Preview - The Outlast Trials : Vorschau: Mehr Splatter als Horror
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Für mich gehört das erste Outlast zu den gruseligsten Spielen, an die ich mich jemals gewagt habe. Darin untersuchte man in der Rolle des Journalisten Miles Upshur eine verlassene Nervenheilanstalt, was schon furchteinflößend genug ausfiel. Doch die völlige Wehrlosigkeit des Charakters gegenüber den bösartigen Kannibalen gab mir den Rest. Der zweite Teil ließ zwar ein paar Federn, schockierte aber noch immer auf durchgehend hohem Niveau. Nach all dem Singleplayer-Schreck jagte mir die Ankündigung von The Outlast Trials umso mehr einen Schauer über den Rücken: ein Koop-Spin-off der Reihe – kann das gutgehen? Nach einigen Runden in der Early-Access-Fassung kann ich diese Frage nur bedingt beantworten ...
Die Einführung von The Outlast Trials weckt zumindest jede Menge Hoffnung. Als eine Art Versuchskaninchen finde ich mich in einer Lagerhalle wieder. Hier hat die aus der Hauptreihe bekannte Murkoff Corporation das Innere einer Villa nachgebaut, in der ich mich der ersten Prüfung stelle. Es gilt, sämtliche Belege meines Daseins auszulöschen, indem ich Dokumente und Habseligkeiten in einen riesigen Häcksler schmeiße. Dabei bin ich nicht alleine, sondern wieder einmal umgeben von blutrünstigen Kannibalen.
Schon nach kurzer Zeit vergesse ich den Versuchsaufbau innerhalb der runtergerockten Halle, so stimmungsvoll setzen die Entwickler von Red Barrels das Ambiente der Villa um. Die Geräuschkulisse in Kombination mit den blutverschmierten Wänden versetzt mich in ständige Alarmbereitschaft, die überall verteilten Roboter mit vermeintlicher Vergnügungspark-Vergangenheit tun ihr Übriges. Nachbauten von Kindern, die sich gegenseitig opfern – das muss man erst mal verkraften ...
Diese dichte Atmosphäre fällt nach dem Abschluss der Tutorial-Mission aber in sich zusammen. Ich finde mich im Schlafraum einer Art Gefängniskomplex wieder, der im Folgenden die Hub-Welt darstellt. Hier halte ich mich mit meinem selbst gebastelten Charakter zwischen den Missionen auf, messe mich im Armdrücken (kein Scherz!) mit anderen Spielern, kaufe Verbesserungen und starte die nächsten Prüfungen.
Prüfungsangst
Besagte Aufgaben können alleine oder mit bis zu drei Freunden gespielt werden. Die Early-Access-Version umfasst die Levels Polizeirevier, Vergnügungspark und Waisenhaus. Am Terminal wähle ich aus diversen Missionen: Die Aufgabenstellungen reichen von „Verräter töten“ bis hin zu „Christliche Lehrmaterialien des Waisenhauses durch unheilige Schriften austauschen“. Daran zeigt sich schon, dass Red Barrels einen fast schon wie Slapstick anmutenden Ansatz verfolgt und Gore vor Grusel stellt.
Wie schon in der Hauptreihe tapse ich völlig wehrlos durch die Levels, die oftmals extrem dunkel ausfallen. Glücklicherweise versorgt mich die Murkoff Corporation mit einer Nachtsichtbrille, die fest am Schädel verschraubt ist. Aktiviert verbraucht sie aber Batterieladung, ebenfalls eine Verbeugung vor den alten Tagen. Überall in den Levels verteilt finden sich glücklicherweise Batterien sowie Medipacks und andere nützliche Items. In meinen Partien kristallisierte sich besonders das Gegenmittel als wichtig heraus. Läuft man in zu viele Fallen oder lässt sich von Feinden mit Giftgas erwischen, erleidet der Charakter eine Psychose. Die Wahrnehmung verschiebt sich, zudem jagt einen der imaginäre Skinner Man – packt der zu, ist der Tod allerdings real.
