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Test - The Second Guest : Schaurig, schattig, schön?

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Ähnlich wie bei den Rätseln hapert es in vielen kleineren Details an der Logik. So werden zum Beispiel Tatsachen vorausgesetzt, die der jeweilige Charakter gar nicht wissen kann. Aber auch textliche Probleme, wie falsche Ortsangaben und unkorrekte Wiedergaben von vorangegangenen Aktionen, sind nicht besonders förderlich für einen Kriminalfall. Es sind alles kleinere Makel, die sicher nicht dazu führen, dass man das Spiel in die Ecke werfen möchte, dennoch wäre hierbei eine saubere Nachkontrolle nett gewesen. All diese kleinen Fehler fallen zu Beginn des Spiels noch nicht ins Gewicht. Aber im späteren Verlauf, wenn es auf Details ankommt, werden sie zu einem wirklichen Ärgernis.

Hilfe, ich brauche Hilfe!

Solltet ihr einmal nicht weiterkommen, gibt es eine interessante Hilfestellung. Anhand von Gedichten, die mit Worträtseln versehen sind, werden Bildhinweise zu benutzbaren Objekten in der Umgebung gegeben, die auch Hinweise zum nächsten Schauplatz sein können. Diese Hilfen könnt ihr jederzeit durch einen Klick auf euer Tagebuch aufrufen. Ein Problem ist sicherlich, dass die Rätsel oftmals nicht weiterhelfen, um die Geschichte aufzudröseln, da sie wenig bis gar nicht mit ihr verknüpft sind, sondern losgelöst davon als Nebenaufgaben anzusehen sind. Eine nennenswerte Hilfe ist darüber hinaus eine Gebietskarte, mit der man zwischen den besuchten Schauplätzen wechseln kann. Gute Idee, denn unser Jack ist kein Sprinter, sondern wandert mit der Schnelligkeit einer Schildkröte durch die Szenerien.

Versierte Spieler werden in gut vier Stunden mit The Second Guest durch sein, Einsteiger nach maximal fünf bis sechs Spielstunden. Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Die Gesamtgeschichte teilt sich insgesamt in fünf Episoden auf. Der vorliegende Erstling ist für knapp 20 Euro zu haben und alle weiteren Episoden sollen nicht mehr als zehn Euro kosten. Man kann ohne Probleme mit einer späteren Episode starten, denn die Geschichte bis zu der jeweiligen Folge wird per Hörspiel direkt mitgeliefert. Ob und wann The Second Guest tatsächlich fortgesetzt wird, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.

Zeichenkunst und Sprecherstars

Man kann bei diesem Adventure ordentlich die Kritikkeule schwingen. Diese schlägt jedoch nicht auf Grafik, Atmosphäre und das komplette Klangpaket ein. Denn das sind die Stärken des Spiels. The Second Guest ist ein richtig schön skurriles und düsteres Abenteuer in einer 2-D-Comic-Grafik. Genau diese altbacken wirkende Optik verströmt eine herrliche Atmosphäre. So fühlt man sich stetig an den Stil eines Tim Burton erinnert oder gar an das Universum von H. P. Lovecraft. Das ist zwar nicht jedes Spielers Sache und Grafikfanatiker werden damit erst recht nicht leben können, aber es hat für Gesinnungsgenossen seinen Charme und sein Flair.

Die eigens für das Spiel komponierte Hintergrundmusik ist subtil und sorgt für die passende gruselige Stimmung. Das Prunkstück von The Second Guest ist eindeutig die Vertonung. Sämtliche Dialoge sind erstklassig eingesprochen worden. In diesem Punkt hat Entwickler Twice Effect keine Kosten und Mühen gescheut. Unter anderen sind die Synchronsprecher David Nathan (Johnny Depp) und Oliver Rohrbeck (Justus Jonas, Ben Stiller) zu hören. Das Spiel hat nicht nur einen Touch Hörspielcharakter, es ist gewissermaßen auch eines. The Second Guest wurde in Zusammenarbeit mit Oliver Rohrbeck nämlich komplett als Hörspiel aufgenommen.

Fazit

Erik Rössler - Portraitvon Erik Rössler
Man braucht nicht darüber zu diskutieren, dass The Second Guest etliche, teilweise eklatante Fehler beinhaltet, die besonders alteingesessenen Adventure-Fans die Haare zu Berge stehen lassen. Aber dennoch, es ist ein kleines Spiel für einen kleinen Preis von einem kleinen deutschen Entwicklerstudio, das zumindest mit viel Herzblut an diesem Titel geschraubt hat. Denn Atmosphäre und Grafikstil passen sehr gut und der Sound, in Form von Musik und Vertonung der Dialoge, ist erstklassig. Als Hörspiel wäre dieser Serienstart sicher ein echter Leckerbissen geworden. Als Computer-Spiel aber bedarf es noch einiger grundlegender Überarbeitungen. Eventuell glückt dies ja bei der Fortsetzung, sollte sie in Produktion gehen. Es bleibt am Ende leider nur ein netter Versuch, dem man seine Liebe seitens der Entwickler anmerkt, der spieltechnisch aber nicht überzeugt. Wirklich schade und sehr bitter. Ein gutes Hör-, aber noch unfertiges Computer-Spiel!

Überblick

Pro

  • schöne Geschichte
  • tolle düstere Atmosphäre
  • passende Comic-Grafik im Stile Tim Burtons
  • skurrile und teils witzige Charaktere
  • Sprecherprominenz mit Oliver Rohrbeck und Co
  • gute Musikuntermalung
  • Hotspots und Schnellreisefunktion

Contra

  • Spielzeit zu kurz
  • steife Bewegungen der Charaktere
  • holpriges bis schlechtes Rätsel-Design
  • spärlich vorhandene Filmsequenzen
  • Denkspiele zu einfach
  • wenige Interaktionsmöglichkeiten
  • optimierbare Steuerung
  • kein schnelles Laufen des Charakters
  • Logikprobleme
  • fehlender roter Faden im Spiel
  • von der Geschichte losgelöste Rätsel

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