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Preview - RoboCop: Rogue City : Angespielt: Ein schön stumpfer Shooter-Spaß

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Paul Verhoevens RoboCop von 1987 machte in erster Linie wegen seiner übertriebenen Gewaltdarstellung von sich reden. Für die amerikanischen Lichtspielhäuser musste der Actionfilm mehrfach umgeschnitten werden; in Deutschland befand er sich lange auf dem Index. Über die Jahre erschienen diverse Videospiele rund um die Lizenz, allerdings von schwankender Güteklasse. Entwickler Teyon schickt den Cyborg-Bullen nun auf First-Person-Streife. Weckt das Erinnerungen an die miese Rambo-Versoftung aus gleichem Hause? Glücklicherweise nicht, wie wir nach zwei Stunden im digitalen Detroit feststellen dürfen.

In Sachen Story bezieht sich RoboCop: Rogue City wenig überraschend auf die Kino-Vorlage. Ihr steuert den ehemaligen Officer Alex J. Murphy, der nach seiner Ermordung eine zweite Chance als Cyborg erhält. Verantwortlich für die Verwandlung des Staatsdieners zeichnet der Mega-Konzern Omni Consumer Products (OCP) – natürlich nicht ohne Hintergedanken.

Allerdings kriegt ihr von der Story des Films nur am Rande etwas mit. Der Plot von Rogue City wurde eigens für das Spiel geschrieben. So untersucht ihr nicht nur den Tod eines Polizisten, sondern müsst es außerdem mit der gnadenlosen Punk-Gang Torch Heads aufnehmen. Sie terrorisiert die Stadt und geht sogar so weit, den örtlichen Fernsehsender zu kapern. Nach dem Auftritt ihres Anführers Soot, der optisch an den verstorbenen Prodigy-Sänger Keith Flint erinnert, tritt RoboCop endlich auf den Plan.

Blaue Bohnen für böse Buben

Gewöhnungsbedürftig ist das Spieltempo: RoboCop stapft recht behäbig durch das Sendergebäude. Klar, die gemütliche Gangart passt zum Film und killt den Spielspaß nicht. Aber zumindest das Rennen hätte etwas mehr Geschwindigkeit vertragen können. Das Ballern selbst läuft erwartungsgemäß simpel ab: Fadenkreuz auf Gegner, abdrücken, tot. Meistens zerplatzen die getroffenen Körperteile in einer eindrucksvollen Blutfontäne, daher eignet sich das Spiel keinesfalls für zartbesaitete Naturen. Weiter aktiviert ihr über die Schultertaste den Scanner, der das aktuelle Blickfeld nach Feinden untersucht. Diese werden farblich deutlich hervorgehoben, so dass niemand eurem gnadenlosen Urteil entgeht.

Während ich mich so durch die Lobby und Verwaltungsräume des Fernsehsenders ballere, schlagen meine Spielspaß-Sensoren überraschend deutlich an. Denn trotz des langsamen Tempos und der überschaubaren Waffenauswahl bieten die simplen Gefechte einen ähnlich stumpfen Charme wie der Kinofilm. Wahlweise packe ich noch Feinde am Hals und schleudere sie auf andere Gegner oder knalle ihnen Monitore und Stühle vor den Latz.

RoboCop: Rogue City - Gameplay Overview Trailer

Wie wird sich das Comeback von RoboCop konkret spielen? Der neue Gameplay-Trailer soll Aufschluss geben.

Verschlossene Türen stellen für RoboCop freilich kein Hindernis dar. Er scheint sie allerdings nur durchbrechen zu können, wenn das Spiel es vorsieht. In meinem Fall überraschen mich die Torch Heads im Nachrichtenstudio, dessen Belegschaft sie als Geiseln halten. Nach der gewaltsamen Öffnung der Tür aktiviert sich eine Zeitlupe und ich muss schnell handeln, nämlich Punks erschießen und Mitarbeiter verschonen. Sonderlich herausfordernd gestaltet sich das zwar nicht, es stellt aber eine nette Auflockerung dar.

Vom Revier in die Stadt

Als waschechten Police Officer zieht es Alex Murphy natürlich regelmäßig zurück in die Polizeistation. Die fungiert in RoboCop: Rogue City als Hub-Gebiet, in dem ihr mit den Kollegen plaudert oder Nebenaufgaben absolviert. Beim Anspiel helfe ich beispielsweise am Empfang aus und bekomme eine Kostprobe des etwas eigenen Humors: Ein Mann ärgert sich über seine Nachbarn, die sich wiederum über seinen Hund beschweren. Nach zwei Sätzen ist der Grund für den Streit allerdings klar: Das Tier hört auf den Namen Fire, den der Besitzer immer lautstark durch die Gegend brüllt ...

Die durch Nebenmissionen verdienten Erfahrungspunkte spendieren Levelaufstiege und die so erhaltenen Fähigkeitenpunkte investiert ihr im Skilltree. Richtig gelesen, selbst das im besten Sinne stumpfe Rogue City lässt euch den Robo-Polizisten dezent weiterentwickeln. Neben offensichtlichen Verbesserungen wie mehr Leben und Rüstung winken auch frische Fähigkeiten, darunter ein elektrischer Impuls, der Gegner in der Nähe kurzzeitig lahmlegt.

Nach dem Zwischenstopp im Revier geht es für mich in die Straßen der Stadt. Hier überrascht mich Rogue City erneut, und zwar mit seiner Technik. Der Asphalt punktet mit schicken Spiegelungen in den Pfützen. Wabernder Nebel und die grelle Beleuchtung lassen in Kombination mit dem dreckigen Gesamtbild tatsächlich Erinnerungen an die Filmvorlage aufkommen.

Hier draußen zündet der Humor für mich auch besser. Peter Weller, der Original-RoboCop höchstselbst, leiht ihm auch in Rogue City seine Stimme. Er unterhält mit monoton vorgetragenen Einzeilern: Wenn der stählerne Koloss ein Graffiti erblickt und trocken „That Graffiti is fresh“ brummt, dann huscht mir ein Grinsen übers Gesicht.

In Detroit suche ich aber nicht nur nach Soot und ballere böse Bengel zurück zu ihrem Schöpfer, auch Streifendienst steht auf dem Programm. Selbst ein technologisch hochgezüchteter Supercop muss Parksünder notieren und Schmierfinken hochnehmen. Dabei lässt euch das Spiel stets die Wahl: Wollt ihr den Kleinkriminellen laufen lassen oder bestraft ihr ihn mit der ganzen Härte des Gesetzes? Wie genau sich das auf den späteren Spielverlauf auswirkt, ist bisher nicht bekannt. Und ehrlich gesagt auch egal, denn zu kompliziert braucht RoboCop: Rogue City gar nicht erst zu werden.

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