Die Grundzutaten für packende Horror-Szenarien bietet The Outlast Trials also durchaus. Die ersten Prüfungen, in die ich mich alleine stürze, erzeugen auch stets ein Gefühl der Bedrängnis und Anspannung. Allerdings ist ihnen deutlich anzumerken, dass die Entwickler sie in erster Linie für Multiplayer-Partien konzipiert haben. Allein schon, weil ich teils über 70 Minuten benötige, um sie zu beenden! Die weiteren Beweise lege ich am besten durch ein konkretes Beispiel dar.
Eine Prüfung verlangt danach, eine Person aus dem Zellentrakt der Polizeistation in den Hinrichtungsraum zu bringen und zu exekutieren. Lassen wir die fragwürdige Ausgangslage mal außen vor und blicken auf den Ablauf. Zunächst schleiche ich mich in das Gebäude selbst, dann wird im Sicherungsraum der Trakt entsperrt, in der Tiefgarage der Strom wieder angemacht und anschließend der Kerl auf einem Stuhl in Richtung seines traurigen Schicksals geschoben. Auf dem Weg dorthin braucht es aber drei Schlüssel, um versperrte Tore zu öffnen.
Auf dem Papier sieht das schon nach vielen Einzelschritten aus. Doch in der Praxis fallen sie bisweilen regelrecht mühselig aus. Durch die dunklen Umgebungen verläuft man sich schnell, zumal ständig irgendwelche Feinde durch die Gegend schleichen. Nach einer Flucht kann die Orientierung schon mal gänzlich flöten gegangen sein. Besonders genervt hat mich der Gefängniswächter, der sich mit seinem Elektroprügel regelmäßig an den Eiern kraulte, während er irgendwas davon brüllte, dass dieses Land vor die Hunde geht. Subtil funktioniert anders.
Teamaufgabe
Im Koop hingegen gestaltet sich der Ablauf von The Outlast Trials gänzlich anders. Die Anspannung ist durch den Voicechat weitgehend verflogen. Statt Gruselstimmung steht eher panisches Durcheinander im Mittelpunkt. Mit mit guten Freunden macht das zwar Spaß, doch von der ursprünglichen Outlast-DNA bleibt nur wenig übrig.
Besondere Team-Aktionen erleichtern das Leben weiter. Beispielsweise brechen wir Türen gemeinsam auf und umgehen Hindernisse mit einer Räuberleiter. Schränke und Kisten, die Verstecke bieten, bleiben aber freilich limitiert. Kommt also mal wieder ein Gegner aus einer Tür im Rücken eures Teams, geht der Wettlauf los: Wer versteckt sich und wer bleibt auf der Strecke? Denn letztlich gilt auch im Koop: Ihr müsst den Mutanten nicht töten, sondern ihm nur entkommen. Und dabei ist jeder sich selbst der Nächste.
Wehrlos? Nicht ganz
Als ich vorhin behauptet habe, wie in der Hauptreihe gänzlich wehrlos zu sein, war das nicht ganz richtig. Im Spielverlauf werden die sogenannten Vorrichtungen freigeschaltet: spezielle Geräte, mit denen sich Gegner betäuben oder blenden lassen. Durch die relativ lange Wiederaufladezeit will der Einsatz aber gezielt geplant werden. Die Skills der Apothekerin hingegen gewähren dauerhaft aktive Boni: Unter anderem rettet sie Teamkameraden, die sich im Griff eines Gegners befinden, durch einen beherzten Tritt oder sorgt für eine leichte Lebensregeneration.
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Selbstverständlich dürfen bei einem Multiplayer-Titel kosmetische Aufhübschungen des eigenen Charakters nicht fehlen. Damit die Designs nicht zu sehr mit dem Splatter-Szenario brechen, beschränken sich die Klamotten auf zerfetzte Hosen und Pullis in diversen Farben und Formen. Deutlich alberner geht es hingegen zu, wenn ihr euer Schlafzimmer anpasst. Bunte Tapeten, Plattenspieler, Fernseher und viele andere Deko-Objekte können gegen Ingame-Währung erworben werden. Je besser das Abschneiden in den Prüfungen ausfällt, umso reicher fallen die Belohnungen aus. Die geschmacklich komplett katastrophalen Raumkreationen sehen dann die anderen Spieler in der Sitzung – bemitleidenswert!
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