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Test - Turtle Beach Stealth Pro : Nach langer Zeit: Vorstoß ins High-End-Lager

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Es ist schon einige Jahre her, dass Turtle Beach bei den High-End-Gaming-Headsets mitgemischt hat. Seit dem Elite 800 vor sieben oder acht Jahren hat sich der Hersteller vorrangig um den mittleren Preisbereich zwischen 100 und 200 Euro gekümmert und war dort vor allem bei Konsolenspielern dank der Modelle Stealth 600 und 700, gefolgt von mehreren Revisionen, überaus erfolgreich. Nun hat sich Turtle Beach ein Herz gefasst und stößt mit dem Stealth Pro für satte 329,99 Euro wieder in die High-End-Klasse vor.

In diesem Preissektor um und jenseits der 300 Euro muss sich Turtle Beach zwar seltener, aber überaus kompetenter Konkurrenz stellen. Immerhin tummeln sich dort Headset-Titanen wie das fast audiophile, aber unbequeme Audeze Penrose, das schon lang etablierte, aber lange nicht upgedatete Astro A50 und das erst vor einigen Monaten erschienene SteelSeries Arctis Nova Pro. Damit wird schon klar, dass sich Turtle Beach beim Stealth Pro keine Schwächen leisten kann. Und auf der Playstation 5 spielt auch noch das gute, wenn auch nicht perfekte Sony Inzone H9 im Brüllbügelsandkasten mit.

Wie wichtig Turtle Beach das neue Headset ist, wurde spätestens dann klar, als uns unser Testmuster nicht lapidar per Paketdienst zugeschickt wurde, sondern einer der Product Manager selbst in unserem Office erschien, um uns das Headset vorzustellen. Seitdem hatten wir einiges an Zeit, uns mit dem Stealth Pro zu beschäftigen und können attestieren, dass Turtle Beach vieles richtig gemacht hat.

Sei es drum. Das Wireless Gaming-Headset Turtle Beach Stealth Pro gibt es in zwei Varianten, eine für Xbox und eine für Playstation. Auch wenn die Bezeichnungen es anders suggerieren, kann das Headset aber auch an anderen Plattformen kabellos betrieben werden. Zumindest die Xbox-Varianten läuft auch an PC, Nintendo Switch, Playstation-Konsolen und mobilen Geräten.

Die Playstation-Variante lässt – obwohl weitgehend baugleich – zumindest im Datenblatt die Xbox-Konsolen komplett aus. Ob das eine Lizenzgeschichte ist oder doch umgehbar, konnten wir anfangs leider nicht beurteilen, da wir die Xbox-Variante erhalten haben. Auf Rückfrage wurde uns mitgeteilt, dass die Playstation-Variante zwar an der Xbox genutzt werden kann, allerdings nur Sound liefert und keinen Voice-Chat ermöglicht. Prinzipiell hat die Xbox-Variante damit also einen etwas größeren Funktionsumfang.

Das Turtle Beach Stealth Pro ist als Wireless-Headset konzipiert. Ein externes Sendemodul wird per USB an PC oder Konsole angeschlossen und versorgt das Headset kabellos mit Audiodaten. Beim Xbox-Headset gibt es am Sender naturgemäß einen Umschalter – den Xbox-Modus für die Microsoft-Konsolen sowie den PC-Modus für alle anderen Geräte. Bekannterweise kocht Microsoft hinsichtlich des Wireless-Betriebs ja ein Extrasüppchen. Zudem befindet sich am Sender auch noch ein USB-Ladeanschluss.

Der Sender dient zugleich als Akku-Ladestation. Ähnlich wie das SteelSeries Arctis Pro Wireless arbeitet auch das Stealth Pro mit zwei Wechselakkus – einer befindet sich im Headset, der anderen lädt im Sendemodul. Ist der Headset-Akku leer, tauscht ihr ihn einfach gegen einen geladenen aus dem Sender aus. Der Akku befindet sich hinter der linken Blende, die mittels Magnetverschluss mit einem schnellen Handgriff abgenommen werden kann.

