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Test - Skull & Bones : Eindruck nach den ersten 30 Stunden: Trotz Macken ein erstaunlich großer Spaß!

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Mit Skull & Bones segelt Ubisofts neues Piraten-MMO nach 11 Jahren in der Entwicklungs-Hölle endlich auf die Konsolen und Computer. Was ursprünglich mal als Nebenprodukt aus Assassin’s Creed IV: Black Flag hervorging, hat sich mittlerweile zu einem waschechten MMO für Freunde des moralisch fragwürdigen Segel- und Plündersports gemausert. Nach 30 Stunden kratzen wir gerade mal an der Oberfläche, können aber jetzt schon attestieren: Die holprige Entwicklungsgeschichte merkt man dem Spiel zwar deutlich an. Aber es macht trotzdem erstaunlich viel Spaß!

Skull & Bones beginnt - wie passend zu seiner holprigen Entstehung - mit einem Schiffbruch. Doch könnt ihr mit einer kleinen Dau gerade noch den brennenden Wrackteilen entkommen. Da das kleine Segelboot aber eher für einen Angelausflug als zur Eroberung der Weltmeere geeignet ist, steuert ihr schnurstracks den nächsten (Piraten-)Hafen an, um aufzurüsten. Natürlich helfen die örtlichen Zimmerleute, Schiffsbauer und Schmiede gerne gegen eine geringe Gebühr und die notwendigen Ressourcen. Also ran an Axt, Sichel und Spitzhacke und auf die Suche nach Materialien gemacht.

Bevor ihr euch nämlich zum neuen Piratenkönig aufschwingt, verbringt ihr einen guten Teil der ersten Spielstunden weniger mit Plündern und Brandschatzen, sondern mit dem mühseligen Sammeln von Rohstoffen in Ufernähe vom Schiff aus. Manch einer wird hier schon die Lust verlieren. Doch durch die zähe Anfangsphase muss man sich einfach durchbeißen. Denn dann macht das Piraten-Abenteuer plötzlich erstaunlich viel Spaß.

Lieber eine Handbreit Wasser unterm Kiel

Habt ihr erstmal genug Material für euer eigenes Gefährt beisammen, steht euch endlich der ganze Ozean offen. Aber der Weg zum Piratenfürsten ist noch weit. Eine ausgearbeitete Kampagne fährt Skull & Bones zwar nicht auf, aber dank zahlreicher Nebenquests, wiederholbarer Aufgaben und einer Geschichte, die euch am roten Faden durch all das zieht, gibt es trotzdem immer genug zu tun.

Neben Silber, Materialien und besserer Ausrüstung für euer Schiff, sammelt ihr so auch Ruf bei den Piraten und schaltet mit der Zeit neue Baupläne für stärkere Schiffe oder wuchtigere Kanonen frei. Und schon seid ihr mittendrin in der Lootspirale (oder besser dem Lootstrudel) von Skull & Bones.

Nüchtern betrachtet bieten die Quests nicht sonderlich viel Abwechslung. Entweder sollt ihr ein bestimmtes Schiff versenken, Ware irgendwo abliefern oder einen Hafen plündern. Das war’s weitgehend schon. Diese Einseitigkeit macht sich vor allem immer auch dann bemerkbar, wenn die Questgeber permanent von Ereignissen erzählen, die an anderen Orten stattgefunden haben, während wir gerade unterwegs waren, und die alle viel spannender klingen als unsere eigenen Aufgaben.

Etliche der Geschichten von Skull & Bones bleiben auffällig austauschbar und unpersönlich. Eine endet etwa damit, dass wir einen Verräter auf See stellen sollen, dem wir schon länger auf der Spur waren. Obwohl die Figur sehr bedeutsam für die Geschichte ist, bleibt sie vollkommen gesichts- und charakterlos. Der große Endkampf findet dann gegen irgendeinen namenlosen Captain X statt. Schade.

Aber noch während man diesen Umstand bedauert, kriegt das Spiel auf einmal wieder die Kurve und überrascht in einer Weise und Eindrücklichkeit, die man nicht erwartet hat und die ihm zum Aushängeschild wird. Denn plötzlich zieht sich der Himmel zu und die See wird rauer. Da brüllt auf einmal der Ausguck im Krähennest: Die gesamte französische Flotte nähert sich uns! Ich bin in eine Falle getappt, die jetzt zuschnappt. Fliehen ist keine Option mehr, also flicke ich notdürftig die Löcher im Rumpf und stelle mich verzweifelt den Franzosen ...

