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Preview - The Alters : Endlich: ein story-lastiges Survival-Game

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Die Macher des Indie-Hits This War of Mine haben mit ihrem nächsten Spiel Großes vor: The Alters wird eine kühne Mischung aus dem Basis-Aufbau von Fallout Shelter, einem Survival-Spiel auf einem feindseligen Planeten wie in Subnautica, aber auch einer stark philosophisch angehauchten Story-Entwicklung wie in, sagen wir mal Detroit: Become Human. Oha! Beim Entwickler in Warschau durften wir die ersten drei Stunden anspielen.

Mit This War of Mine schufen die polnischen Entwickler von 11bit Studios ein Spiel, das bis heute als einzigartig gelten darf. Denn unter der Gameplay-Oberfläche der Survival-Wirtschaftssimulation, in dem man die Gebäuderuine in einer vom Krieg zerstörten Stadt mit gesammelten Ressourcen allmählich zur Heimstatt für die Überlebenden ausbaut, schilderte das Spiel eindrücklich die Entbehrungen und menschlichen Konflikte in Kriegszeiten.

Ihr neues Spiel The Alters baut auf diesem Konzept auf, geht aber gleich mehrere Schritte weiter. Abermals verwaltet ihr eine Basis in der 2,5D-Seitenansicht wie eben in This War of Mine, Fallout Shelter oder auch dem Amiga-Klassiker Mad TV. Um die dafür nötigen Ressourcen zusammenzuklauben bereist ihr aber die offene Welt eines unwirtlichen Planeten, vergleichbar mit einschlägigen Survival-Spielen wie Subnautica, Ark oder auch Death Stranding, dem The Alters optisch auffallend ähnelt. Und wie in Letzterem ist das Geschehen in The Alters in eine surreal anmutende Geschichte gebettet, die philosophisch angehauchte Reflexionen über das eigene Leben anregt.

Survival zwischen This War of Mine und Death Stranding

In der Rolle des Astronauten Jan seid ihr auf einem abgelegenen, unwirtlichen Planeten abgestürzt. Eure gesamte Crew ist tot. Der einzige Hoffnungsschimmer: die Rohstoffe dieses felsigen Himmelskörpers abbauen und in der Basis weiterverarbeiten, bis ihr schlussendlich in der Lage seid, daraus ein neues Raumschiff zu konstruieren, um das Dasein als intergalaktischer Robinson zu verlassen.

Glücklicherweise hat eure Raumbasis den Absturz halbwegs unbeschadet überstanden. Wie in This War of Mine oder XCOM betrachtet ihr sie in der Seitenansicht, um so die unterschiedlichen Sektionen wie die Werkstatt, die Forschungsabteilung oder die Küche anzusteuern, um neue Gerätschaften herzustellen, Technologien zu entwickeln oder Nahrung zuzubereiten. Nach und nach erforscht und baut ihr neue Räume wie eine Unterkunft, ein Gewächshaus oder eine Fabrik für Minengerät.

Um die hierfür benötigten Materialien zu gewinnen, müsst ihr jedoch die Sicherheit eurer Basis verlassen und die feindselige Oberfläche des Planeten betreten. Und an dieser Stelle zeigt sich der erste große Unterschied zu vergleichbaren Spielen: Von der gemütlichen Wirtschaftssimulation mutiert The Alters zum waschechten Survival-Spiel, in dem ihr die zerklüftete Vulkanlandschaft des fremden Planeten erkundet, nach Erzabbaustellen und Gasquellen Ausschau haltet, diese entweder mit der Spitzhacke erntet oder schließlich Bergbaumaschinen installiert, die diese Aufgabe dauerhaft für euch übernehmen.

Wie in Death Stranding entsteht so nach und nach eine komplette Infrastruktur aus Fördermaschinen und den Pipelines, die die gewonnenen Materialien in die Basis transportieren. Doch auch visuell erinnert The Alters in diesen Momenten sofort an den Kojima-Titel: der schwer bepackte Raumfahrer in seiner sperrigen Kluft, die Einsamkeit menschenleerer, bizarrer Einöde, vor allem aber auch die für ein Indiespiel bemerkenswerte Grafikqualität, die mit ihrer bizarren Schönheit von schwarz schillerndem Monolithgestein im blutrot getauchten Licht der Lavaspalten die Bedrohlichkeit dieses menschenfeindlichen Planeten beinahe vergessen lässt.

Endlich: ein Survival-Spiel mit starkem Story-Fokus

Das Außergewöhnlichste an The Alters bildet aber zweifellos seine Geschichte. Während andere Survival-Spiele diese meist eher stiefmütterlich als Randnotiz in Lore und Missionsbeschreibungen auslagern, steht sie in The Alters ganz und gar im Mittelpunkt des spielerischen Erlebnisses.

Denn schon bald stößt Jan an seine eigenen Grenzen, eine ganze Basis samt Minenkolonie in Personalunion zu bewirtschaften. In jedem anderen Aufbauspiel würde man nun einfach neue Siedler rekrutieren und ihren Aufgaben zuteilen. Doch wo diese auf einem unbewohnten Planeten hernehmen?

Dafür erhält Jan die Möglichkeit, gewissermaßen Klone von sich, die sogenannten Alters, aus dem Multiversum anderer Quantendimensionen herbeizurufen. Doch da Jans Leben in diesen Paralleldimensionen nach dem Prinzip des Schmetterlingseffekts von seinem eigenen Lebensweg abweichen, handelt es sich bei den Alternativ-Jans um Variationen seiner selbst mit anderen Biographien, Persönlichkeiten und Fähigkeiten.