Bei einer Laufzeit von 12 Stunden pro Akku solltet ihr somit kaum in Nöte geraten und selbst wenn doch, könnt ihr dank Quick-Charge binnen 15 Minuten genug Saft für drei Stunden nachtanken. Zudem liegt noch ein USB-C-Ladekabel für den absoluten Notfall dabei. Letzteres könnt ihr natürlich auch nutzen, wenn ihr mit dem Headset unterwegs seid und es beispielsweise an einem Notebook direkt anklemmen wollt. A propos unterwegs: ein Stofftransportbeutel gehört auch noch zum Lieferumfang.

Neben der 2.4-Ghz-Wireless-Verbindung verfügt das Stealth Pro zudem noch über BlueTooth 5.1, sodass euer Repertoire an nutzbaren Geräten noch weiter aufgestockt wird, zum Beispiel um mobile Geräte. Wireless und BlueTooth können dabei parallel betrieben werden. So könnt ihr beispielsweise beim Zocken auch noch Anrufe entgegen nehmen oder Musik von eurem Smartphone hören, ohne auf den Spielsound verzichten zu müssen. Zudem könnt ihr euer Headset via BlueTooth auch jederzeit mit der für iOS und Android verfügbaren App Turtle Beach Audio Hub steuern und konfigurieren. Die App gibt es nebenher natürlich auch noch als Windows-Version für den Betrieb am PC.

Das Headset selbst beweist erneut, dass sich Turtle Beach seit der Gen 2 der kleineren Stealth-Headsets endlich vom Billigplastik verabschiedet hat und auf eine hochwertigere Verarbeitung setzt. Ein verstärktes Metallkopfband bildet die Basis für die drehbar angebrachten Ohrmuscheln. Weiche Kunstlederbezüge verbergen die ebenfalls weichen Memory-Foam-Polster – natürlich wieder mit dem ProSpecs-System, das es Brillenträgern etwas bequemer machen soll. Die Verarbeitung und Haptik macht insgesamt einen ordentlichen Eindruck, das Headset ist insgesamt bequem und lässt sich auch über mehrere Stunden gut tragen.

Bei den Bedienelementen ist Turtle Beach die Sache etwas sparsamer angegangen. Ein Kritikpunkt am Elite 800 war damals die überladene und übersensible Bedienung, das ist nun nicht mehr der Fall. Die linke Seite beherbergt lediglich das Akkufach sowie das abnehmbare Boom-Mikrofon mit Flip-to-Mute-Funktion und gut spürbarem Schaltpunkt. An der rechten Seite befinden sich drei Tasten (Modus, On/Off und BlueTooth). Die drehbare Außenblende dient zur Lautstärke und Game-Chat-Balance-Regelung. Hinzu kommt in der Mitte der Blende eine Taste zur Aktivierung der Active Noise Cancellation. Ansonsten gibt es rechts nur noch den USB-C-Port für den Fall, dass man mit dem Kabel laden möchte.

Praktisch: wenn euch die Belegung der Bedienelemente nicht behagt, könnt ihr in der App, bzw. der Software andere Belegungen konfigurieren. Übrigens werden alle Einstellungen direkt auf dem Headset gespeichert, sodass ihr nicht immer alles neu einstellen müsst, falls die App nicht aktiv ist.

Wo wir eh gerade dabei sind: das Turtle Beach Audio Hub spendiert euch ein ganzes Füllhorn an Einstellmöglichkeiten. Neben den Optionen, die ihr ohnehin am Headset direkt einstellen könnt, findet ihr dort noch mehr, darunter ein 10-Band-Equalizer, der auch eigene Presets ermöglicht, Mikrofoneinstellungen von der Empfindlichkeit bis hin zum Monitoring, einen Schieberegler für die Wirkung der Active Noise Cancellation, Ladestandsanzeige und noch so einiges mehr. Die App ist simpel bedienbar und hinreichend übersichtlich. Beim Connecten via BlueTooth kann es allerdings ein paar Sekunden dauern, bis die Verbindung hergestellt und alle Einstellungen synchronisiert sind. Aber da fummelt man im Normalfall ja eh nicht dauernd dran herum.

