Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Preview - Overclocked : Innovative Story-Ideen

  • PC
Von  |  |  | Kommentieren
Interessante Logik

Schon die Preview zeigt, dass House of Tales es wunderbar versteht, die unkonventionelle Idee in ein normales Adventure-Korsett zu zwängen. Das Highlight sind ganz klar die Erinnerungsszenen, in denen ihr die Rolle des jeweiligen Patienten übernehmt. Diverse Schwächen beim Rätseldesign, wieso dies oder jenes gemacht werden muss, werden durch die Idee "Es ist sowieso schon passiert" übertüncht. Ihr bekommt zudem für etwas abstrusere Gedankengänge genügend Lösungshinweise, wobei diesbezüglich nur bei ein, zwei Rätseln noch etwas nachgebessert werden müsste. Schnell lernt ihr auch die Denkweise des Designs: Weil die Erinnerungen rückwärts gespielt werden, müsst ihr in Szenen, die erst später gespielt werden, aber chronologisch gesehen vorher stattgefunden haben, Gegenstände finden, weil ihr wisst, dass der Charakter sie zu jenem späteren Zeitpunkt besaß.

Die Präsentation macht ebenso Lust auf das fertige Spiel, auch wenn hier noch nicht alles super sattelfest erscheint. Der Vorspann macht einen sehr guten Eindruck und sorgt schon jetzt für einen stimmigen Einstieg. Die gerenderten Hintergründe gehören klar zu den besseren des Genres, bei den Polygoncharakteren und vor allem den Mimiken sollte hingegen noch etwas Feinarbeit geleistet werden. So fiel uns beispielsweise auf, dass der gute David kaum blinzelt und dies aufgrund seiner recht groß ausgefallenen Augen auf Dauer irritiert.

Sehr schön wirkt jedoch der zaghafte Einsatz von Bild-in-Bild-Szenen. Beispiel: Sobald ihr im Gang mit den fünf Patientenzellen durch eines der Gucklöcher blickt, scrollt das Bild an den Rand und daneben erscheint ein weiteres mit dem Inneren der Zelle, so wie David es aus seiner Sicht sehen würde. Eine ähnliche Technik wird später in den Rückblenden verwendet, in denen in der linken Bildschirmhälfte leicht verschwommen David mitsamt Patient sitzt und in der rechten die Erinnerung anfängt.

Nur im Detail etwas Feinarbeit vonnöten

Dtp wird von vielen Seiten für seine professionelle Synchronisationsarbeit gelobt, auch wenn die Jungs von Bhv bei ’Ankh’ und ’Jack Keane’ inzwischen etwas bessere Arbeit geleistet haben. ’Overclocked’ präsentiert sich in der gewohnten dtp-Qualität und ist vor allen Dingen sehr gut besetzt. Leider zeigt zumindest die Preview-Version auch ähnliche Schwächen: Manche Sätze wirken zu schnell, andere zu langsam gesprochen. Hoffentlich bekommt David McNamara noch ein paar Pausen zwischen seinen Sätzen spendiert, sobald er mit den Patienten redet. Denn beim derzeitig angelegten Redefluss würden nicht nur Menschen mit einem Hang zur Aggressivität zum Messer greifen wollen.

Unsere Verbesserungsvorschläge für die Review-Fassung beziehen sich darüber hinaus auf die üblichen Kinderkrankheiten des Genres: Da wirkt die eine oder andere Szene noch etwas seltsam inszeniert und für die Bedienung so mancher Puzzles wünschen wir uns ein, zwei weitere Hinweise. Zudem wirkt die erste Hälfte der Preview rätseltechnisch komplexer als die zweite. Die Laberlastigkeit der Protagonisten hingegen ist weniger nach- als vorteilig zu sehen: Zum einen ist der Prozentanteil der wirklich unnötigen Phrasen erstaunlich gering, zum anderen konnten wir wirklich jede noch so kleine Szene ganz leicht abbrechen, was schon jetzt einen enormen Fortschritt zum diesbezüglich etwas behäbigen ’Moment of Silence’ darstellt. Ein Wort an alle anderen Adventure-Programmierer: Bitte genau so nachmachen und nie wieder ändern.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
So sehr die Adventures von dtp anderswo gelobt werden: Ich persönlich habe bislang immer was zum Meckern gefunden. Fast alle Spiele des ambitionierten Publishers haben mich letztendlich an irgendeiner Ecke enttäuscht, selbst mit ’Runaway 2’ war ich aufgrund des letzten Drittels leicht unzufrieden. Doch bezüglich ’Overlocked’ ist allein die Idee mit den rekursiven Erinnerungen einfach zu gut, um wahr zu sein. Die eine oder andere Szene sollte in Sachen Dramaturgie überarbeitet werden, gebt David McNamara ein paar Pausen während seiner Dialoge mit den Patienten und dem Spieler ruhig noch ein, zwei Hinweise mehr, mit dem Rätseldesign umgehen zu können. Aber schon in der vorliegenden Form wäre ’Overclocked’ ein sehr gutes Adventure, welches dank der tollen Idee den Sprung in die 80er-Wertungsreihe eigentlich problemlos schaffen müsste.

Kommentarezum Artikel