Test - Baphomets Fluch 3 : Baphomets Fluch 3

Verwöhnung für Augen, Ohren und Hände
Mit einem Vorurteil räumen die Entwickler von Revolution endgültig auf: Adventures müssen nicht zwangsläufig schlecht aussehen. Obgleich 'Baphomets Fluch 3' auf der mittelmäßigen Renderware-Engine basiert, kann das Spiel optisch rundum beeindrucken. George, Nico und alle anderen Charaktere verfügen über natürliche Gesichtszüge und bewegen sich sehr menschlich; die Animationen - ob Laufen, Hangeln oder Springen - wirken allesamt rund und flüssig.

Üppig mit Details ausgestattet wurden beinahe alle Umgebungen. In der Wohnung des Hackers vom Beginn hängt ein Poster von 'Baphomets Fluch' an der Wand, in einem NewAge-Geschäft ist von Postkarten bis hin zu Gedicht-Bänden wirklich alles zu finden, was man eben auch in der Realität dort erwarten würde. Natürlich kann eine 3D-Engine noch nicht den Detailgrad von gezeichneten 2D-Hintergründen erreichen, 'Baphomets Fluch 3' kommt dem momentan möglichen Optimum jedoch sehr nahe. Und das übrigens, ohne die Hardware übermäßig zu beanspruchen, denn sogar auf Rechnern unterhalb der 1-GHz-Grenze läuft das Spiel in niedrigen Auflösungen problemlos.

Größtes Lob verdienen sich wie in den Vorgängern Musik und Sprachausgabe. George und Nico erklingen in der deutschen Version wieder mit den Stimmen von Alexander Schottky und Franziska Pigulla aus den Lautsprechern, die motiviert wie eh und je ihre Texte gesprochen, oder besser: geschauspielert haben. Beide überzeugen mit subtilem Humor und vermitteln sehr schön den etwas tollpatschigen Charakter von George sowie die freche Seite der früher so schüchternen Nico. Im Hintergrund ertönt bei besonderen Ereignissen atmosphärische Hintergrundmusik, welche zwar nicht mehr aus der Feder von Barrington Pheloung stammt, aber trotzdem einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Nicht zuletzt ist auch die Steuerung im Gegensatz zu 'Monkey Island 4' oder 'Grim Fandango' gut gelöst: Sowohl mit der Tastatur als auch mit einem Gamepad lassen sich George und Nico sehr direkt dirigieren. Vier nebeneinanderliegende Tasten dienen zur Kontrolle der Funktionen, am häufigsten werdet ihr die Knöpfe für Benutzen und Anschauen verwenden. Probleme entstehen höchstens bei den zahlreichen Wechseln der vorgegebenen Kamera-Perspektiven, weshalb ihr euch manchmal in die falsche Richtung bewegt.

Enttäuschend für Fans der Reihe
Obwohl 'Baphomets Fluch 3' ein außerordentlich gutes Spiel ist, kommen wir nicht umher, allen Fans der ersten beide Teile ein paar warnende Worte mit auf den Weg zu geben: 'Baphomets Fluch 3' ist anders als seine Vorgänger. Es ist keine echte Fortsetzung, sondern viel mehr ein neues Spiel. Wären da nicht George und Nico - die allerdings nur anhand ihrer Stimmen zu identifizieren sind - sowie zwei vertraute Locations und vereinzelte Insider-Gags, könnte 'Der schlafende Drache' auch gut ohne seinen prominenten Titel auskommen.

'Baphomets Fluch 3' fehlen viele Bestandteile, welche die Serie berühmt gemacht haben. Allem voran mangelt es an dem typischen und einzigartigen Flair: Statt mit Tempel-Rittern und Schätzen habt ihr es nun mit einigen durchgeknallten Freaks und seltsam anmutenden Kräften der Erde zu tun. Statt ins Mythische driften Story und Atmosphäre eher ins Esoterische, Sciencefictionhafte ab.

Des Weiteren lässt das Adventure die Lebhaftigkeit seiner Vorgänger vermissen. Wer das irische, so lebensnahe Loch Marne geliebt hat und es nun mit dem englischen, klinisch toten Glastonbury vergleicht, der wird die ein oder andere Träne nicht zurückhalten können. Kaum ein anderes Beispiel könnte besser zeigen, wie sehr sich Computerspiele in den letzten Jahren gewandelt haben.

Auch das Gameplay ist nicht mehr wiederzuerkennen: Weg von faszinierenden, ausufernden Gesprächen mit echten Persönlichkeiten hat Revolution den Schwerpunkt hin zu simplen Rätseln und Kletter-Passagen gerückt. 'Baphomets Fluch 3' tendiert damit mehr in Richtung Mainstream und schlägt auf diese Weise einen vollkommen anderen Weg ein als seine Vorgänger.

Schließlich werden Profis das Spiel ganz einfach zu schnell bewältigt haben. Während Einsteiger und Gelegenheits-Abenteurer mit 15 bis 20 Stunden wohl ganz gut bedient sind, können Profis schon nach gut zehn Stunden den Abspann betrachten.