Die bereits erwähnte Active Noise Cancellation ist eine erwähnenswerte Eigenschaft des Headsets, zumal Turtle Beach sie als bisher effektivste Technik bei Gaming-Headsets anpreist. Und immerhin, die ANC filtert bis zu 25 dB heraus, beim Konkurrenten von SteelSeries sind es beispielsweise nur 16 dB. Und das Ganze funktioniert ziemlich gut, zumal unterstützt von den Polstern der Ohrmuscheln. Für den einen oder anderen sicherlich ein echter Pluspunkt.

Beim Mikrofon setzt Turtle Beach auf eine Doppellösung. Zum einen gibt es das bereits erwähnte abnehmbare Boom-Mikrofon mit einem Frequenzbereich von 100-8.000 Hz, das eine ziemlich saubere Sprachqualität abliefert und kaum Umgebungsgeräusche erfasst. Die Positionierbarkeit des Mikrofonarms geht in Ordnung, auch wenn es sicherlich bessere Lösungen gibt. Hinzu kommen als Alternative zwei integrierte Mikrofone. Die sind okay, aber für den normalen Betrieb würden wir dennoch das Boom-Mikrofon empfehlen – es liefert einfach die bessere Qualität.

Was fehlt noch? Ach ja, der Klang. Turtle Beach verbaut im Stealth Pro wuchtige 50-mm-Treiber, die angeblich handverlesen aufeinander abgestimmt sind. Okay, glauben wir einfach mal. Die Treiber decken einen Frequenzbereich von 10 bis 22.000 Hz ab, das ist etwas mehr als der übliche Standard von 20 bis 20.000 Hz und entspricht etwa der Konkurrenz (wohlgemerkt im Wireless-Betrieb).

Turtle Beach Stealth Pro - Produkt-Trailer zum neuen Multiplattform-Headset

Turtle Beach lässt nicht locker. Nach dem Stealth 700 Gen 2 Max, das Konnektivität für alle Plattformen beinhaltete, kommt nun das Stealth Pro und will vor allem klanglich noch eins draufsetzen.

Erfreulich ist, dass sich Turtle Beach endlich von der Überpräsenz der Bässe verabschiedet hat, was zumindest bei früheren Modellen immer wieder ein Problem war. In der neutralen Einstellung des Signature-Sounds zeigt sich das Klangbild als erfreulich ausgewogen mit einer breiten Bühne und hohem Detailgrad. Wer etwas mehr Wumms haben will, kann jederzeit über die Presets noch Booster für Bässe, Höhen oder Sprache/Gesang zuschalten oder halt via EQ eigene Presets erstellen.

Wir empfanden die Standard-Einstellung aber als überaus brauchbar. Bei Spielen ist genug Wucht vorhanden, um beispielsweise Feuergefechte ordentlich krachen zu lassen. Die Sprachverständlichkeit ist gut, so ziemlich jedes Detail ist gut zu hören. Auch die Richtungswahrnehmung klappt gut, zumal ihr wie gewohnt in der Einstellung Superhuman Hearing noch bestimmte Frequenzbereiche absenken könnt, um leisere Geräusche besser wahrzunehmen.

Positiv waren wir zudem von den Qualitäten des Headsets bei Musik oder Filmen überrascht. Akustische Instrumente kommen gut und klar zur Geltung, die Mitten haben hinreichend Biss und die Bässe sind nicht überpräsent, aber warm und kräftig. Auch hier könnt ihr mittels EQ natürlich noch mehr herausholen, aber wir waren mit den Standard-Einstellungen tatsächlich sehr zufrieden.

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