. Anders als in den vorangegangenen Sportarten vermittelt der Ballsport nur die Illusion von Kontrolle, da dem Spieler keinerlei Fertigkeiten abverlangt werden. Egal, wie man den Ball trifft, er fliegt immer in identischer Reihenfolge und Flugbahn von Teilnehmer zu Teilnehmer.

Neigungswinkel des Controllers oder die Schwunggeschwindigkeit beeinflussen die Flugbahn nicht. Es kommt allenfalls auf das richtige Timing rudimentärer Armbewegungen an, um die Kugel in der Luft zu halten. Der Reiz von Bowling oder Tennis besteht aus der im Kern simplen Handhabung, die aber einen gewissen Tiefgang bietet. Diesen zu erkennen erfordert Übung und gestaltet diese Sportarten auf lange Sicht reizvoll.

Mancher Bowling-Pin lässt sich nur mit einem gut geübten Drall umnieten. Und wer seinen Mitspieler im Tennis ausmanövrieren will, muss mehr tun, als nur im richtigen Moment den Arm zu schwingen. Diesen Einfluss bietet Volleyball nicht und ist daher die schwächste Sportart von Nintendo Switch Sports.

Fußball

Es ist schon überraschend, dass eine der beliebtesten Sportarten der Welt erst mit Nintendo Switch Sports aufgegriffen wird. Fußball ist die komplexeste der sechs aktuell spielbaren Disziplinen. Gleichzeitig ist es auch jene, die dringend ein paar Anpassungen benötigt, um glänzen zu können. Jeder Spieler bekommt gleich zwei Joy-Con an die Hand. Im Gegensatz zu beispielsweise Tennis lenkt ihr euren Avatar aktiv mit dem Stick über den Platz. Mit dem rechten Joy-Con führt ihr Schüsse in unterschiedliche Richtungen aus. Darüber hinaus sind Sprünge und Sprints möglich.

Das alles hätte Spaßpotenzial, wenn es sich nicht so langsam spielen würde. Der mannsgroße Ball ist zwar eine einfache Zielscheibe, aber auch ein behäbiges Flugobjekt. Die meiste Zeit verbringt ihr damit, dem Leder fruchtlos nachzujagen, was die Ausdaueranzeige rapide leert. Bis ihr in seiner Nähe seid, wurde das Spielgerät schon längst wieder in die andere Ecke des Feldes gekickt. Das Nervige daran ist, dass sich besagte Ausdauer nur extrem langsam wieder füllt. Fußball fühlt sich in Switch Sports darum eher wie eine unkoordinierte Partie Rocket League an. Aber vielleicht ändert sich das auch mit insgesamt vier Spielern vor dem Fernseher.

Vor einem Update im Sommer ist nur der rudimentäre Shootout-Modus auch mit dem Fuß respektive Bein spielbar. Ihr fixiert den Joy-Con mit dem (extra erhältlichen) Gurt beispielsweise am Oberschenkel. Anschließend muss einfach nur das Bein im richtigen Moment bewegt werden, um einen euch zugepassten Ball ins Tor zu kicken – das ist ziemlich witzlos. Aber vielleicht entwickelt sich Fußball ab Sommer ja zum Knaller, wenn nach einem Update auch das Vier-gegen-Vier-Spiel per Beingurt funktioniert.

Badminton

Die vorerst letzte Sportart im Bunde ist Badminton. Das spielt sich fast genauso wie Tennis. Der größte Unterschied besteht darin, dass hier Eins-gegen-Eins-Matches ausgetragen werden, statt Doppelpartien wie im Tennis, was vor allem der Übersicht zuträglich ist. Die flotten Ballwechsel brachten uns dennoch ziemlich ins Schwitzen. Dass Stoppbälle per Knopfdruck und nicht mit einer bestimmten Bewegung ausgelöst werden, verhindert aber jeglichen Tiefgang. Insgesamt bietet diese Sportart daher zu wenige Alleinstellungsmerkmale, um sich wirklich vom Tennis abgrenzen zu können.

Abschließend noch ein wichtiger Sicherheitshinweis: Legt beim Spielen unbedingt die Handgelenksschlaufen an! Die kleinen Joy-Con sind in verschwitzten Händen noch viel schlüpfriger als seinerzeit die Wii-Remotes. Tut eurer Inneneinrichtung und den Mitspielern diesen Gefallen.

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