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Special - Frauendarstellung : Frauensache

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Außerdem muss auch bedacht werden, dass „problematische“ Darstellungsweisen in der Regel nur im Zusammenhang mit weiblichen Protagonisten genannt werden – über halb nackte, stereotype Männer in Videospielen wird eigentlich nie groß diskutiert:

„Ich weiß gar nicht, ob ich hier generell von schlimm oder gut sprechen würde. Stark sexualisierte Frauen in Spielen wie Dead or Alive sagen im Grunde mehr über die Männerwelt aus als über mich. Gelegentlich frage ich mich natürlich schon, ob eine übertriebene Oberweite wirklich nottut. Andererseits freue ich mich auch über einen attraktiven Spielhelden. Die Sexismusvorwürfe werden in der Spielszene lustigerweise immer nur in eine Richtung laut. Viele männliche Spielehelden sind aber muskelbepackte Halbgötter – ich hab ja auch nichts dagegen, wenn die mal ihr Hemd ausziehen.“ (Marion Lenke, 33, ehemalige Spieleredakteurin, jetzt Online-Redakteurin bei FOCUS Online)

Beeinflussung in der Spielwahl?

Bisher ist deutlich geworden, dass der Großteil unserer Gesprächspartnerinnen eine sehr tolerante Haltung gegenüber einer auffallend anzüglichen Frauendarstellung haben. Doch kann eine zu negative Darstellung von weiblichen Protagonisten dazu führen, dass Frauen ein derartiges Spiel erst gar nicht kaufen? Zumindest bei fast allen unserer Befragten nicht:

„Da mir bisher noch keine negativen Darstellungsweisen aufgefallen sind, beeinflusst dieses Kriterium nicht meine Spielwahl.“ (anonym, Spiele-PR, 27)

„Von so was mache ich meine Kaufwahl nicht abhängig.“ (Stefanie Gross, 24, Biologin)

„Solange mir das Spiel gefällt, ist es mir egal.“ (Ann-Kathrin)

„Ich glaube, um mich vom Kauf eines Spiels abzuhalten, muss die Frauendarstellung schon sehr negativ sein, aber ich vermute, dann würde mich das Spiel sowieso nicht interessieren.“ (Annegret Mehlfeld)

Es gab aber durchaus Personen, die von derartigen Spielen Abstand nehmen würden, jedoch aus unterschiedlichen Gründen:

„Ja, allerdings ist ein schöner Körper für mich erst mal nichts Negatives. Ich will aber keine Halbidiotin steuern, die bei jeder Gefahr in Tränen ausbricht.“ (Marion Lenke)

„Ich habe zum Beispiel Spiele der OneeChanbara-Reihe gar nicht erst ausprobiert, obwohl es mir rein spielerisch hätte gefallen können. Das ganze Image hat mich von vorneherein einfach nicht angesprochen und mir das Gefühl vermittelt, dass die Spiele nicht ernst zu nehmen sind […].“ (Nina Schild)

„Ja, auf jeden Fall. Das ist mir allerdings noch nicht passiert.“ (Aisha Dismond)

Sexy Hexy vs. Dummchen

Die Darstellung von weiblichen Charakteren erfolgt durchaus sehr unterschiedlich. Wir möchten daher nicht nur wissen, was unsere Teilnehmerinnen von sehr aufreizenden Protagonistinnen halten, sondern auch, wie ihre Einstellung zu hilfsbedürftigen Charakteren, wie zum Beispiel Peach, oder starken Power-Frauen ist. Finden sie die eine Darstellung besser oder schlechter als die andere? Ein weiteres Mal empfinden die meisten unserer Teilnehmerinnen jegliche Darstellungsweisen als unproblematisch, sie gehören in gewisser Weise einfach zur Vielfalt der Videospielwelt dazu:

„Weder noch. Um auf deine Frage davor noch einmal einzugehen: Würde ich tatsächlich eine dieser Frauendarstellungen als schlechter oder gar negativ einschätzen, hätte ich wahrscheinlich viele geniale Spiele verpasst. Entwickler sollten die Freiheit haben, ihre Figuren so darzustellen, wie sie es für richtig empfinden und es ihren Vorstellungen entspricht. Mir macht es immer wieder Spaß, in Super Mario Land als Mario Prinzessin Peach zu retten. Trotzdem finde ich es gut, dass sich Frauen wie Anita Sarkeesian mit dem Thema 'Frauen in Videospielen' kritisch auseinandersetzen. Sie legt ihre Meinung zu dem Thema offen dar so wie ich jetzt. Dafür sollte niemand verurteilt werden.“ (anonym)

„Hilfsbedürftige 'Dummchen' können zwar nerven, sind aber ein Element vieler Videospielklassiker und somit in einigen Serien unverzichtbar. Starke Power-Frauen können schnell überzogen wirken, allerdings betrifft gerade das auch viele männliche Charaktere. Insgesamt gibt es hier für mich persönlich kein besser oder schlechter, nur eine individuell stärker oder auch schwächer ausgeprägte Stereotypisierung, die von Spiel zu Spiel variieren kann.“ (Klara Linde)

Andererseits gibt es auch Meinungen, die alle genannten Darstellungsweisen für verbesserungswürdig halten, da sie zu übertrieben sind und so zu einem verfälschten Frauenbild beitragen, das durchaus als negativ empfunden wird. Auch ist eine facettenreichere Darstellung von Charakteren gewünscht – ganz egal, ob weiblich oder männlich:

„Ich finde beide Darstellungsweisen ein bisschen problematisch, weil sie oft ausufern. Power-Frauen, wie zum Beispiel Lightning aus FFXIII, sind oft übertrieben cool, was ich genauso nervig finde wie irgendwelche hilfsbedürftigen Prinzessinnen, die kontinuierlich vor irgendetwas/-wem gerettet werden müssen.“ (Stefanie Gross)

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„Es ist zumeist eine sehr differenzierte Darstellung. ENTWEDER das eine ODER das andere. Nie gibt es eine 'normale' Frauenperson wie im normalen Leben. Eine Person, die also mittelmäßig kräftig ist und nicht hilfsbedürftig (als Beispiel). Das schafft den Eindruck, dass es nur diese zwei Sparten von Frauen gibt, also ist es recht negativ.“ (Ann-Kathrin)

„Ich denke, beide Extreme sind einfach (in den meisten Spielen) Stereotypen, die man bequem immer wieder verwenden kann, ohne sich mehr Gedanken machen zu müssen. Es nervt mich meistens total, wenn Charaktere (egal ob weiblich oder männlich) nur eindimensionale Pappaufsteller sind. Ob jetzt extrem hilfsbedürftig oder schwer bewaffnet, spielt da für mich keine Rolle. Frauen in Videospielen dürfen gerne eins von beiden sein, aber es sollte eben nicht ihre einzige Charaktereigenschaft sein.“ (Aisha Dismond)

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