Als beispielsweise ein Meteoritenschauer ein lebensgefährliches Leck in den Reaktor reißt, ist Jan mit seinen handwerklichen Kenntnissen überfordert, jenes zu reparieren. Doch ein Blick auf die „Landkarte“ seiner Quantenidentitäten zeigt, dass es in einem anderen Universum einen Alter-Jan gibt, der damals sein Studium der Ingenieurswissenschaften hinschmiss und stattdessen eine Ausbildung zum Mechaniker absolvierte und nun in der Lage ist, den Jan in unserer Welt aus seiner misslichen Lage zu befreien.

Nach diesem Gameplay-Muster geraten wir in der Story von The Alters regelmäßig an Wendepunkte, die neue Jan-Variationen in unsere Station spülen, die über dringend gebrauchte Fähigkeiten, aber auch unterschiedliche Bedürfnisse verfügen: Einer von Jans Alter schlug etwa den Karriereweg als Minenarbeiter ein, was sich beim Abbau der Rohstoffe bezahlt macht, seinen Frust über den harten Job ertränkt er aber gerne im Alkohol, was ihn zu Depressionen und damit häufigen Arbeitsausfällen neigen lässt. Als es uns endlich gelingt, über Funk Kontakt mit der Einsatzleitung auf der Erde herzustellen, muss Jan mit Schrecken feststellen, dass dort seine Exfrau am anderen Ende der Leitung sitzt und gar nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Aber vielleicht gibt es ja in irgendeinem anderen Universum einen Jan, der sich damals nicht von ihr getrennt und daher einen besseren Draht zu ihr hat …

The Alters - Multiple Persönlichkeiten: My Name is Jan Trailer

Im Survival-Game The Alters schlüpft ihr in die Rolle von Jan. Und Jan. Und Jan. Denn auf einem unwirtlichen Planeten ruft ihre alternative Versionen eurer selbst aus parallelen Quantendimensionen zuhilfe.

The Alters gelingt dadurch etwas, das womöglich nur die besten Videospiel-Geschichten schaffen: nicht nur ein spielerisches Konzept (das Rekrutieren sonst meist gesichtsloser Arbeiter für den Wirtschaftskreislauf) in einer persönlichen Geschichte abzubilden. Es regt damit zum Reflektieren über das eigene Leben an und die Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass man sich zu dem Menschen entwickelt hat, der man heute ist.

Wie sähe mein Leben aus, wenn ich mich damals für einen anderen Beruf entschieden hätte? Was, wenn ich mit dieser oder jener Exfreundin noch zusammen wäre? Wäre ich dann glücklich? Und wäre ich dann womöglich eine vollkommen andere Person? Was wäre, wenn ich mir dann selbst begegnen würde – wären wir beste Kumpels oder würde ich diese Person hassen oder verachten, die aus mir in der anderen Realität geworden ist?

Wer sich Fragen wie diese schonmal selbst gestellt hat, der sollte The Alters unbedingt auf dem Schirm behalten. Ein genaues Veröffentlichungsdatum gibt es noch nicht. Die Version, die ich drei Stunden anspielen durfte, machte aber schon einen weit fortgeschrittenen Eindruck, weswegen dem angepeilten Release 2024 für PC, PS5 und Xbox Series nichts mehr im Weg stehen dürfte. Zudem wird das Spiel direkt zum Launch auch im Game Pass enthalten sein.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
The Alters wird seine Spieler zum Nachdenken anregen

Aus dem Überangebot aktueller Survival-Spiele sticht The Alters nicht nur durch die große Erfahrung seiner Entwickler im Genre nach dem wegweisenden This War of Mine heraus, sondern vor allem durch seinen stark story-fokussierten Ansatz. Die Entwickler von 11bit Studios liefern mit der Geschichte nicht nur ein erzählerisches Hintergrundrauschen für die übliche Robinsonade von einem Gestrandeten auf einem einsamen Planeten, sondern einen philosophisch unterfütterten Anlass, das eigene Leben und die Entscheidungen zu reflektieren, die dazu geführt haben, dass man heute dort steht, wo man steht, und die einen zu dem Menschen werden ließen, der man heute ist. Was wäre, wenn der eigene Lebensweg irgendwann eine andere Abzweigung genommen hätte? Das ist die Frage, die sich jeder Spieler von The Alters unweigerlich mehr als einmal stellen wird.

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Doch so viel war eigentlich schon bekannt, wenn man die Berichterstattung zum Spiel seit seiner Ankündigung halbwegs verfolgt hat. Die vorstechende neue Erkenntnis, nachdem es nun erstmals auch ausgiebig anspielbar war, besteht daher vor allem darin, wie gut seine doch recht unterschiedlichen Bestandteile ineinandergreifen: das Sammeln der Rohstoffe, Aufbauen einer planetaren Infrastruktur, die Verwaltung und Erweiterung der Basis und dann eben auch immer die Momente des Innehaltens, den Pläuschen mit den Alters und das Philosophieren darüber, wie unterschiedliche Entscheidungen zu unterschiedlichen Lebensentwürfen geführt haben. The Alters dürfte ein Spiel werden, das seinen Spieler auf mehreren Ebenen zugleich anspricht.

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