Mittlerweile sind die Wellen bereits höher als der Mast und mit mir tanzen sechs feindliche Schiffe auf den Wellen und versuchen, in eine gute Schussposition zu gelangen. Im letzten Augenblick kann ich meinen Bug noch in eine riesige Monsterwelle drehen und so Schaden am Schiff abwenden. Zwei Franzosen hatten nicht so viel Glück und versinken gerade auf dem Meeresboden. Nach einer intensiven, zehnminütigen Schlacht schwimmt mein Kahn tatsächlich noch, umringt von den Trümmern der französischen Flotte.

Und da merke ich auf einmal, dass Skull & Bones trotz seiner Macken ein richtig gutes Spiel sein kann.

Land in Sicht!

Das beginnt vom ersten Moment an bereits bei seiner grafischen Inszenierung. Das Spiel kann nicht nur mit wunderschönen Sonnenuntergängen und ansprechenden Wassereffekten punkten, sondern auch mit seiner Detailverliebtheit. Nimmt man sich die Zeit und beobachtet seine Mannschaft mal aus der ansonsten extrem unpraktischen Ego-Sicht, dann fällt plötzlich auf, dass die Besatzung nicht einfach nur willkürlichen Handlungen folgt, die sich irgendwann wiederholen, damit es so aussieht als würde jemand arbeiten, sondern wirklich alle auf Kommandos reagieren.

Bei ruhigem Wellengang und geschlossenen Segeln wirkt alles ganz entspannt, aber gibt man per Knopfdruck den Befehl, die Segel zu setzen, kommt auf einmal Bewegung in die Truppe. Matrosen laufen über Deck und gehen ihren Aufgaben nach, ziehen an Seilen, um die Segel im Wind zu halten, und gibt man den Befehl, die Segel zu trimmen, also nochmal eine Art Turbo einzulegen, rennen sie zu den entsprechenden Seilen, um sie händisch straffer zu ziehen und mehr Wind zu fangen.

Auf einmal erscheint es vollkommen logisch, dass das Trimmen Ausdauer kostet und nicht unbegrenzt gehalten werden kann. Die müssen sich ja auch echt anstrengen! Natürlich wiederholt sich das Verhalten der Besatzung irgendwann und ich habe keine Ahnung, ob die Handgriffe auch nur im Ansatz etwas mit echtem Segeln zu tun haben, aber zumindest kauf ich es ihnen ab.

Die riesige Spielwelt fühlt sich organisch und lebendig an. In der Nähe der niederländischen Außenposten stehen Windmühlen, die für authentisches Flair sorgen, in den fernen Bergen lassen sich kleine Siedlungen erkennen, die man nicht mal ansteuern kann, sondern nur der Kulisse dienen, und auf der Suche nach Ressourcen stolpert man auch schonmal über eine Elefantenfamilie, die unweit des Ufers steht.

Da stören irgendwann auch die eintönigen Quests nicht mehr, denn allein das Segeln selbst macht schon dermaßen Spaß, dass es die Reise von einem Hafen zum nächsten wert erscheinen lässt. Weil euer Schiff vom Wind abhängig ist, könnt ihr nicht einfach hinfahren, wo es euch passt, sondern müsst auf die Windrichtung achten und vor der Abreise einen günstigen Kurs planen. Denn wenn ihr in die falsche Richtung geblasen werdet, bleibt euch nichts anderes übrig, als im Zickzack zu fahren und immer wieder den Wind zu kreuzen.

Skull & Bones - Launch-Trailer zum Start des Piraten-Epos

Es geschieht nach zahlreichen Verzögerungen nun wirklich: Das vermeintliche Piraten-Epos Skull & Bones steht kurz vor dem Release; den Launch-Trailer gibt es vorab!

Dadurch werden auch die Kämpfe dynamischer, weil ständig Vor- und Nachteile in der taktischen Vorgehensweise abgewogen werden müssen: Denn wer den Wind im Rücken hat, ist zwar schneller, den meisten Schaden macht aber eine volle Breitseite, für die man sich aber womöglich in eine schlechtere Windsituation bringen muss und dadurch ein leichtes Ziel abgibt. Passt man nicht auf, dann erleidet man schneller Schiffbruch als man denkt und es bleibt nur zu hoffen, dass man sich irgendwie mit einem kleinen Fischerboot retten kann.

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Unterm Strich hatte ich bislang erstaunlich viel Spaß mit Skull & Bones. Mein Abenteuer als Seeräuber ist daher noch lange nicht vorbei. So viel also erstmal zu meinen Eindrücken nach den ersten 30 Stunden. Der Frage, ob das Spiel auch darüber hinaus noch zu motivieren weiß, gehen wir dann im finalen Test nach, den wir so bald wie möglich nachliefern.

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